Jugend forscht: Kreative Köpfe begeistern beim Regionalwettbewerb in Heide

Jugend forscht: Kreative Köpfe begeistern beim Regionalwettbewerb in Heide

Gleich acht Finalistenteams aus dem Regionalwettbewerb “Jugend forscht” und “Jugend forscht junior” in Heide haben sich für das Landesfinale am 27. März in Kiel qualifiziert. Die Teams stammen aus Husum, Marne, Trittau und Kopenhagen.

Am 1. März öffnete die VISHAY BCcomponents BEYSCHLAG GmbH in Heide ihre Türen für die Nachwuchsforscherinnen und -forscher. Das Unternehmen, das bereits seit 2014 als offizieller Patenpartner die bundesweite Initiative unterstützt, stellte nicht nur seine Räumlichkeiten zur Verfügung, sondern bot auch organisatorische und personelle Hilfe.
Neben Heide werden in Schleswig-Holstein auch in Kiel, Lübeck und Elmshorn Regionalwettbewerbe ausgetragen. Die besten Teams dieser Veranstaltungen treten im Landesfinale in Kiel an, um sich für den Bundeswettbewerb zu qualifizieren, der in diesem Jahr vom 29. Mai bis 1.Juni in Hamburg stattfindet.
Der Wettbewerb in Heide wurde bereits zum elften Mal bei VISHAY durchgeführt und bot 33 Teams die Gelegenheit, ihre Forschungsarbeiten aus den Bereichen Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Mathematik/Informatik, Physik/Technik sowie Geo- und Raumwissenschaften zu präsentieren. Die Teilnehmenden stellten ihre Projekte einer fachkundigen Jury vor, die die Ideen und deren Umsetzung bewertete. Zusätzlich konnten sich Besucherinnen und Besucher einen Eindruck von den innovativen Ansätzen verschaffen. Zum Abschluss wurden die besten Projekte in einer feierlichen Zeremonie ausgezeichnet.

Strom aus der Hauswand

In der Sparte Jugend forscht in der Kategorie Chemie wurde das Projekt „(Concrete) Supercapacitor Home“ mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Hierfür forschen drei Schüler aus Husum an einer innovativen Möglichkeit, Strom in den Wänden von Häusern zu speichern und diesen bei Bedarf abzugeben.
In ihrem schulübergreifenden Projekt suchen Momme (15) und Jacob (14) von der Theodor-Storm-Schule sowie Lars (14) von der Hermann-Tast-Schule nach einer umweltfreundlichen Alternative zu Lithium-Ionen-Akkus. Sie entwickeln eine Mischung aus Zement, Ruß und Wasser, um den Strom aus den Solarzellen auf dem Dach in den Wänden zu speichern. Im letzten Jahr haben sie ein Modellhaus gebaut, um diese Technik zu testen. In diesem Jahr konzentrieren sie sich darauf, den Superkondensator zu optimieren, um eine größere Kapazität zu erreichen und ihn in echte Hauswände zu integrieren.
In der Sparte Jugend forscht im Bereich Biologie gewannen gleich zwei Projekte den ersten Preis. Sie wurden unter anderem für die Fragestellungen ausgezeichnet, wie das Ökosystem zu erhalten sei und wie dem Klimawandel etwas entgegengesetzt werden könnte. In der Laudatio wurden besonders die kreative Neugierde und das Feuer, neue Wege zu gehen und zu erforschen, lobend hervorgehoben.

Wiedervernässte Moore

Emely (19) und Pia (20), angehende Abiturientinnen des Gymnasiums Marne Europaschule, haben sich in ihrem Projekt mit der Anzucht und Vermehrung von Rohrkolbenpflanzen beschäftigt. Sie untersuchten die Saatgutgewinnung, Keimbedingungen und Bodenzusammensetzung, um die Bedingungen für eine erfolgreiche Anzucht zu verbessern. Zudem entwickelten sie Konzepte, um ihre Ergebnisse auf größere, wiedervernässte Flächen zu übertragen.
Die Rohrkolbenpflanze könnte durch ihren Anbau zur CO₂-Speicherung in Mooren beitragen. Besonders interessant für die Landwirtschaft ist, dass die Pflanze als solche im Moor bleiben kann, während ihre oberen Teile als Baumaterial zur Dämmung oder als Pellets genutzt werden könnten. „Wir brauchen Ausgleichsflächen, um CO₂ zu speichern“, erklärt Emily. Und Pia betont die Relevanz ihrer Arbeit im Zusammenhang mit dem Klimawandel.
Projektbetreuer und Lehrer Ulf Saure, der schon mehrere Jugend-forscht-Projekte begleitet hat, hebt das Engagement der beiden hervor: „Jugend forscht ist ein sehr motivierender Wettbewerb, bei dem man zudem die Arbeiten anderer Schüler sehen kann. Das Projekt von Emily und Pia ist sehr engagiert.“ Da das Projekt viel Zeit in Anspruch nimmt, arbeiten die beiden auch in ihrer Freizeit an der Dokumentation des Pflanzenwachstums und weiteren Aufgaben, wie sie erzählen.

Zwei junge Frauen

Emely und Pia erforschen die optimale Anzucht von Rohrkolbenpflanzen und entwickeln nachhaltige Konzepte für renaturierte Flächen.

Ohne Bienen keine Menschen

„Ohne Bienen gibt es keine Bestäubung, ohne Bestäubung keine Pflanzen, ohne Pflanzen keine Tiere und ohne Tiere keine Menschen“, erklärt Oskar (18). Die Honigbiene sowie viele andere Insekten seien entscheidend für unsere Lebensmittelversorgung und ein funktionierendes Ökosystem.
Der Schüler der Hermann-Tast-Schule in Husum erforscht die Bedeutung der Bienen für das Ökosystem und untersucht Methoden, um das Worst-Case-Szenario eines Bienensterbens zu verhindern. Dabei testet er, ob und wie sich Stifte und Sperma, beispielsweise in flüssigem Stickstoff, konservieren lassen, um das genetische Material der Honigbiene langfristig zu sichern. Zusätzlich möchte er im Labor die Aufzucht von Larven aus den gewonnenen Stiften untersuchen.
Oskar führt das Projekt im Rahmen seines Profilseminars durch. „Ich habe großes Interesse an dieser Forschung, finde sie wichtig und sie macht mir außerdem Spaß“, sagt Oskar, der im Abiturjahrgang ist und später Medizin studieren möchte. In seiner Freizeit betreibt er auch eine Imkerei.

Junge

Oskar erforscht die entscheidende Rolle der Bestäuber für unsere Lebensmittelversorgung und das Ökosystem.

Weitere erste Preise

Zwei weitere erste Preise in der Sparte Jugend forscht haben Torben Licht, Netzwerkkoordination Stiftung Jugend forscht e. V., und die Laudatoren aus der Fachjury übereicht. Licht hob dabei unter anderem hervor, wie anspruchsvoll viele Projekte seien und wie viel Engagement und Ausdauer die jungen Forscher bewiesen hätten.
Mit dem Projekt „Alarmierung des hausinternen Sanitätsdienstes“ hat Korvin (16) eine neue Alternative geschaffen, bei der auf Knopfdruck ein Alarm auf die mobilen Endgeräte von Sanitätern gesendet wird. Korvin besucht die Theodor-Storm-Schule Husum, ist selbst Schulsanitäter und als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr aktiv; darum weiß er aus der Praxis um die Notwendigkeit, schnell fachkundige Hilfe alarmieren zu können.
Mia (15) vom Schülerforschungszentrum Stormarn am Gymnasium Trittau wurde im Bereich Geo- und Raumwissenschaften ausgezeichnet. Sie untersuchte die „Filterfunktion der Hahnheide für den Trittauer Mühlenbach“. In der Laudatio wurde betont, dass man nicht die ganze Welt retten könne, sondern es darauf ankomme, im Kleinen und im Nahbereich neue Erkenntnisse zu gewinnen und diese kritisch zu bewerten.

Die zweiten Sieger

Auch Linus (15), Luca (16) und Elias (15) von der Schule am Meer in Büsum haben sich mit der Umwelt beschäftigt, allerdings im Bereich Geo- und Raumwissenschaften mit einer Naturkatastrophe. Sie entwickelten in einem Modell eine Simulation, um die Stärke von Tsunamis durch Veränderungen der Entfernung eines Berges zur Küste zu vergleichen. Dafür erhielten sie einen zweiten Preis.
Im Bereich Physik erhielten Jorge (16), Mattis (15) und Finn (16) einen zweiten Preis. Die Schüler der Theodor-Storm-Schule Husum entwickelten eine Thermoflasche, die mit Hilfe von Peltierelementen Getränke je nach Bedarf entweder erhitzt oder abkühlt.

MINT-Fächer sind von Bedeutung

Bei der Siegerehrung waren die jungen Forscher in der Sparte Jugend forscht junior die ersten, die geehrt wurden. Für sie und die älteren Teilnehmer am Wettbewerb hob Gerhard Kirschstein, Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, in seiner Rede hervor, wie wichtig dieser Wettbewerb sei. Denn wir bräuchten eine Verbindung von Wirtschaft, Wissenschaft und Schule. Hierfür seien besonders die MINT-Fächer von Bedeutung.
Laut Kirschstein gehe es nicht nur um Fachwissen, sondern ebenso um eine handlungsorientierte und wertebasierte Lernweise, die auch für die Demokratiebildung von Bedeutung sei. Es reiche nicht aus, Wissen zu besitzen – man müsse es bewerten können. Dies zeigten die jungen Forscher.

Rednerpult und zwei Männer

Gerhard Kirschstein vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur spricht am Rednerpult, links im Bild Torben Licht von der Stiftung Jugend forscht e. V.

Auch die kleinen Forscher kommen groß raus

In der Sparte Jugend forscht junior wurden drei erste Preise vergeben. Merle-Charlotte (14), Olivia (14) und Linda (14) von der Sankt Petri Skole in Kopenhagen haben die „Verwendung von biologischem Chitin in der Plastikherstellung“ untersucht. Während andere Forscher bereits mit Chitin aus Garnelen gearbeitet haben, entschieden sie sich, Mehlwürmer zu nutzen. Ihre Wahl begründen sie damit, dass Mehlwürmer in größeren Mengen gezüchtet werden könnten, da sie landwirtschaftlich nutzbar seien, während Garnelen in der Natur begrenzt vorhanden seien.
Ebenfalls aus Kopenhagen angereist waren Selma (14), Wilma (14) und Nele (10). Die drei Schülerinnen haben sich mit dem Thema „CO₂-Lagerung“ beschäftigt. Nach längerer Überlegung entschieden sie sich für dieses Thema, da es ihr Interesse weckte. Ihr Ziel war es, Möglichkeiten zur Reduktion von CO₂ zu finden, um so zu einer besseren Zukunft beizutragen. Dabei untersuchten sie CO₂ und integrierten geografische Methoden in ihrer Forschung. Obwohl die Lagerung von CO₂ in erster Linie ein physikalischer oder chemischer Prozess ist, zeigt die geographische Perspektive auf, wo und wie CO₂ gelagert werden kann.
Auch Tjorve (14) von der Hermann-Tast-Schule Husum erhielt einen ersten Preis und zwar in der Kategorie Chemie, wohingegen die zuvor genannten ersten Preise den Bereichen Biologie sowie Geo- und Raumwissenschaften angehören. Tjorve untersucht in seinem Projekt „MFC als Akku“, ob eine mikrobielle Brennstoffzelle (MFC) mit Strom aufgeladen werden kann und wie sich die darin befindlichen Mikroben verhalten. Dabei vergleicht er die Kapazität mehrerer MFCs mit identischem Design. Eine bestimmte Menge Strom wird an eine Testgruppe von MFCs abgegeben, um die Entwicklung der Stromproduktion im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zu beobachten.

Lob von der Stadt Heide

Die Schüler haben äußerst innovative Projekte eingereicht. Ein roter Faden, der sich durch viele der Arbeiten insgesamt zieht, ist das große Engagement für Umwelt- und Klimaschutz sowie die Suche nach Lösungen für die damit verbundenen Herausforderungen. Dies wird ebenso beim Rundgang durch das Zelt mit den einzelnen Ständen deutlich, wie bei den Ansprachen während der Siegerehrung.
So äußert Ratsherr Lars Thiele-Kensbock, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Soziales und Senioren – Stadt Heide: „Ich bin beeindruckt und stolz und übermittle euch sehr gerne die Grüße der Stadt Heide.“ Er dankte der Firma Vishay für die Ausrichtung des Wettbewerbs.

Weitere Preise verliehen

In der Sparte „Jugend forscht junior“ (bis 14 Jahre) wurden ebenfalls zweite und dritte Preise sowie Sonderpreise verliehen. Einen zweiten Preis erhielt das Projekt „Raketendünger“, das bereits durch seinen ungewöhnlichen Namen auf sich aufmerksam machte. Anton (12), Moritz (13) und Jesse (12), Schüler der Hermann-Tast-Schule in Husum, haben untersucht, wie Pflanzen im Vertical Farming optimal gedeihen können.
Im Rahmen ihres Projekts entwickelten sie eine Lösung, mit der Pflanzen ohne fruchtbaren Boden schnell wachsen können, und benannten diese „Rakete“. Zunächst wurde der Dünger durch eine Elution von Erde hergestellt. Um ihn nachhaltiger zu gestalten, experimentieren die Schüler nun damit, den Dünger aus Biomüll zu gewinnen. Dazu extrahierten sie Biomüll und analysierten ihn mithilfe eines Photometers auf die Ionen Nitrat, Ammonium und Phosphat. Diese Werte wollen sie mit denen von „Rakete“ vergleichen, um einen umweltfreundlichen Dünger für das Vertical Farming zu entwickeln und das Pflanzenwachstum zu verbessern.
Der Projekttitel „Blitzableitender Regenschirm“ versprach eine spannende Herausforderung. Selma (11), Hannah (11) und Emelie (11) von der Sankt Petri Skole in Kopenhagen widmeten sich diesem Thema unter der Leitung ihrer Projektleiterin Bodil Gram. Ihr Ansatz basiert auf dem Prinzip des Faradayschen Käfigs, doch sie stünden noch vor einigen Herausforderungen, berichteten sie. Trotz dieser Hürden wurden ihre Bemühungen mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

Drei Schüler

Anton, Moritz und Jesse von der Hermann-Tast-Schule in Husum wurden für ihr Projekt „Raketendünger“ ausgezeichnet, in dem sie optimale Bedingungen für Pflanzen im Vertical Farming erforschten.

Lob für engagierte Mitwirkende

Auch für Projektbetreuende und Schulen werden bei den Wettbewerben regelmäßig Preise vergeben, die von Sponsoren gestiftet werden. Denn die Leistung und das Engagement der erwachsenen Mitwirkenden ist beeindruckend. Einen Sonderpreis für ein Vernetzungstreffen erhielt Gönna Lund-Andersen von der Hermann-Tast-Schule und einen für engagierte Talentförderung Bodil Gram von der Sankt Petri Skole. Den MINTSPACE-Schulpreis erhielt die Schule am Meer in Büsum.
Der Wettbewerb, der bei Vishay stattfand, unterstreicht das Engagement des Unternehmens in der MINT-Nachwuchsförderung. „Wir machen das aus Sozialengagement, und um die Nachwuchskräfte von morgen zu fördern. Hier wird auch in Bereichen geforscht, die in unsere Firma passen“, so das Vishay-Organisationsteam. Das Unternehmen setze sich dafür ein, die Begeisterung für Naturwissenschaften langfristig zu wecken. Als einer der weltgrößten Hersteller von elektronischen Bauelementen zeigt Vishay durch seine Unterstützung, wie eng die Förderung von Talenten mit Innovationskraft und wirtschaftlichem Erfolg verknüpft ist.

TEXT und FOTO Hilke Ohrt