Schnexagon: Von der Biologin zur Start-up Gründerin

Schnexagon: Von der Biologin zur Start-up Gründerin

Was als günstiger Zufall begann, ist heute der ganze Stolz von Nadine Sydow. Im Interview erzählt sie uns, wie sie es geschafft hat. Von der Biologin zur Start-up Gründerin.

Schnexagon ist das erste Produkt der 31-jährigen Biologin aus Kiel. Es ist eine pestizidfreie Alternative zur Schneckenbekämpfung – ein (veganer!) Anstrich, der auf eine 10 cm hohe Fläche aufgetragen wird. Schnecken können auf dieser Oberfläche mit ihrer Schleimspur nicht haften und werden somit daran gehindert die Hürde zu überwinden. Im Interview erklärt uns die Kielerin, wie sie auf diese Idee gekommen ist und was für einen Weg sie bereits vor ihrem Auftritt bei der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ hinter sich hatte.

Was hat dich dazu inspiriert, dieses Produkt zu entwickeln?

Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Tiere und Umweltschutz. Die ganz normale Angst vor Jobschwierigkeiten riet mir aber dazu, etwas “Vernünftiges“ zu lernen. Ich bin also nicht auf direktem Weg in der Biologie gelandet.

Also gab es andere Berufsziele, bevor du Jungunternehmerin wurdest?

Genau. Ursprünglich wollte ich zur Polizei, habe dort aber beim Einstellungstest versagt. Dann habe ich eine Ausbildung zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen begonnen. Doch in diesem Job war ich weder gut, noch hatte ich Freude dran. Mein Vater hat mir in dieser Down-Phase Mut gemacht und mir geraten, es mit einem Studium zu probieren. Etwas anderes als Biologie kam für mich nicht in Frage, auch wenn die Jobaussichten nicht gerade rosig waren. Das Studium habe ich gemeistert, obwohl es nicht leicht war. Doch gegen Ende meines Masters wurde mir bewusst, dass ich als Biologin entweder im Labor oder vor dem Bildschirm landen werde. Ich aber wollte raus aus dem System und etwas Nützliches für Menschen, Tiere und die Umwelt tun.

Höhle der Löwen

Ralf Dümmel ist heute der Geschäftspartner von Nadine.

Kam dann die entscheidende Idee?

Ja. Die Idee entstand an einem Sommerabend, barfuß auf einer Wiese, als ich feststellte, dass ich keinen Schritt machen konnte, ohne auf eine dicke, braune Nacktschnecke zu treten. Das Problem war seit Langem bekannt. Aber wieso bekam man es nicht in den Griff? Ich begann zu recherchieren und fand heraus, dass Nacktschnecken in der Regel mit Gift bekämpft werden, das diesen Schleimern offenbar wenig ausmachte. Also fragte ich mich, ob ein Schneckenzaun Abhilfe schaffen könne, experimentierte mit verschiedenen Haftmaterialien, wie z.B. Teflon, Lotus und Kupfer, doch nichts konnte die Schnecken abhalten. Ich wollte schon fast aufgeben, als es zufällig doch noch klappte!

Wie kam es schließlich zur Markteinführung von Schnexagon?

Das war ein langer Weg. 2014 gewann ich mit meiner Idee einen Ideenwettbewerb. Von diesem Zeitpunkt an wurde ich ernst genommen und konnte ein Netzwerk entwickeln. Von Business hatte ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Ahnung. Erst der Kontakt zu dem Business-Engel, Dr. Peter Rehders, änderte alles. Er unterstütze meine Geschäftsidee und ist heute mein Geschäftspartner. So gründeten wir Solvoluta und meldeten das Patent an.

Anschließend ging es für Schnexagon steil nach oben, oder?

Allerdings. 2015 belegte ich Platz 44. der erfolgreichsten Start-ups Deutschland und konnte mehr als 18.000 € beim Crowdfunding sammeln. Nach unzähligen Print- Online, Hörfunk- und Fernsehberichten wurde ich im März 2017 sogar als Schneckenexpertin ins Kinderfernsehen eingeladen. Und … Schnexagon wurde von der Baumarktbranche zum Gartenprodukt der Jahre 2016 und 2017 gewählt!

Hürden gibt es überall. Nichts was sich lohnt ist leicht.

Mit Schnexagon ging es dann bis in die „Höhle des Löwen“, die bekannte Fernsehshow, in der sich Investoren an guten Produktideen beteiligen. Was war euer Ziel?

Wir wollten von vornherein unsere Prozente behalten. Deshalb haben wir mit der Firmenbewertung ziemlich hoch gepokert. Dass wir trotzdem drei Löwen begeistern konnten, hat uns völlig überfordert. Wir hatten vorher im Auto rein hypothetisch besprochen, dass Ralf Dümmel der beste Partner für uns wäre, weil er viel Erfahrung im Einzelhandel und Teleshopping hat. Dementsprechend haben wir uns in der Sendung spontan für diese Partnerschaft entschieden. Leider kam sie anschließend nicht zustande, weil wir uns mit den bisherigen Partnern nicht einigen konnten. Wir versuchten es dann im Alleingang mit „Schnexagon goes Teleshopping“ auf Youtube, doch das funktionierte nicht. Schließlich rief dann doch noch mal Herr Dümmel an. Er hatte meine Bewerbung fürs Teleshopping gesehen und sagte, dass es ohne ihn nichts werden würde. Zum Glück haben wir dann mit allen Partnern eine Einigung schaffen können und so ist der Deal letztendlich doch noch zustande gekommen.

Was ist dein Fazit aus den Erlebnissen um die Firmengründung?

Ich habe meinen Traumjob gefunden. Ich habe ihn mir sozusagen selbst geschaffen. Hürden gibt es überall. Nichts was sich lohnt ist leicht. Man muss kleine Erfolge feiern und darf sich bei Fehlern nicht lange ärgern.

Wie würdest du diesen Satz vervollständigen? Ich habe eine Vision…

…dass jedermann eines Tages Solvoluta- Produkte als selbstverständliche Alternative zu Pestiziden im Haushalt hat.

TEXT Mirja Wilde
FOTOS Nadine Sydow, VOX / Frank Hempel