E-Mobilität an der Hochschule Flensburg: Zwei Doktoranden erzählen.

E-Mobilität an der Hochschule Flensburg: Zwei Doktoranden erzählen.

Mike Königs und Steffen Breser promovieren als eine der wenigen jungen Menschen in Deutschland an einer Hochschule. Beide sind Experten für elektrische Antriebe, beide forschen in Flensburg zu ähnlichen Themen. Und trotzdem stehen ihre Projekte in Konkurrenz zueinander.

Steffen Breser und Mike Königs gehören zu einer seltenen Spezies: Sie promovieren an einer Hochschule. Von den 192.270 Menschen, die 2020 in Deutschland ihren Doktortitel gemacht haben, taten das nur rund 2000 an Hochschulen, an Fachhochschulen waren es weniger als 200. „Als klar war, dass bei Professor Löhlein eine Promotionsstelle verfügbar ist, wollte ich die unbedingt haben“, sagt Breser. Beide folgten Bernd Löhlein von der TU Kaiserslautern in den Norden.

Steffen Breser forscht im Bereich der E-Mobilität

Promovieren ist für Steffen Breser an einer Hochschule ein wenig umständlicher.

Allerdings müssen Steffen Breser und Mike Königs für die Promotion einen Umweg gehen. Da nur wenige Hochschulen das Promotionsrecht haben, schreiben sie ihre Doktorarbeiten zwar bei Professor Löhlein, beurteilt wird sie allerdings an einer Uni. Mit Löhlein arbeiten sie auch im Projektbüro zur E-Mobilität im Technologiezentrum Flensburg zusammen – ihre Projekte allerdings stehen gewissermaßen in Konkurrenz. „Bei mir geht es um die bessere Kühlung Permanentmagnete“, sagt Mike Königs. Die Magnete werden in Elektromotoren verbaut. Das Problem: Je wärmer die Magnete werden, umso schlechter arbeiten sie. „Es ist extrem wichtig, den Magnet so kalt wie möglich zu halten. Wenn er zu warm wird, kann er sogar zerstört werden“, erklärt der 28-Jährige.

Viele Ideen für die E-Mobilität

Breser hingegen hat einen Motor entwickelt, der ganz ohne Magnete auskommen soll. „Das hat zum einen den Vorteil, dass wir nicht auf die Verfügbarkeit seltener Erden angewiesen sind. Und zum anderen muss der Rotor nicht aktiv gekühlt werden.“ Bresers Ziel: ein günstiger Motor, der für den breiten Massenmarkt zugänglich ist. „Der Prototyp ist bereits gebaut“, verrät er. Nach der Dissertation will er in die Industrie, am besten zu einem Autobauer oder -zulieferer.

Mike Königs will sich vielleicht sebständig machen.

Königs denkt indes darüber nach, sich im Bereich der Antriebstechnik selbständig zu machen. „Da gibt es hier in Flensburg sehr gute Möglichkeiten, um sich relativ risikofrei auszuprobieren. Das gibt es so im Süden nicht“, sagt er. In jedem Fall wollen beide in ihrem Kernbereich bleiben. Denn auch wenn sie selbst eher über das technische Interesse zu ihrem Studiengang gekommen sind, beschäftigt sie auch das Thema Energiewende. „Das war zu meinem Studienbeginn noch gar nicht so groß“, so Königs. Die Entwicklung zu mehr Bewusstsein in Sachen Klimaschutz findet er aber gut. „Ich will was verändern“, betont er. „Die technischen Lösungen dafür haben wir. Wir können sehr viel – politisch dürfen wir aber noch sehr wenig. Das ist manchmal frustrierend.“

Breser erzählt, dass er sich schon früh im Studium dafür entschieden hat, bei der Mobilitätswende mitmachen zu wollen. Und wenn das optimal klappt, fährt vielleicht in naher Zukunft ein Auto mit einer Idee aus Flensburg über deutsche Straßen – mit oder ohne Magnete.

TEXT Robert Otto-Moog
FOTO Christina Kloodt