Neuer Studiengang Interactive Media and Games: Ein digitaler Blumenstrauß

Neuer Studiengang Interactive Media and Games: Ein digitaler Blumenstrauß

Über Interactive Media and Games, die Game-Branche als Innovationstreiber und Virtual Reality in der Medizin – Ein Gespräch mit Professor Dr.-Ing. Michael Teistler.

Von Hildesheim über Braunschweig und Singapur zog es Professor Dr.-Ing. Michael Teistler nach einem Ausflug in die freie Wirtschaft und Siemens Healthcare zurück in die Hochschulwelt – genauer: an die Hochschule Flensburg. Hier wirkt er seit dreizehn Jahren. „Mich lockte die Möglichkeit, an der Hochschule Flensburg eine Professur für die zu dem Zeitpunkt neue Medieninformatik zu erhalten. Bereits damals waren Virtual Reality und Game-Entwicklung Teil des Curriculums. Doch auch die Lebensqualität der Küstenregion hat es mir angetan“, erinnert sich der gebürtige Hannoveraner, der bereits zu Schulzeiten seine Vorliebe für das Programmieren entdeckte.

Informatik, Medizin und Gaming – das Trio innovativo

Das spezielle Interesse für die Medizininformatik und Themen wie Mensch-Computer-Schnittstellen und medizinische Bildgebung entwickelte Michael Teistler während seines Informatikstudiums. Besonders spannend findet er die Verknüpfung von Virtual Reality und Games mit der medizinischen Ausbildung. „Die Bereiche VR und virtuelle 3D-Welt bieten im medizinischen Ausbildungssektor viele Möglichkeiten. Bei einem unserer Projekte stellen wir einen virtuellen Menschen dar, den man sozusagen medizinisch untersuchen kann. Man kann interaktiv Röntgen- oder Ultraschallbilder von ihm anfertigen, Computertomographiebilder erstellen oder – wie bei einer Operation – in den virtuellen Menschen hineinschauen. Zum Üben ist das sehr praktisch, denn es ist eine sichere Umgebung und man kann nichts falsch machen. Diese Tools bieten eine praktische Verfügbarkeit und auf didaktischer Ebene ein tiefgreifendes Verständnis der Materie“, so Professor Teistler.

Studierende blicken auf einen Monitor.

Studierende der Hochschule Flensburg beim Lernen, Entwickeln und Testen von Games und Virtual-Reality-Anwendungen.

Frischer Gamingwind im Norden

Was die Innovationskraft der Informatik an der Hochschule Flensburg anbelangt, so können sich Studierende ab dem Wintersemester 2025 über ein Hoch freuen und den Launch des neuen Studiengangs Interactive Media & Games selbst erleben. Den Studiengang hat Michael Teistler mit seinem Kollegen Prof. Knut Hartmann aus der Wiege gehoben. Neben wertvollen Grundlagenmodulen aus der Medieninformatik und der Angewandten Informatik und Fächern wie Game Design, Programmieren, Computergrafik und Digitale Bildbearbeitung erwarten Studierende Spezialinhalte wie Virtuelle und erweiterte Realität, Character and Asset Design und jede Menge praktische Projekte. Auch Seminare zu Virtual Reality und Serious Game Development gehören zum Stundenplan. „Bei Spielen für seriöse Zwecke handelt es sich bei uns um Lernspiele –  beispielsweise zu Ausbildungszwecken.“ Wer seine Informatik-Skills nach dem Bachelor weiter vertiefen will, kann dies beispielsweise im Master Angewandte Informatik tun.

Die Gaming-Branche als Innovationstreiber

„Die Branche bietet so viele Anwendungsmöglichkeiten und unser neuer Studiengang beschränkt Absolventen keineswegs auf die Gaming-Branche, sondern bietet ihnen die gesamte Fülle der Medieninformatik und viel Informatikgrundlagenwissen sowie jede Menge gestalterische Inhalte wie 3D-Modellierung oder Animation”, so der erfahrene Informatikdozent. Auch Aspekte des Software-Engineering und Veranstaltungen zu Themen wie „Einführung in die künstliche Intelligenz“, Visual Computing oder Sound Design gehören zum Curriculum dazu. „Die Gaming-Industrie wird noch immer unterschätzt, denn große Teile der heutigen Entwicklungen im Informatikbereich gehen auf Grundlagenentwicklungen der Unterhaltungsindustrie zurück – beispielsweise besonders leistungsstarke Computer, Grafikkarten oder effizientes Rendering (Anm. d. Red.: Rendering oder Bildsynthese bezeichnet in der Computergrafik die Erzeugung eines Bildes aus Rohdaten.) Der Gaming-Bereich ist ein Treiber dieser Innovationen und Querschnittsdisziplin.“ Daher sei das Studium so gestaltet, dass Absolventen neben der Gaming-Branche viele weitere Anwendungsgebiete und Berufe sowie Branchen offenstehen. Jobs, in denen Absolventen später arbeiten können, sind zum Beispiel Programmierer, Game Designer, User Experience (UX) Engineer, Level Designer, Software Engineer oder Mediengestalter.

Trial and success

Der Studiengang richtet sich an kreative Köpfe, die sowohl eine Vorliebe für Design und Ästhetik, aber auch für Informatik und Programmieren haben sollten. „Unsere Fakultät ist gerne unterwegs, so waren wir zuletzt auf dem Baltic Games Fest, einem norddeutschen Festival für Games und Gamingkultur. Davor gab es die Gamevention hier im Norden, auf der wir ebenfalls unsere Prototypen und VR-Spiele präsentieren konnten.“ Im Rahmen des DLC, Digital Learning Campus, kooperiert die Hochschule Flensburg mit der Nordakademie und der Europa-Universität Flensburg und hat ein gemeinsames Verbundprojekt, das den Bürgerinnen und Bürgern die Themen Digitalisierung und KI mit Hilfe niederschwelliger Angebote näherbringen soll.

Bitte recht benutzerfreundlich

Usability und User Experience (Anm. d. Red.: User Experience meint die Erfahrung, die ein Nutzer bei der Interaktion mit einem digitalen Service, Produkt oder einer Website macht), spielen im Studiengang Interactive Media & Games eine große Rolle. „Wir möchten Studierenden die Kompetenz vermitteln, Anwendungen benutzerfreundlich, verständlich und effizient zu gestalten und widmen diesem Bereich ganze zwei Module: Interface-Interaktionsdesign und Usability-Engineering und Testing.“ Grundsätzlich richtet sich der Studiengang an alle, die Fertigkeiten in den Bereichen Gestaltung, Technik und Informatik aufbauen wollen, womöglich bereits Vorkenntnisse in Informatik und Mediendesign mitbringen und keine Angst vor Mathematik haben.

 

TEXT: Kristina Krijom

FOTO: Hochschule Flensburg