Die Texterschmiede

Die Texterschmiede

„Ideen, die auf allen Kanälen funktionieren“

Projektleiterin Susanne Lesser und Schulkoordinatorin Nicole Petrucela von der Texterschmiede in Hamburg-Hammerbrook erwarten an diesem Montag­spätnachmittag ihre Schüler: Jährlich bis zu 44 junge Frauen und Männer, die Werbetexter werden wollen. „Texter sind gesucht, die Branche boomt!“ sagt Susanne Lesser – wer nach der sehr kurzen Ausbildung von einem Jahr die Schmiede verlässt, hat beste Aussichten, einen Job zu bekommen.

Vorher müssen sie durch einen Copytest – vier bis fünf „Kreativaufgaben“ lösen, um dann zum „Top-60-Tag“ eingeladen zu werden 

Tagsüber arbeiten die angehenden Werbetexter in Hamburger Werbeagenturen – hängen also an die 40-Stunden-Woche im Beruf noch einmal 20 in Hammerbrook. Vorher müssen sie durch einen Copytest – vier bis fünf „Kreativaufgaben“ lösen, um dann zum „Top-60-Tag“ eingeladen zu werden, jährlich gibt es rund 150 Bewerbungen, die Zahlen steigen gerade wieder.

Listen mit Awards für bestimmte Leistungen hängen an einer Wand. Was ist ein guter Texter?
„Im Grunde zählt die Idee“, antwortet Nicole Petrucela. Guter, sicherer Ausdruck, die Fähigkeit, sich in Kunden hineinzudenken. Es geht darum, Ideen zu produzieren, „die auf allen Kanälen funktionieren“. Auch in der Texterschmiede werden neue Medien wichtiger: Internet und Soziale Netzwerke gehören selbstverständlich zum Unterrichtsprogramm. Vorträge, Übungen, Workshops, Haus- und Semesterarbeiten müssen absolviert werden; dabei arbeiten die Schüler durchaus praktisch, realisieren Aufträge, die dann zu „wirklicher“ Werbung werden. Die Dozenten stammen aus den Werbeagenturen, die die Texterschmiede unterstützen. Die ist als Verein organisiert, zu den führenden Köpfen gehören die wichtigsten Akteure der Branche. Wer einen der begehrten Plätze – die Schüler kommen aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich – ergattert, kann sich auf eine Top-Ausbildung, praxisnah und brandaktuell freuen.

Wie wirkt Werbung?
Was machen Werber sonst noch?
Werbung lernen die Schüler, Marketing, Kommunikation. Nicht nur „Krisenkommunikation“ wird gelehrt, auch die Frage, warum Anschreiben „sexy“ sein sollten, wird beantwortet. Wie wirkt Werbung? Was machen Werber sonst noch? Solche Geschichten werden in öffentlichen Vorträgen erzählt, zu denen die Texterschmiede ebenfalls einlädt. Seit 1998 wird hier in Hammerbrook in einem schönen Gründerzeithaus unterrichtet. Die meisten Absolventen gehen direkt in eine Agentur, manche an die Uni – genauso bunt ist das Bild der Anfänger: Aus einem Koch wurde ein begabter Texter. Inzwischen ist der Dozent des Abends eingetroffen, die Lernfreudigen haben in ihrem Unterrichtsraum Platz genommen, es wird gearbeitet.

Lena Heming (27), Schülerin an der Texterschmiede.Eine brünette Frau lächelt in die Kamera.
„Ich habe vorher Kommunikationsdesign an der FH Mainz studiert und habe dort im Kurs „Text & Konzeption“ von der Texterschmiede gehört und mich nach Beendigung des Studiums beworben. Der Aufnahmetest war in drei Teile gegliedert. Der erste Teil war ein Copytest, bestehend aus verschiedenen Fragestellungen, die gelöst werden mussten. Sie waren hauptsächlich konzeptioneller Art. Wer den Copytest bestanden hatte, der wurde nach Hamburg zu einem zweiten Test eingeladen. Beim zweiten Teil saßen alle Mitbewerber in einem Raum und uns wurde ein Thema vorgestellt und dazu ein Bild gegeben. Wir mussten uns darauf eine Headline und ein dazu passendes Unternehmen, welches mit dieser Anzeige werben könnte, überlegen. Im dritten Teil wurden unsere Lösungen der zweiten Aufgabe mit den Vorstandsmitgliedern der Texterschmiede besprochen. Darauf wurde ein Gespräch, welches einem Bewerbungsgespräch ähnelte, geführt.

Alles in allem war das Auswahlverfahren leichter, als ich gedacht hatte. Ein großer Vorteil und somit eine wesentliche Erleichterung ist, dass der Copytest, den man sich auf der Website runterladen kann, relativ früh zur Verfügung gestellt wird. So hat man bis zum Bewerbungsschluss relativ viel Zeit, ihn zu lösen.

Die Bandbreite des Unterrichts ist riesig. Es fängt mit handwerklichem Geschick an, wie ich z.B. eine Idee in eine Zeile stecke, geht über die Ideenentwicklung zur Ausarbeitung einer kompletten Werbekampagne. Die Ausbildung an der Texterschmiede ist sehr praxis­orientiert, was ich für einen extrem großen Vorteil halte. Der Unterricht ist durch die täglich wechselnden Dozenten sehr vielfältig und man bekommt einen 360-Grad-Rundumblick über die gesamte Werbewelt. Dies ist eine Bereicherung für uns, da wir so verschiedene Blickwinkel und Lehrweisen mitnehmen können. Gut finde ich die kurze, aber sehr intensive Ausbildungszeit von 1 Jahr. Ein Texter sollte aufgeschlossen und offen sein, außerdem ist Neugierde sehr wichtig. Die besten Inspirationen holt man sich aus dem Alltag. So sollte man offen genug sein für seine Umwelt.“

Eine blone Frau mit Brille seitzt an einem Schreibtsich.Franziska-Maria Kaul (25), Schülerin an der Texterschmiede.
„Ein guter Texter brauch Energie, Humor und ein gutes Sprachgefühl natürlich. Für eine gute Schlagzeile hat jeder seine eigene Formel. Eine ist bei mir aber besonders hängen geblieben: Neu + relevant + schön. Ich arbeite gerade an einem TV-Spot für eine große Kaffeemarke. Außerdem adaptiere ich die Website eines Thunfischhändlers für den deutschen Markt. Nach der Ausbildung möchte ich am liebsten in einer Agentur mit mutigen Kunden und Kollegen arbeiten.“