S. Çelik ist im letzten Semester ihrer Ausbildung zur Polizeimeisterin in Hamburg
Den Wunsch, Polizistin zu werden, hat ein Freund in mir geweckt, indem er ununterbrochen von seiner Ausbildung bei der Polizei geschwärmt hat. Zu der Zeit hatte ich gerade mein Abitur fertig und war dabei, mich beruflich zu orientieren. Je mehr ich mich allerdings mit dem Polizeidienst auseinandersetzte, umso besser gefiel mir die Idee.
Kurz nach der Bewerbung kam die ersehnte Einladung zum Einstellungstest. Die zum Test verbliebene Zeit nutzte ich sehr intensiv, um mich auf die Aufgaben bestmöglich vorzubereiten.
Der Einstellungstest ist anspruchsvoll, aber wer gezielt und mit Ehrgeiz lernt, der schafft es auch. Ein Diktat, die Beschreibung einer Bildergeschichte und ein paar Multiple-Choice-Aufgaben später habe ich es schließlich in die nächste Runde geschafft. Dann galt es, den sportlichen Teil zu meistern. Auch hier wusste ich, was auf mich zukommen wird, und war vorbereitet. Geholfen hat mir auch, dass ich schon vorher regelmäßig im Verein geboxt habe. Der Test war bestanden, aber ich hatte leider nicht die volle Punktzahl erreicht und konnte mich nicht, wie ursprünglich geplant, für den gehobenen Dienst qualifizieren. Ich wurde daraufhin gefragt, ob ich nicht den mittleren Dienst machen möchte. Ich sagte Ja, und ich glaube, das war die beste Entscheidung meines Lebens.
Das erste Jahr
Obwohl wir das erste Jahr in der Polizeiakademie verbringen, sitzen alle in ihren Uniformen im Unterricht. Unsere Ausbilder legen großen Wert auf ständigen Praxisbezug und Teamarbeit. Schließlich muss man der Person, mit der man später im Einsatz ist, blindlings vertrauen – manchmal sogar das eigene Leben anvertrauen. Daher werden uns in der Ausbildung nicht nur die Inhalte vermittelt, die wir im späteren Arbeitsleben brauchen, wichtig ist auch die Persönlichkeitsbildung. Psychologische Seminare und Kommunikationslehrgänge gehören ebenso zum Unterricht wie Belastungstrainings und Einsatzübungen. Nach einem Jahr an der Polizeiakademie macht man ein sechsmonatiges Praktikum an einer Polizeiwache und erfährt hautnah den Beruf des Polizisten. Im Schichtdienst arbeitet man ganz normal mit, stets unter den wachen Augen von zwei Praktikantenbetreuern. Es heißt, dass sich erst in dieser Zeit zeigt, ob man für diesen Beruf wirklich geeignet ist. Obwohl die Ausbildung sehr lebensnah stattfindet, ersetzt das nicht die Erfahrungen, die man im direkten Kontakt mit dem Bürger erlebt. Nach dem Praktikum begibt man sich für weitere zwei Semester an die Akademie und bereitet sich, wie ich es im Moment auch tue, auf die Abschlussprüfungen vor.
Bei der Kampagne „Wir sind Hamburg! Bist Du dabei?“ mache ich mit, weil ich mir wünsche, dass mehr Frauen mit Migrationshintergrund diesen tollen Beruf erlernen. Anfangs war ich ein wenig skeptisch, als es darum ging, mein Bild auf Plakaten zu veröffentlichen. Aber ich möchte junge Frauen, auch unabhängig von ihrer Herkunft, dazu anspornen, Berufe zu ergreifen, die etwas untypisch sind, und auch ihren Eltern zeigen, dass diese Möglichkeit besteht.
Kulturelle Fähigkeiten
Als Dreijährige bin ich mit meiner Familie aus der Türkei nach Schleswig-Holstein gezogen, und Türkisch ist auch meine zweite Muttersprache. Meine Familie steht den Dingen sehr offen gegenüber und meine Eltern sind sehr stolz auf mich und meine Berufswahl. Zu Beginn war meine Mutter ängstlich. Aber nicht, weil ich ein türkisches Mädchen bin, sondern weil ich ihre Tochter bin und sich Mütter immer sorgen, wenn ihr Kind einen nicht ganz ungefährlichen Beruf ergreift.
Meine türkische Abstammung hat mir im Beruf schon sehr genützt. Anfangs wundern sich die meisten Bürger, eine türkische Polizistin zu sehen, aber im Gespräch stellt sich schnell heraus, dass ich ihnen durch meine sprachlichen und kulturellen Fähigkeiten gut weiterhelfen kann. Und darum geht es schließlich, dem Bürger, egal wo er herkommt, zu helfen.
Text Katharina Grzeca
Foto Stadt Hamburg