Kulturelle Projekte an Schulen können Welten aufstoßen!

Kulturelle Projekte an Schulen können Welten aufstoßen!

Viel Engagement ist für den kulturellen Schwerpunkt der Gemeinschaftsschule Kronshagen gefordert – die Ergebnisse sind jeden Einsatz wert

Seit dem Frühjahr 2021 ist die GMS Kronshagen vom Land als Kulturschule ausgezeichnet worden. Lehrerin Ute Laackmann ist Projektleiterin und froh, dass neben dem MINT-Schwerpunkt der Schule nun auch die kulturelle Ausrichtung zertifiziert worden ist.

Was bedeutet Kulturschule, und wie werden Schulen eigentlich zu Kulturschulen?

Kulturschulen sind Modellschulen für kulturelle Bildung. Die Auszeichnung als Kulturschule ist eine Zertifizierung, die durch die Landesregierung erfolgt und mit einem Fördergeld zur Durchführung weiterer kultureller Projekte verbunden ist. Wir haben eine Kultur-Steuergruppe an der Schule. Diese besteht aus zwei Kunstlehrern, zwei Musiklehrern und einem Kollegen für Darstellendes Spiel, so dass wir fächerübergreifend arbeiten und viele originelle Projekte realisieren können. Wir haben uns mit Beispielen aus den Bereichen Kunst, Theater und Musik beworben.

Gab es ein Leuchtturmprojekt für die Bewerbung?

Unser Bewerbungsschwerpunkt war unsere jährlich stattfindende Theatershow. Diese stellen wir schon seit Jahren mit Hilfe von Sponsoren auf die Beine und werden damit auch außerhalb der Schule erfolgreich wahrgenommen. Die Proben dafür dauern ein ganzes Jahr. Das Ensemble besteht aus allen Theater-AGs und WPU-Schülern der Fachrichtung. Die Stücke werden von meinem Kollegen Herr Martensen geschrieben und inszeniert. Als Musiklehrerin, schreibe ich die Musik dazu und setze sie mit dem Schulchor um.

Was haben Sie denn im Laufe des Jahres 2021 als zertifizierte Kulturschule realisiert?

Sehr viele interessante Projekte. Kürzlich haben wir zum Beispiel mit der Musikerin Mayamo ein Bandprojekt für die 6. Jahrgangsstufe durchgeführt. Dann haben wir im Bereich Theater, im Rahmen unserer Kulturtage, mit dem Schauspieler Andreas Schauder, Gründer der Improgruppe Tante Salzmann” und Initiator des Kieler-Woche-Hoftheaters, einen Workshop zu Improvisationstheater realisiert oder im Bereich Kunst eine Ausstellung im Kunstraum B in Kiel organisiert. Titel war: Auftauchen – Endlich wieder’ und zeigte Werke unserer Schüler, die Gefühle und Wünsche in Pandemiezeiten zum Ausdruck brachten.

Müssen Sie die Projekte selber entwickeln und wie kommen die Kontakte mit den Künstlern zustande?

Als Kulturschule bekommt man einen Kreisfachberater zur Seite gestellt, mit dem eine enge Zusammenarbeit besteht. Kreisfachberater sind meist Lehrer oder auch Künstler, die Anregungen geben, was gerade im Land an kulturellen Projekten läuft und durch die dann wiederum Kontakte zu Projekten und Einrichtungen hergestellt werden. Darüber hinaus bin ich als Kulturvermittlerin ebenfalls in das Netzwerk mit eingebunden und bekomme auch auf diesem Wege viele Anregungen. Durch die Netzwerkarbeit sind selbst länderübergreifende kulturelle Projekte möglich, wie der Besuch einer Tanzveranstaltung in Dänemark.

So ein Engagement bedeutet neben dem Bildungsauftrag als Fachlehrerin aber auch viel Arbeit?

Ja, aber ich liebe meine Arbeit und bin goldrichtig in meinem Job. Studiert habe ich Deutsch und Religion und darüber hinaus Musik als Neigungsfach gewählt. Aber gerade die Musik hat mich oft in die Schulen geführt, da in diesem Bereich einfach Lehrer fehlen.

Warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Die Ausbildung zum Musiklehrer ist wahnsinnig anspruchsvoll, und die damals bestehenden Hürden, wie beispielsweise perfekt Klavierspielen zu können, habe ich zu dieser Zeit nicht nehmen wollen. Jetzt bietet das Land eine nachträgliche Ausbildung an, und ich nehme das Bildungsangebot jetzt doch noch wahr. Musik ist für mich persönlich, aber auch für die Schülerinnen und Schüler unheimlich wichtig. Gerade in den unteren Klassen ist zum Beispiel das Singen und Musizieren als Ausgleich zum Schulalltag so wichtig und findet oft in den Elternhäusern nicht mehr statt. Jetzt in der Pandemie leider auch in der Schule nicht mehr. Das belastet mich sehr!

Sehen Sie die kulturelle Bildung auch als Sprungbrett für die berufliche Orientierung der Schüler?

Explizit habe ich kein berufliches Beispiel, aber es gibt viele Kinder, die durch den Unterricht neue Talente entdecken, so dass eine Welt aufgestoßen wird, die ihnen vorher verschlossen war. Es findet eine Persönlichkeitsentwicklung statt, die für die Zukunft der Kinder von großem Vorteil ist.

TEXT Anja Nacken
FOTO Christina Kloodt