Julia und Carolin absolvieren gemeinsam eine generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau am Städtischen Krankenhaus Kiel. Mit ME2BE haben sie über ihre Erfahrungen gesprochen:
Julia, 30, absolviert im dritten Jahr eine generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau am Städtischen Krankenhaus Kiel
„Mein Interesse galt schon immer dem medizinischen Bereich und außerdem arbeite ich gerne mit Menschen zusammen. Vor meiner Ausbildung war ich als Zahnarzthelferin tätig. Da mich die Arbeit im Krankenhaus fesselte, orientierte ich mich um und begann eine Ausbildung zur Pflegefachfrau. Sie ermöglicht mir ein großes Arbeitsfeld mit vielen Einsatzbereichen und Spezialisierungsmöglichkeiten. Ich schätze es vor allem, den Genesungsverlauf der Patientinnen und Patienten zu begleiten und aktiv zu unterstützen. Da ich ein eher extrovertierter Mensch bin, fällt mir der nahe Patientenkontakt leicht. Meine erste Ausbildung hat mich zusätzlich gut auf die aktuelle Ausbildung und den Umgang mit Menschen vorbereitet.
Für das Bildungszentrum des Städtischen Krankenhauses Kiel habe ich mich entschieden, da man als Auszubildende in den Praxisphasen direkt im Klinikum eingesetzt wird und der Kontakt zu den Lehrenden und den behandelnden Ärzten auf diese Weise persönlicher ist. Als Auszubildende des Krankenhauses fühle ich mich bereits während der Ausbildung als Teil des Teams. Bislang konnte ich die Kardiologie, den ambulanten Pflegedienst, das Pflegeheim, die Psychiatrie und die Urologie kennenlernen. Aktuell bin ich auf der operativen Intensivstation tätig. An der Urologie gefiel mir besonders, als Auszubildende bereits viele Tätigkeiten selbständig erledigen zu dürfen. Nach der Ausbildung könnte ich mir eine Arbeit in dieser Abteilung gut vorstellen. Auch meine Einsätze in der Kardiologie und der Pädiatrie habe ich in guter Erinnerung – vor allem den Umgang mit den Neugeborenen.
Die generalistische Ausbildung ist besonders geeignet für Menschen, die noch nicht genau wissen, in welche Pflegerichtung es sie zieht. Da ich weiß, dass ich später im Krankenhaus arbeiten möchte, würde ich es begrüßen, man könnte sich trotz des generalistischen Ansatzes bereits während der Ausbildung spezialisieren oder die Praxisphase im Wunschbereich länger durchlaufen als in den übrigen Bereichen; doch ich schätze auch die Bandbreite und Vielfalt, die man durch die universalistische Ausbildung erhält. Der Schichtdienst birgt meiner Meinung nach Vor- und Nachteile und ist eine Typfrage. Die Digitalisierung spielt im Arbeitsalltag eine große Rolle, da Arbeitsabläufe durch Smartboards, Tablets, Cloud-Anwendungen und vor allem die elektronische Patientenakte vereinfacht und flexibler werden. Interessierten rate ich, Praktika auf verschiedenen Stationen zu absolvieren und unterschiedliche Fachrichtungen kennenzulernen. Um für die Pflege geeignet zu sein, sollte man offen und kommunikativ sein, gerne interdisziplinär arbeiten und etwas bewegen wollen.“
Als Auszubildende fühle ich mich als Teil des Teams.
Carolin, 22, absolviert eine generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau im zweiten Lehrjahr am Städtischen Krankenhaus Kiel
„Mein Interesse für Medizin – insbesondere für Anatomie, Physiologie und Krankheiten – hat sich bei mir schon im Kindesalter gezeigt. So war ich nach dem Abitur zunächst beim Sanitätsdienst der Bundeswehr tätig und wollte eine Ausbildung zur Hebamme anschließen. Da der Plan nicht aufging, habe ich mich für die Ausbildung zur Pflegefachfrau entschieden. Ich sehe die Ausbildung als Grundstein, auf den man sehr gut aufbauen kann. Auch wenn ich mich später eher in der Kinder- als in der Altenpflege sehe, hat mich die Zeit in der ambulanten Pflege sehr bereichert. Da immer wieder Krankenhauspatientinnen und -patienten in die Pflege oder die Kurzzeitpflege wechseln, finde ich es sinnvoll, diese Einrichtung zu kennen. Nach wie vor ist der Wunsch in mir, Hebamme zu werden, groß – allem voran nach meiner Zeit in der Pädiatrie. Daher denke ich darüber nach, das Hebammenstudium anzuschließen, mit dem Ziel, danach weiterhin im Krankenhaus zu arbeiten. Doch auch eine Tätigkeit in der Pädiatrie kann ich mir gut vorstellen. Es erfüllt mich sehr, Kinder zu begleiten und sie nach der erfolgreichen Behandlung nach Hause zu entlassen.
Ich persönlich schätze die Schichtarbeit, da sie Abwechslung in den Arbeitsalltag bringt. Jede Schicht erfordert andere Aufgaben. So dreht sich die frühe Pflege am Tag vermehrt um die Grundpflege und Untersuchungen am Vormittag, die Schicht am Nachmittag ermöglicht mehr Beschäftigung mit den Patientinnen und Patienten, Visite und Absprache mit den Ärzten und Physiotherapeuten. Nachtdienst hatte ich bislang noch nicht. Die Verbindung von Theorie am Bildungszentrum und Praxis am Städtischen Klinikum können wir mitgestalten. Da der Studiengang so neu ist, ist es uns möglich, Feedback zu geben, so dass das Curriculum für nachfolgende Jahrgänge angepasst werden kann. Viele unserer Lehrenden haben vorher am Klinikum gearbeitet. Sie besuchen uns auf der Station; so erhalten wir die Möglichkeit, unsere aktuelle Tätigkeit zu erläutern, Fragen zu stellen und Rückmeldung zu geben. Diese enge Zusammenarbeit und das Vertrauensverhältnis zu den Lehrenden finde ich sehr produktiv, und sie bringt eher ein kollegiales als hierarchisches Verhältnis zum Ausdruck. Auch das Ausbildungszentrum ist sehr einladend, besonders schätze ich die praktische und abwechslungsreiche Lehre in den Demonstrationsräumen.
Grundsätzlich verbringen wir innerhalb der Ausbildung mehr Zeit im Krankenhaus als im Ausbildungszentrum. Meist folgen auf etwa zwei Monate Blockunterricht im Bildungszentrum zwei bis drei Monate Einsatz im Krankenhaus. Bei meinem ersten stationären Einsatz war ich sehr aufgeregt, aber die Nervosität legte sich bald, da drei Auszubildende aus meinem Kurs mit auf der Station arbeiteten. Zu Beginn der Ausbildung gab es die ‚PAuA-Woche – In der Praxis ankommen und anleiten’, in der man von einem Auszubildenden aus dem dritten Lehrjahr an die Hand genommen und an den Krankenhausalltag und die Stationen herangeführt wird sowie praktische Skills wie Blutdruckmessen erlernt. Wir Auszubildenden verstehen uns untereinander sehr gut, lernen zusammen und helfen einander. Auf einer Station wird man meist mit einem anderen der Auszubildenden eingesetzt. Bislang war ich in der Gastroenterologie, auf der Neugeborenen- und Frühchenintensivstation, in der ambulanten Pflege und in einem Pflegeheim. Als nächstes arbeite ich auf der Palliativ- und danach auf der Intensivstation. Die Einsätze im Krankenhaus werden zugeteilt, den ambulanten Dienst konnten wir uns aussuchen. Besonders die Arbeit in der ambulanten Pflege, die ich in einer Beatmungs-WG verbrachte, hat mir viel gegeben, denn alle Bewohnerinnen und Bewohner waren sehr freundlich. Es wäre schön, die praktische Bandbreite wie gehabt kennenzulernen und überall gleich viel Zeit verbringen oder sogar Schwerpunkte setzen zu können. Ich finde es wichtig, in der Pflege höflich, empathisch und zuverlässig zu sein. Ich versuche stets, präzise und freundlich zu kommunizieren und Menschen – aus Respekt und um ihre Privatsphäre zu achten – so wenig wie möglich anzufassen. Man sollte sich immer in Patienten hineinversetzen, sich aber auch abgrenzen können und professionell handeln. Interessierten rate ich zu einem Praktikum im medizinischen Sektor und dazu, nicht voreilig zu urteilen. Man sollte sich die Bereiche in Ruhe ansehen und mit Kolleginnen und Kollegen sprechen.“
Die Schichtarbeit gefällt mir, da sie Abwechslung in den Arbeitsalltag bringt.
Mehr zum Städtischen Krankenhaus:
Kristina Jahn, die Lehrerin für Gesundheitsfachberufe im Bildungszentrum des Städtischen Krankenhauses Kiel unterrichtet seit Oktober 2022 Auszubildende, die eine generalistische Ausbildung absolvieren wollen. ME2BE hat mit ihr gesprochen.
TEXT Sophie Blady / Kristina Krijom
FOTO Sebastian Weimar