Über die Ausbildung zum/zur Steuerfachangestellten bei der Steuerberatungsgesellschaft Kittendorf mbH in Heide. ME2BE im Gespräch mit Steuerberater Volquard Volquardsen.
Er hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt: Volquard Volquardsen (59) ist Steuerberater aus Leidenschaft und hat eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Als Gesellschafter der Steuerberatungsgesellschaft Kittendorf steht er heute an der Spitze einer der größten und ausbildungsstärksten Steuerberatungskanzleien der schleswig-holsteinischen Westküste. An vier Standorten, in Heide, Bunsoh, Büsum und Berlin, beschäftigt das Unternehmen rund 70 Mitarbeiter, davon 12 Auszubildende.
Herr Volquardsen, viele Menschen und Firmen scheitern an den komplizierten Steuererklärungen und benötigen deshalb eine Steuerberatung. Warum ist das eigentlich so?
Der deutsche Staat hat das Steuerrecht so gestaltet, dass seine Bürger möglichst viele Vorteile erlangen können. Dabei möchte das Steuerrecht jedem Lebenssachverhalt gerecht werden. Das hat zu einer „Ausfransung“ des Steuerthemas geführt. Steuerberater versuchen, Nischen zu finden, die sich vorteilhaft für Mandanten darstellen. Die Steuerbehörde wiederum versucht, diese Nischen einzuschränken. Durch dieses Wechselspiel, zwischen Einschränkung und der Suche nach neuen Aspekten, ist es zu einer großen Aufblähung gekommen, die ein Einzelner kaum noch überblicken kann.
War Steuerberater schon zur Schulzeit Ihr Traumberuf?
Nein, das hat sich erst später ergeben. Ursprünglich wollte ich an der Fachhochschule Mönchengladbach studieren, um später im Bereich Städtebau zu arbeiten. Mich berührte damals das Waldsterben in Deutschland und ich dachte, die Natur müsse städtebaulich stärker berücksichtigt werden.
… doch dann kam es offenbar ganz anders?
Richtig. Der Einstieg in meinen heutigen Beruf kam eher unerwartet. Mein Vater kannte Herrn Kittendorf, den Gründer dieser Kanzlei. Durch diesen Kontakt erwuchs nach Abitur und Wehrdienst schließlich mein Interesse für eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten. Das hat mich dann gepackt und nicht mehr losgelassen.
Ihre Karriere ist ein Beleg für attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten. Welche Stationen haben Sie erreicht?
Nach der Lehre arbeitete ich zunächst als Steuerfachangestellter in der Kanzlei. Kurze Zeit später meldete ich mich zum Bilanzbuchhalter-Lehrgang, den ich 1986 erfolgreich bestand.
Es folgte der Gang in die Steuerberaterprüfung. 2002 wurde ich zum Steuerberater bestellt. Parallel war ich dreißig Jahre lang als Dozent am BBZ Heide tätig und bot Zusatzunterricht für angehende Steuerfachangestellte und Studierende der FH Westküste an. Desweiteren bin ich Mitglied in den Prüfungsausschüssen für Steuerfachangestellte und Bilanzbuchhalter. Auf Vorschlag der Steuerberaterkammer bin ich aktuell vom Finanzministerium in den Prüfungsausschuss der Steuerberater berufen worden. Dort kann ich nun direkt auf die Ausbildung von Steuerberatern einwirken, denn das Finanzministerium hat den staatlichen Auftrag, den Steuerberatern die Prüfung abzunehmen. Mehr geht nicht. Ich habe sozusagen die Champions League erreicht!
Sie bieten jährlich mehrere Lehrstellen zum/zur Steuerfachangestellten an. An welche Zielgruppe richtet sich diese Ausbildung?
Wir suchen aufgeweckte, wissbegierige Schülerinnen und Schüler mit mindestens einem guten Mittleren Schulabschluss oder (Fach-)Abitur. Unsere Azubis benötigen ein gutes Verständnis für Zahlen, hohe Teamfähigkeit und Freude an der Arbeit mit Gesetzestexten. Vor allem aber suchen wir freundliche Personen, die Spaß am Umgang mit Menschen haben. Wer glaubt, Steuerfachangestellte säßen den ganzen Tag allein, über Akten gebeugt, am Schreibtisch, irrt gewaltig. Das Gegenteil ist der Fall. Die Ausbildung ist interessant, anspruchsvoll und geprägt vom täglichen Kontakt zu Mandanten und Kollegen.
Gibt es in an der Westküste Mandanten, die es anderswo nicht gibt?
Auf jeden Fall. Die Westküste ist stark geprägt von Tourismus und Landwirtschaft. Nehmen Sie zum Beispiel die Krabbenfischer. Jedes Boot wird steuerrechtlich als einzelnes Unternehmen veranschlagt. Da spielen sehr viele Faktoren eine Rolle, von Naturgewalten und Ausfallzeiten, Krabbenfang und -verarbeitung oder Subventionen für Kraftstoffe. Das Thema Steuern wird nie langweilig.
TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Michael Ruff