34 Ausbildungsberufe = 34 Chancen für Dich! Die Berufliche Schule des Kreises Nordfriesland ist die nördlichste Berufliche Schule Deutschlands und unterrichtet 2200 junge Leute
Auf der Landkarte ganz oben links: Niebüll! Wer denkt, hier ist Deutschland wohl endgültig zu Ende, irrt gewaltig: Bildung und Berufsausbildung werden an der herausragend ausgestatteten Beruflichen Schule des Kreises Nordfriesland groß geschrieben: Hier lernen 2200 Schülerinnen und Schüler in allen Schularten; hier vermitteln ihnen versierte Lehrerinnen und Lehrer den fachlichen Teil ihrer dualen Berufsausbildung. Junge Leute haben die Qual der Wahl: 34 Ausbildungsberufe in den Berufsfeldern Wirtschaft und Verwaltung, Metall-, Fahrzeug und Luftfahrt-, Elektro-, Bau-, Holz- und Farbtechnik, Gesundheit und Körperpflege, Ernährung, Gastronomie und Hauswirtschaft sowie Agrarwirtschaft hat Niebüll „im Angebot“. 120 Lehrkräfte unterrichten die Schülerinnen und Schüler an vier Schulstandorten in Niebüll und Westerland auf Sylt.
Bei uns können junge Leute viel mehr erreichen, als sie vielleicht zunächst glauben.
– Schulleiter Finn Brandt
Azubis stehen alle Karrierewege offen
„Bei uns können junge Leute viel mehr erreichen, als sie vielleicht zunächst glauben“, berichtet Schulleiter Finn Brandt von einem Prinzip seiner Schule, das für ihn besonders wichtig ist: „Unsere Schule ist extrem durchlässig. Das heißt, jeder junge Mensch, der bei uns ein berufliches Ziel oder einen höheren Schulabschluss anpeilt, kann dies entsprechend seiner fachlichen Eignung auch erreichen.“ Alle Schulabschlüsse sind möglich: vom Ersten allgemeinbildenden Schulabschluss bis zur allgemeinen Hochschulreife (Abitur). Und damit stehen alle Karrierewege bis hin zum Studium offen.
„Viele wissen zum Beispiel gar nicht, dass man mit einem Berufsabschluss gleichzeitig den Ersten allgemeinbildenden Schulabschluss oder den Mittleren Schulabschluss erreichen kann“, erläutert der Schulleiter. Azubis, die schon während ihrer Berufsausbildung Gas geben wollen, können in Niebüll parallel ihre Fachhochschulreife erlangen. „Es sind gar nicht wenige, die dies auch machen, um innerhalb von meist drei Jahren den Berufsabschluss und den Zugang zum Studium in der Tasche zu haben“, berichtet Finn Brandt. Einer seiner Schüler zum Beispiel habe an der Beruflichen Schule seinen Hauptschulabschluss absolviert, eine Lehre erfolgreich abgeschlossen und danach alle Möglichkeiten bis zum Abi und anschließendem Studium ausgeschöpft. „Er arbeitet heute als Bauingenieur in einer großen Baufirma.“
Die Firmen bekommen von uns immer eine Rückmeldung über ihre Azubis
– Studiendirektor Claus W. Holzmeier
Lernen in Klassenraum und Werkstatt
Das Besondere an der Berufsschule: Die Azubis lernen nur wenige allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Englisch oder WiPo (Wirtschaft/Politik). Dafür steht der fachtheoretische Unterricht in sogenannten Lernfeldern im Mittelpunkt. Jedes Handwerk wird in 12 bis 14 Lernfelder eingeteilt, je nach Ausbildungsdauer. Für die meisten Azubis ist dieser Unterricht höchst spannend, denn er bezieht sich immer auf die Arbeitspraxis, die sie im Betrieb meist schon kennengelernt haben. „Wir pflegen einen kurzen Draht zu den Ausbildungsunternehmen, Innungen und zur Kreishandwerkerschaft“, erklärt Studiendirektor Claus W. Holzmeier, der die gewerbliche Abteilung für Bau-, Farb- und Holzberufe leitet.
„Die Firmen bekommen von uns immer eine Rückmeldung über ihre Azubis. Und wir Lehrer erhalten Themenvorschläge von ihnen und wissen so immer, auf welchem praktischen Niveau sich die jeweiligen Schülerinnen und Schüler befinden.“ Wie stark die Theorie mit der Praxis verzahnt ist, zeigt das Beispiel Kfz-Mechatroniker/in: Im Unterricht wird über fahrzeugspezifische Themen diskutiert, später Übungsaufgaben bearbeitet – zum Beispiel zur Reparatur eines Getriebes. In der mit modernen Maschinen, Werkzeugen und Autos ausgestatteten Werkstatt in der Schule lernen die Azubis dann, die Arbeiten am Fahrzeug auch tatsächlich durchzuführen. Meist sind die einzelnen Lerngruppen klein, so dass sie intensiv diskutieren und Rückfragen mit den Lehrkräften besprechen können.
Die Firmen bekommen von uns immer eine Rückmeldung über ihre Azubis
– Studiendirektor Claus W. Holzmeier
Frauen Willkommen!
Handwerk ist natürlich auch für junge Frauen attraktiv, auch wenn viele Ausbildungsberufe rein zahlenmäßig noch immer „Männersache“ sind. „Wir haben fast in allen Berufen an unserer Schule Frauen, die Malerinnen, Tischlerinnen, Zimmerinnen, Elektronikerinnen oder Kfz-Mechatronikerinnen werden wollen“, berichtet Studiendirektor Jörg Wilms, der für die Abteilungen Metall, Elektro, Friseure und Bäcker zuständig ist. Berührungsängste brauchen sie nicht zu haben, denn junge Gesellinnen beherrschen ihr Handwerk erfahrungsgemäß bestens, und ihre Abschlussnoten seien meist sogar besser als die vieler Männer.
Junge Gesellinnen beherrschen ihr Handwerk erfahrungsgemäß bestens
– Studiendirektor Jörg Wilms
Moderne Ausbildung heißt heute auch: Digitale Medien gehören selbstverständlich zum Alltag in der Beruflichen Schule Niebüll. „Wir haben ein offenes WLAN, der technische Zugang zu schnellem Internet ist da. Wir setzen Smartphones sinnvoll im Unterricht ein“, erklärt Schulleiter Brandt. „Und mit Tablets und Beamer präsentieren unsere Schülerinnen und Schüler beispielsweise ihre Gesellenstücke.“ Für ihr digitales Engagement erhielt die Berufliche Schule in Niebüll 2017 einen wichtigen Bundespreis (Hermann Schmidt Preis). „Wir haben das Projekt ‚eE4home‘ aus der Taufe gehoben – dabei geht es um die intelligente Energieverteilung von Erneuerbaren Energien“, berichtet der Schulleiter. So kann zum Beispiel der Strom, den Windkraftanlagen nachts erzeugen, zum Laden von Elektroautos oder dem Trocknen der Wäsche genutzt werden. Typisch Berufliche Schule eben: technisch up to date und ganz nah dran an der Praxis vor Ort!