Matthias Sechting, Lehrkraft für Digitalisierung, über seinen Werdegang vom Banker zum Lehrer, den digitalen Weg der FTS und Informatikunterricht für alle
Matthias Sechting, gebürtiger Husumer – Pardon, Rödemisser – ist 47 Jahre alt und im Norden viel umher gereist, bevor es ihn wieder in die Heimat zog. Sein Weg führte ihn nach dem Abitur zunächst ins Bankwesen und Städte wie Kappeln, Hamburg und Flensburg, bis er sich für eine Alternativroute entschied und sich den lang gehegten Wunsch des Lehramtsstudiums erfüllte. Mit uns von ME2BE hat der Technik- und WiPo-Lehrer, der an der Ferdinand-Tönnies-Schule in Husum die Digitalisierung vorantreibt, über digitale Schulentwicklung und über LdE-Projekte gesprochen.
Herr Sechting, was können Sie uns über die LdE-Projekte an Ihrer Schule berichten?
Während meines Referendariats in Flensburg habe ich zusammen mit meiner Ausbildungslehrkraft mein erstes LdE-Projekt begleitet. Als ich nach meiner Ausbildung als Lehrer an die Ferdinand-Tönnies-Schule nach Husum kam, brachte ich das Format mit und wir nahmen an einem bundesweiten Pilotprojekt zur Berufsorientierung teil. Da ich neben meiner Lehrtätigkeit inzwischen für die Digitalisierung der Schule verantwortlich bin, kann ich aktuell leider nicht viel im LdE-Bereich verantworten. Ich schätze LdE, da es jeder Schülerin und jedem Schüler die Möglichkeit gibt, sich mit den persönlichen Stärken zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen.
Was sind Beispiele für erfolgreiche LdE-Projekte?
Das letzte große Projekt war ein Schulteich mit etwa 30.000 Litern Wasser, den wir in Kooperation mit dem BUND errichtet haben. Die Planung, Umsetzung und Bauphase ist eigenverantwortlich durch die Schülerinnen und Schüler erfolgt. Ein Vater, der Garten- und Landschaftsbauer ist, und wir Lehrerinnen und Lehrer standen unterstützend zur Seite, aber die eigentliche Arbeit haben die Schülerinnen und Schüler alleine gemeistert – vom Auswählen der passenden Teichfolie bis zur Kiesbestellung. Sie planten Projektziele und versuchten stets, sie zu den geplanten Zeitpunkten zu erreichen und zu evaluieren. Auch stellten sie diese dem BUND vor, so konnte man sehen, wofür die Mittel eingesetzt wurden – ein nachhaltig beeindruckendes Projekt. Hintergedanke der LdE-Projekte ist stets, mit außerschulischen Partnern zu kooperieren, um den Blick über den Schul-Tellerrand hinaus zu erweitern.
„Die Ferdinand-Tönnies-Schule ist für mich die Schule, an der ich alt werden möchte.“
Was sind aktuell digitale Projekte an der FTS?
In der letzten Zeit ging es darum, unser Hardware-Kontingent zu erweitern. Bislang fehlte es zudem an einer Software, um mit den Lernenden in Kontakt zu treten. Meine Kollegin und ich haben deshalb die Kommunikationsplattform IServ (Anm. d. Red.: IServ ist ein Schulserver, der Schulen den Aufbau eines Schulnetzwerks samt Webportal ermöglicht) implementiert, die Funktionen wie Messengerdienst, Email, Kalender und Datei- und Aufgabenverwaltung bietet. Im Anschluss haben wir die Neuerung bei den Lernenden und Lehrenden publik gemacht. Durch das Digitalisierungspaket III haben wir zudem iPads erhalten. Auch die Digitalisierung des Klassenzimmers soll ausgebaut werden, denn noch gibt es bei uns viele Kreidetafeln. Diese werden dann durch Pannels ersetzt, die beispielsweise das unkomplizierte Spiegeln von Inhalten der iPads oder das Zeigen von Bewegtbild ermöglichen. Das langfristige Ziel soll sein, dass jede Schülerin und jeder Schüler ein eigenes iPad nutzen kann, doch davon sind wir noch weit entfernt. Bislang buchen die Lehrkräfte Leih-ipad-Kisten, die nach dem Unterricht wieder eingesammelt werden.
Wie steht es um die digitale Schulung der Schülerschaft und Lehrkräfte?
Neben dem Implementieren dieser Neuerungen gilt es fortlaufend, Kolleginnen und Kollegen und die Schülerschaft anzuleiten und in der Handhabung der Software zu schulen. Durch coronabedingtes Homeschooling zeigte sich ein unerwarteter Bedarf bei den Schülerinnen und Schülern, Grundlagen im digitalen Umgang zu erlernen. So wussten viele nicht, wie man zum Beispiel eine offizielle Mail formuliert, wie man ein Dokument in ein PDF umwandelt oder es am vorgesehenen Speicherort hochlädt.
Wo soll die digitale Reise als nächstes hingehen?
Ab dem nächsten Schuljahr soll an den Schulen Informatikunterricht angeboten werden. Dieses Jahr ist in Schleswig-Holstein die dazugehörige Projektphase gestartet und nächstes Jahr folgt dann die verpflichtende Aufnahme in den Unterrichtskanon. Details, wie der Plan an unserer Schule umgesetzt werden soll, wird jetzt von Kolleginnen und Kollegen entwickelt. Da man das Fach Informatik nicht für Gemeinschaftsschulen studieren kann, werden einige Lehrerinnen und Lehrer Fortbildungen besuchen und sich in das neue Fach einarbeiten. Es bleibt also spannend, aber vieles ist im Bereich Digitalisierung in Bewegung an der FTS.
TEXT Kristina Krijom
FOTO Reinhard Witt