Zukunftsgestaltung hautnah: Hamburgs Jugend trifft Wirtschaft auf dem dritten Future & Career Day

Zukunftsgestaltung hautnah: Hamburgs Jugend trifft Wirtschaft auf dem dritten Future & Career Day

Zum dritten Mal fand an der Beruflichen Schule St. Pauli der Future & Career Day statt – eine Ausbildungsmesse mit Leuchtturmcharakter im Zentrum Hamburgs. Die Veranstaltung bot eine Gelegenheit für Schülerinnen und Schüler, sich über unterschiedliche Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten zu informieren. Neben den Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Schule St. Pauli waren auch Jugendliche umliegender Schulen wie des Marion-Dönhoff-Gymnasiums Hamburg, des Gymnasiums Oberalster und der Stadtteilschule am Hafen auf der Messe unterwegs.

Knapp 50 Unternehmen und Organisationen waren vertreten, darunter Personalentscheider, Studierende und Auszubildende. Diese standen den Besucherinnen und Besuchern Rede und Antwort und gaben wertvolle Einblicke in Berufe wie Bankkaufmann (m/w/d), Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen (m/w/d), Sozialversicherungsfachangestellter (m/w/d), Rechtsanwalts- und Notarfachangestellter (m/w/d), Schifffahrtskaufmann (m/w/d) und Kaufmann für Groß- und Außenhandel (m/w/d). Auch der staatliche Bereich, vertreten durch Bundeswehr, Justiz und die Hamburger Verwaltung, präsentierte sich den Messebesuchenden.

Wachstum und Wandel der Finanzbranche

Kai-Olof Tiburtius, Schulleiter der Beruflichen Schule St. Pauli, äußerte sich im Interview mit ME2BE zuversichtlich: „Seit dem letzten Jahr sind wir um etwa 10 Prozent gewachsen. Wir haben jetzt rund 1.900 Schüler“, erklärte er und machte deutlich, dass das Wachstum besonders in der Finanzbranche spürbar sei. „Die Banken und Versicherungen haben einen gewissen Nachholbedarf. Es gab im letzten Jahr viele Ausbildungsplätze, die unbesetzt geblieben sind. Jetzt sehen wir, dass sich das ändert.“ Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Beruflichen Schule wider. „Wir sind eine Fachberufsschule, in der man Banken und Versicherungen zusammengeführt hat“, so Tiburtius. Dabei hob er hervor, dass diese Berufe, oft als altmodisch abgestempelt, heutzutage eine starke Anziehungskraft haben: „Manche nennen es konservative Berufe, aber sie sind mittlerweile hochattraktiv und hochmodern.“

Mann vor Poster

Kai-Olof Tiburtius, Schulleiter der Beruflichen Schule St. Pauli, betont die steigende Attraktivität von Berufen in der Finanzbranche.

Ausbildung bei der Bank: Tradition trifft Moderne

Beim Besuch des Messestands der Warburg Bank gab es interessante Einblicke in eine der ältesten Privatbanken Deutschlands. Clemens Hartung und Richard Wesolowski, beide Auszubildende im ersten Lehrjahr, sowie Silvia Galle, die Ausbildungsleiterin, sprachen über die Besonderheiten ihrer Bank.
„Wir sind natürlich eine Privatbank, aber nicht im Sinne einer klassischen Filialbank mit normalem Girokonto“, erklärte Silvia Galle. „Unsere Kunden sind meist vermögend, und daher bieten wir eine sehr individuelle Betreuung an. Wir legen Wert auf persönliche Beziehungen und darauf, dass das Vermögen unserer Kunden gut angelegt und vermehrt wird.“
Neben der klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann bietet die Warburg Bank weitere Ausbildungsberufe an. „Wir haben ein ‘Casino’ – so nennen wir unser Mitarbeiterrestaurant, das tatsächlich unter Denkmalschutz steht“, erklärte Galle. „Dort haben wir Köche angestellt, die sowohl für unsere Mitarbeiter als auch bei Kundenveranstaltungen kochen. Daher bieten wir auch eine Ausbildung zum Koch an. Auch die IT-Abteilung ist bei uns so groß, dass wir ebenfalls Fachinformatiker ausbilden.“
Die Ausbildung bei der Warburg Bank findet hauptsächlich in Hamburg statt, mit der Möglichkeit, auch an anderen Standorten der Bank Erfahrungen zu sammeln. „Unsere Auszubildenden können Einsätze in unseren Filialen in Berlin, Frankfurt, München, Hannover oder Bremen absolvieren“, so Galle. „Die Ausbildung ist sehr individuell und die Auszubildenden haben ein gewisses Mitspracherecht, welche Abteilungen sie durchlaufen möchten, um ihre Interessen bestmöglich einzubringen.“
Die Wahl zur Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Warburg Bank fiel den beiden anwesenden Azubis leicht. „Ich habe mich schon immer für Wirtschaft interessiert, seit ich 14 bin“, so Hartung. Wesolowski stimmte zu: „Es ist eine gute Mischung aus Theorie und Praxis, und ich finde, jeder sollte eine Bankausbildung durchlaufen haben, um für das spätere Leben vorbereitet zu sein.“

Zwei Azubis im Anzug und eine Frau

Am Messestand der Warburg Bank gaben Ausbildungsleiterin Silvia Galle sowie die Azubis Clemens Hartung und Richard Wesolowski Einblicke in die individuellen und vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten bei einer der ältesten Privatbanken Deutschlands.

Berufliche Wege in der Versicherungsbranche

Auch die Deutsche Rentenversicherung Nord war auf dem Future & Career Day vertreten und lockte interessierte Schülerinnen und Schüler mit dem Spruch: ‘Von der Schule in die Rente’ an ihren Stand.
„Ich habe dieses Jahr die Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten erfolgreich beendet und bin jetzt Sachbearbeiter in der Rentenversicherung“, erklärte Tobias von dem Busche im Gespräch. Auf die Frage, was die Rentenversicherung von anderen Versicherungen unterscheidet, antwortete er: „Grundsätzlich sind wir gesetzlich, das heißt, die Menschen sind bei uns pflichtversichert. Sie kommen zu uns und stellen Anträge auf Altersrente, wenn das Arbeitsleben vorbei ist, oder auf Reha-Maßnahmen, um sich wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern.“
Den Schülerinnen Machi und Martha erklärt der Sachbearbeiter: „Nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit gibt es die Möglichkeit, ein verkürztes Bachelor-Studium zu absolvieren. Damit kann man in den höheren Dienst wechseln und erhält mehr Verantwortung, sogar Personalverantwortung.“
Ein zentraler Aspekt, der von dem Busche zu seinem Beruf führte, war der soziale Gedanke. „Wenn man sich mit der Thematik auseinandersetzt, wird einem klar, dass die gesetzliche Rente allein oft nicht ausreicht“, erläuterte er. „Ich wollte bei den notwendigen Änderungen mitwirken und gleichzeitig Menschen in schwierigen Lebenslagen helfen. Es ist eine sinnvolle Arbeit, und ich möchte dazu beitragen, dass Menschen besser informiert sind und für ihre Zukunft vorsorgen.“

Zwei Schülerinnen und ein junger Mann

Am Stand der Deutschen Rentenversicherung Nord informierte Tobias von dem Busche über die Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten und die Möglichkeiten, in der Rentenversicherung Verantwortung zu übernehmen.

Wie geht es nach der Schule weiter? Duale Ausbildung, duales Studium oder triales Studium?

Auf der Messe galt in diesem Jahr der neuen Beruflichen Hochschule Hamburg besonderes Interesse.
Schulleiter Tiburtius erläuterte das Konzept des trialen Studiums, das an seiner Schule in Zusammenarbeit mit der Beruflichen Hochschule Hamburg (BHH) angeboten wird. Im trialen Studium lernen die Auszubildenden nicht nur im Betrieb und an der Beruflichen Schule, sondern auch an der Beruflichen Hochschule Hamburg. Ein großer Vorteil des trialen Studiums ist die Sicherheit, auch bei einem Abbruch nicht ohne Perspektive dazustehen: „Man kann bei uns in drei Jahren eine normale Ausbildung, zum Beispiel zum Bankkaufmann, machen. Oder man entscheidet sich für die vierjährige Variante mit Bachelor. Sollte sich dann herausstellen, dass BWL oder VWL doch zu viel ist, dann kann man einfach zurück zur dualen Ausbildung wechseln“, erklärte Tiburtius. „Man hat also die Freiheit, später doch wieder den Bachelor anzustreben; niemand verliert etwas dabei.“
Diese Flexibilität erleichtert es den jungen Menschen, sich frei zu entfalten und ihren eigenen Weg zu finden. Besonders hob der Schulleiter hervor, dass das triale Studium den Druck nimmt und mehr Raum für individuelle Entscheidungen lässt.
ME2BE hatte bereits im Frühjahr die Gelegenheit, mit der Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Insa Sjurts, Präsidentin der BHH, ein Gespräch zu diesem Thema zu führen. Passend dazu war auf dem Future & Career Day auch die Commerzbank vertreten; das erste Unternehmen, das eine Kooperation mit der Beruflichen Hochschule Hamburg eingegangen ist. ME2BE nutzte im Vorweg die Chance, um sich mit Heiko Hamdorf, Koordinator für Nachwuchs bei der Commerzbank AG in Hamburg, sowie mit den trialen Studierenden Claas und Inna auszutauschen.

ME2BE-Team am Messe-Stand

ME2BE ist für das Thema Berufsorientierung immer unterwegs – als Employer-Branding Agentur und mit unserer Plattform DIGI:BO.

Berufliche Zukunft? Schule, Ausbildung, in die Welt?

Während ME2BE auf dem Messetag viele Anlässe für einen spannenden Austausch hatte, blieb uns vor allem ein farbenfroher Stand in Erinnerung. Ocean Network Express fiel mit seinen magentafarbenen Containern und Schiffen sofort ins Auge.
„Wir möchten mehr Azubis bei uns im Unternehmen haben und wir sind weltweit, ganz international aufgestellt. Ich war erst vor zwei Wochen in unserem Office in Dänemark“, erklärte Iman Mazoujgui, Schifffahrtkauffrau-Auszubildende im zweiten Lehrjahr. Auch Anna Kohnke, HR Advisor bei ONE, war vor Ort und betonte: „Wir hoffen, heute ein bisschen Werbung für den Beruf zu machen und natürlich auch für unsere fantastische Ausbildung bei ONE.“ Sie erklärte, dass die singapurische Containerreederei zahlreiche Standorte in Europa betreibt – darunter Dänemark, Schweden, Finnland, Italien, Deutschland und Spanien – und dass die Ausbildung viele internationale Möglichkeiten eröffnet.
Mit über 250 Mitarbeitern allein in Hamburg zeigte ONE, dass die Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann (m/w/d) eine solide Basis für eine internationale Karriere bietet.

Zwei Frauen

Iman Mazoujgui und Anna Kohnke informierten über die internationalen Karrieremöglichkeiten und die spannende Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann (m/w/d) bei ONE.

Groß- und Außenhandelsmanagement – Der Allrounder unter den Berufen

Auf dem Future & Career Day trafen wir auch auf das mittelständische Unternehmen Treffpack. Sandra Benecke und Lara Willeke gewährten uns einen kleinen Einblick in die Welt der Verpackungen, die am Messestand ausgestellt wurden.
„Wir sind Verpackungshändler“, erklärte Frau Benecke, die im HR-Bereich tätig ist. Frau Willeke, die im Customer Service Management arbeitet und für die Ausbildung verantwortlich ist, ergänzte: „Wir bilden Groß- und Außenhandelsmanagement aus mit Fachrichtung Außenhandel. Wir sind bei den Verpackungen sehr breit gefächert – von Glasverpackungen über Kunststoffverpackungen bis hin zu Flaschen, Tiegeln und Sprühpumpen.“ Die ME2BE-Redaktion entdeckte auch gleich die Flasche mit dem bekannten Hamburger Franzbrötchen-Likör.
Auf die Frage, wie der Alltag bei Treffpack aussieht, erläuterte Willeke: „Die Kunden kommen zu uns mit einer gewissen Vorstellung; oft inspiriert durch Konkurrenzprodukte oder das Internet. Und wir machen uns dann auf die Suche. Wir klappern unsere Lieferanten ab und geben auch technische Hinweise.“
Ein wichtiges Thema war am Messetag selbstverständlich die Suche nach Nachwuchs. Treffpack bildet pro Jahr in Hamburg einen Auszubildenden aus, um eine intensive Betreuung gewährleisten zu können. „Für das kommende Jahr suchen wir noch jemanden. Vielleicht ja hier von dieser Schule“, sagte Willeke zuversichtlich gestimmt.

Frau hält Flaschenkorken hoch

Sandra Benecke und Lara Willeke von Treffpack gaben auf dem Future & Career Day interessante Einblicke in die vielseitige Welt der Verpackungsindustrie und die Ausbildung im Bereich Groß- und Außenhandelsmanagement.

DIGI:BO by ME2BE – mittendrin statt nur dabei

Wir, die Employer-Branding-Agentur ME2BE, präsentierten unsere Online-Plattform DIGI:BO, sowohl an unserem Messestand als auch bei einem Vortrag in einem der zahlreichen Klassenzimmer der Beruflichen Schule. DIGI:BO ist speziell für den Berufsorientierungsunterricht entwickelt worden und bietet ein breites Spektrum an Informationen: Über 300 Berufsbilder, duale Studiengänge, regionale Unternehmen und der hilfreiche Ratgeber stehen jederzeit auf digibo.school zur Verfügung. Gemeinsam mit interessierten Schülerinnen und Schülern erkundeten wir die Webseite, stöberten durch Bewerbungstipps und durch detaillierte Berufs- und Unternehmensporträts.

ME2BE-Mitarbeiter

Am Messestand und in einem Vortrag erkundeten Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit uns die BO-Plattform DIGI:BO.

Der Future & Career Day – Sozialpolitik und Wirtschaftsförderung Hand in Hand

Schulleiter Tiburtius zeigte sich begeistert vom Erfolg des dritten Future & Career Day an seiner Schule. Für ihn ist diese Messe mehr als nur eine Berufsorientierungsveranstaltung. „Das ist eine Mischung aus Sozialpolitik und Wirtschaftsförderung“, betonte er. „Die Idee dieser Messe im schulischen Kontext ist, dass wir Berührungsängste abbauen. Die Schule ist ein vertrauter Ort. Die Unternehmen bringen nicht nur ihre professionellen Personaler mit, sondern auch ihre eigenen Auszubildenden. Das schafft ein Augenhöhenprinzip. Schüler sehen direkt: Hier sind Leute wie ich; die trauen sich dann auch, Fragen zu stellen.“

TEXT Patricia Rohde
FOTO Michael Ruff