Interview mit Britta Schmidt, Leiterin des Bildungszentrums am Städtischen Krankenhaus Kiel
Die Bevölkerung schrumpft und wird immer älter. Dafür boomt der Gesundheitsmarkt, denn die Zahl der Pflegebedürftigen steigt von Jahr zu Jahr und der Fachkräftemangel im Pflegebereich wird sich verstärken. Wir sprechen mit Britta Schmidt, Leiterin des Bildungszentrums am Städtischen Krankenhaus Kiel, über die Ausbildung zu einem der berühmtesten Ausbildungsberufe: Gesundheits- und Krankenpfleger/-in.
Frau Schmidt, welche Vokabeln fallen Ihnen spontan zu der Gesundheits- und Krankenpflege ein?
Kreativität, Verantwortungsbewusstsein, Empathie, Wachheit, Kommunikation, Berührung, Begegnung, Humor, Ernsthaftigkeit, Leichtigkeit.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Einen sozialen Beruf wollte ich erlernen. Mehr wusste ich anfangs noch nicht. Nach einem Praktikum und einer Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege habe ich dann viele Jahre in der Intensivmedizin gearbeitet. Nebenberuflich habe ich mein Abitur nachgeholt und Erziehungswissenschaften studiert. Anschließend habe ich für andere Einrichtungen und soziale Verbände gearbeitet. 2002 wollte das Städtische Krankenhaus alle Aus-, Fort- und Weiterbildungen unter einem Dach versammeln. Dafür wurde eine Leitung gesucht, und diese Chance habe ich ergriffen.
Was empfehlen Sie vor der Ausbildung?
Praktikum machen! Das ist Eingangsvoraussetzung für den Ausbildungsbeginn. Krankenhaus-Serien können Sie steril auf dem Sofa schauen, aber nur in einem realen Praktikum in einem Altenheim oder Krankenhaus können Sie die Antwort auf folgende Frage finden: Wie fühlt es sich an, morgens um sechs Uhr einem bedürftigen Menschen im Pyjama auf die Bettkante zu helfen, dessen nächtliche Wärme und Gerüche sie spüren?
Wie ist die Lernatmosphäre am Bildungszentrum? Was ist das Besondere?
Unsere Ausbildung beginnt traditionell am 1. April und nicht direkt nach dem Schuljahr im August wie in den meisten anderen Einrichtungen. Daraus ergibt sich eine interessante Spreizung unter den Bewerbern und Bewerberinnen. Wir haben nicht nur Schulabgänger, sondern auch Kandidaten aus vielen verschiedenen Berufsfeldern. Das Alter bewegt sich zwischen 18 und 35 Jahren. Daraus ergibt sich eine interessante Mischung, von denen die Auszubildenden profitieren. Man muss in den Beruf emotional hineinwachsen. Das gelingt gut im Austausch mit Mitschülern, die über ganz unterschiedliche Lebenserfahrungen verfügen. Unsere Atmosphäre ist geprägt von Achtsamkeit und Wertschätzung. Ich finde es wichtig, sich beim Lernen wohlzufühlen. Wir sind das Spiegelbild dessen, was später auf den Stationen gelebt werden soll. Wenn wir von den Auszubildenden Achtung und Respekt fordern, müssen wir das auch vorleben. Wir passen gut aufeinander auf!
Wer ist für die Arbeit in der Gesundheits- und Krankenpflege geeignet?
Der Standardsatz jeder Bewerbung lautet: „Ich möchte mit Menschen arbeiten!“ Wenn sich dahinter tatsächlich verbirgt, andere Menschen verstehen zu wollen, sie begleiten zu wollen, in einer Phase, in der sie sehr bedürftig sind, dann ist eine gute Grundlage für die Arbeit in der Gesundheits- und Krankenpflege vorhanden. Die Neugierde am Menschen muss da sein. Und natürlich geht es um Verantwortungsbewusstsein und eine Geneigtheit, auf Menschen zugehen zu können.
Wie sind die Arbeitsbedingungen und Perspektiven? Die Ausbildungsvergütung liegt im oberen Bereich der Ausbildungsberufe. Die besonderen Arbeitszeiten in den Praxisblöcken bieten eine hohe Flexibilität, die von den meisten Auszubildenden geschätzt wird. Und besonders zu erwähnen sind das Gemeinschaftsgefühl und die Teamarbeit bei uns. Nicht zuletzt bietet das Städtische Krankenhaus Kiel mit seiner Schwerpunktversorgung den Auszubildenden Einblicke in viele stationäre Bereiche. Zu den Perspektiven: Der Gesundheitsmarkt wächst und wächst. Die Ausbildung führt in eine beruflich gesicherte Zukunft mit sehr guten Perspektiven. Nach dem Examen gibt es eine unendliche Fülle, in die Spezialisierung zu gehen. Auch ein Studium kann angeschlossen werden. Wir setzen uns mit allen Auszubildenden zusammen und beraten sie ausführlich über ihre Möglichkeiten. Für alle Absolventen gibt es die Chance auf eine Übernahme.
Wir haben mit Britta Schmidt, Leitung für das Bildungszentrum des Städtischen Krankenhauses, auch über das reformierte Pflegeberufereformgesetz und ihre Haltung zum Beruf gesprochen.
Mehr zum Thema Ausbildung im Städtischen Krankenhaus Kiel findet ihr auf ME2BE im Artikel-Slider.
Text Christian Dorbandt
Fotos Michael Ruff, Städtisches Krankenhaus Kiel