Für den öffentlichen Dienst sucht die Stadt verstärkt nach Nachwuchskräften mit Migrationshintergrund
Hamburg ist das Tor zur Welt und die Heimat von etwa 1,8 Millionen Menschen. Mehr als jeder vierte Hanseat hat ausländische Wurzeln. Bei den unter 18-Jährigen ist es sogar jeder zweite. Um diese Weltoffenheit und kulturelle Vielfalt auch in den öffentlichen Dienst zu tragen, hat die Stadt 2006 die Kampagne „Wir sind Hamburg! Bist Du dabei?“ ins Leben gerufen. Echte Auszubildende geben Einblicke in ihre Berufe und berichten, wie ihre unterschiedliche kulturelle Herkunft den Arbeitsalltag bereichert.
Mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund sollen so für die Berufe bei der Allgemeinen Verwaltung, Steuerverwaltung, Justiz, Polizei, Feuerwehr und beim Justizvollzug begeistert werden. „Wir möchten Menschen mit Migrationshintergrund auch in den Berufen der hamburgischen Verwaltung eine gleichberechtigte Teilhabe und Gestaltung ermöglichen. Mehrsprachigkeit und Erfahrungen im Umgang mit anderen Kulturen sind wertvoll und hilfreich im Kundengespräch und ebenso in der fachlichen Aufgabenplanung“, berichtet Stefan Müller, der im Zentrum für Aus- und Fortbildung (ZAF) des Personalamts für die Kampagne verantwortlich ist.
Kulturelle Vielfalt in der Ausbildung
Ein 20-prozentiger Bewerbungs- und Einstellungsanteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist das erklärte Ziel der Kampagne, die mit großflächigen Werbeplakaten in S- und U-Bahnen und auf Litfaßsäulen wirbt, auf Berufsmessen und Schulen vertreten ist und eng mit Migranten-Organisationen arbeitet. Zusätzlich sollen ein moderner Internetauftritt mit integrierten Videos der Berufsgruppen und mehrsprachige Info-Flyer Schüler und ihre Eltern gezielt ansprechen.
Die groß angelegte Dachkampagne geht auf. Zum Beginn der Kampagne 2006 lag der Einstellungsanteil junger Menschen mit Migrationshintergrund bei rund fünf Prozent, im Einstellungsjahr 2013 lag er bereits bei 16,8 Prozent. Damit ist es gelungen, den Ausgangswert mehr als zu verdreifachen. Jeder sechste der insgesamt 600 Ausbildungs- und Studienplätze in der hamburgischen Verwaltung ist mit einer Nachwuchskraft mit nichtdeutschen Wurzeln besetzt. Dieser Erfolg wurde auch im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs „Kulturelle Vielfalt in der Ausbildung“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, gewürdigt und der Hamburger Senat wurde von ihr mit einem Preis geehrt.
Was sind die Anforderungen?
Der 20-prozentige Einstellungsanteil ist dabei keine Quote, sondern ganz klar ein Zielwert. Alle müssen sich denselben Anforderungen stellen. Dabei werden interkulturelle Kompetenzen wie Mehrsprachigkeit oder Erfahrungen im Umgang mit anderen Kulturen positiv berücksichtigt. Eingeführt wurde zum Beispiel ein „Culture Fair Test“, der Fähigkeiten wie logisches Denken nicht über sprachliche, sondern symbolhafte Aufgaben ermittelt. Auch interkulturelle Wissensfragen und Fallbeispiele sind nun Bestandteil der Einstellungstests.
Wer sich für eine duale Berufsausbildung oder einen praxisnahen Studienplatz bei der Stadt Hamburg interessiert, der braucht die mittlere Reife, den Fachhochschulabschluss oder das Abitur. In Hamburg können sich auch Menschen ohne einen deutschen Pass oder die EU-Staatsangehörigkeit bewerben.
Text Katharina Grzeca
Foto Stadt Hamburg