„Nicht darüber reden – sondern machen!“
Praxisbezug und fundiertes Studium – beides hält besser, meint Dr. Detlef Reeker, Geschäftsführer der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein, im Interview über das Duale Studium.
Joachim Welding: In nur drei Jahren können Ihre Absolventen eine Berufsausbildung und zusätzlich ein Studium mit dem Bachelor abschließen. Wie ist diese rekordverdächtig kurze Ausbildungsdauer möglich?
Detlef Reeker: Das ist im Wesentlichen durch zwei Faktoren begründet: Erstens durch die konsequente Verzahnung von Theorie und Praxis bei uns an der Akademie. Das, was die Studierenden an der Wirtschaftsakademie lernen, können sie sofort im Unternehmen anwenden. Das bringt für sie im Berufsalltag erhebliche Vorteile. Daher legen wir großen Wert darauf, dass neben unseren Professoren auch Praktiker aus Betrieben Teile des Studiums als Dozenten bestreiten. Die zweite Ursache findet sich bei den Studierenden selbst. Denn nur ihrer hohen Motivation und der Bereitschaft, das nicht unerhebliche Pensum überzeugend zu bewältigen, ist der spätere doppelte Abschluss geschuldet. Anders formuliert: Im Schlafwagen kommt man nicht durch ein duales Studium.
Viele Schulabgänger überlegen bis zuletzt, welchen Beruf sie wählen sollen. Für wen ist das Duale Studium der optimale Start ins Berufsleben?
Für alle, die das Beste aus zwei Welten miteinander verbinden wollen. Wem ein traditionelles Studium zu theorielastig ist oder wer sich bei einer Berufsausbildung einen zusätzlichen akademischen Anspruch wünscht, ist bei uns genau richtig. Man sollte Interesse an wirtschaftlichem Handeln und an dem Geschehen im Betrieb haben. Und zwar in der Form, dass man es selbst gestaltet. Nicht darüber reden – sondern machen. Und dies fundiert. Das ist die Devise an der Berufsakademie. Wie ich bereits ausführte, sollte zudem eine gute Portion Leistungsbereitschaft zu den eigenen Eigenschaften zählen.
In welchen Bereichen und welchen Branchen arbeiten die Absolventen später?
Es wäre einfacher zu sagen, wo unsere Absolventen NICHT arbeiten. Und da fällt mir wenig ein. Denn dadurch, dass sie in den jeweiligen Studiengängen zu Allroundern ausgebildet werden, sind sie überall zu Hause, wo hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte gebraucht werden. Und das zieht sich durch alle Wirtschaftszweige im Land.
Wie gut sind die Chancen Ihrer Absolventen auf dem Arbeitsmarkt?
Bestens! Und das ist keine Übertreibung, gleich aus mehreren Gründen. Denn zum einen haben die Unternehmen, die das duale Studium ermöglichen und in der Regel auch die Studiengebühren bezahlt haben, ein hohes Interesse, die Absolventen bei sich im Betrieb zu halten. Zum anderen haben die Studierenden eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie zwei Dinge gleichzeitig gemeistert haben. Nämlich Studium und Ausbildung. Damit haben sie nicht nur ihre Belastbarkeit unter Beweis gestellt, sondern sie wissen schlicht und einfach, worauf es im beruflichen Alltag ankommt. Praxisschock unbekannt. Das ist ein Riesenvorteil gegenüber Absolventen anderer akademischer Bildungsgänge. Und das kommt auf dem Arbeitsmarkt an.
Gibt es namhafte Absolventen der Berufsakademie, die es bis an die Spitze eines Unternehmens geschafft haben?
Auf jeden Fall. Und mehr als nur einige. Der Fairness halber möchte ich auch keinen einzelnen Absolventen namentlich herausheben, aber soviel sei verraten: So mancher heutiger Geschäftsführer – von zum Teil bundesweit prämierten Unternehmen – hat seinen Berufseinstieg über die Berufsakademie genommen. Absolventen von uns sind oder waren beispielsweise in der Leitung von großen Telekommunikations- oder Finanzunternehmen aktiv. Und sogar ein ehemaliger Google Deutschland- Vorstand kommt aus unserem Haus. Und das ist ja gar nicht mal so schlecht, oder?