Ein Interview mit der Fachkräfteberaterin der egeb:Wirtschaftsförderung.
Birte Sökefeld ist mit der Region Dithmarschen eng verbunden. Nach ihrem Studium (BWL) und einigen Jahren Berufserfahrung kehrte sie daher ganz bewusst in ihre alte Heimat Dithmarschen zurück und setzt sich mit ihrer Arbeit als Beraterin innerhalb des Beratungsnetzes Fachkräftesicherung des Landes Schleswig-Holstein bei der egeb:Wirtschaftsförderung. für ihre Region ein.
Sie haben sich ganz bewusst dazu entschieden, in Dithmarschen zu leben und zu arbeiten. Was verbindet Sie mit der Region?
Ich habe in der Ferne einfach gemerkt, dass der Norden so viel zu bieten hat, dass ich – ähnlich wie viele Freunde und Bekannte aus der Schulzeit – zurückgekehrt bin. Die Weite, der Himmel, das Meer und besonders die Aufgeschlossenheit der Menschen machen die Region so lebenswert. Ebenso wie die Menschen sich hier in der Nachbarschaft gegenseitig unterstützen, erlebe ich ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Betrieben, die gut vernetzt sind und sehr wertschätzend miteinander umgehen. Gerade innerhalb der kleinen und mittelständischen Unternehmen, die die Region im Kreis Dithmarschen und Steinburg prägen, spielt das persönliche Miteinander eine entscheidende Rolle. Die regionalen Besonderheiten wirken sich daher auch ganz konkret auf meine Arbeit aus.
Wofür steht die egeb:Wirtschaftsförderung.?
Sie ist erster Ansprechpartner für Unternehmen, die Interesse haben, sich in der Region anzusiedeln. Die egeb ist jedoch auch in anderen Bereichen sehr breit aufgestellt, wie etwa Unternehmensbegleitung und -bestandsentwicklung, Regional- und Geschäftsfeldentwicklung sowie Gründungsberatung und Betrieb von Technologie – und Gründerzentren, Innovationsmanagement, Maritime Wirtschaft und Hafenmoderation. Auch in der Weiterbildungsberatung und Begleitung von Frauen in beruflichen Umbruchsituationen sind wir Ansprechpartner und zudem haben wir einen eigenen Bereich Technik, der u.a. auch Ingenieurdienstleistungen anbietet. Neben der beratenden Tätigkeit ist die egeb:Wirtschaftsförderung. auch für Analysen, Projektentwicklung und Studienbegleitung zuständig.
Wie sind Sie zur egeb:Wirtschaftsförderung. gekommen?
Ich war einige Jahre in verschiedenen Regionen Deutschlands und im Ausland im Bereich Beratung, Personal- und Organisationsentwicklung tätig. Irgendwann spürte ich den Wunsch, zurück in die Heimat zu gehen und meine Themen auf Beratungsschwerpunkte zu fokussieren. Bei der egeb:Wirtschaftsförderung. konnte ich beide Anliegen perfekt miteinander verbinden: Ich übernahm die Erstberatung der Unternehmen mit dem Ziel der Fachkräftesicherung zu Themen wie beispielsweise Personalstrategie, Personal- und Organisationsentwicklung und bin Ansprechpartner für kleine und mittelständische Unternehmen in der Region.
Was reizt Sie an Ihrer Tätigkeit als Fachkräfteberaterin?
Es motiviert mich sehr, anderen zu helfen und sich beruflich sowie persönlich weiterzuentwickeln. Ich selbst habe ein ganz großes Bedürfnis, Mehrwert zu generieren: Das Projekt „Beratungsnetzwerk Fachkräftesicherung“ in Schleswig-Holstein ist genau danach ausgerichtet und aus ESF- (Europäischer Sozialfond für Deutschland) und Landesmitteln gefördert – somit unabhängig und kostenlos. Mich motiviert das Ziel, die gesamte Region voranzubringen. Ähnlich wie so viele in meiner Generation möchte ich mit meiner Arbeit einerseits einen Mehrwert generieren und mich andererseits selbst verwirklichen, indem ich mich mit spannenden Themen beschäftige. Genau diese Kombination fasziniert mich. Ich habe den Wunsch mit einer Arbeit einerseits Mehrwert für die Gesellschaft zu bewirken und mich dabei auch selbst zu verwirklichen.
An wen richtet sich Ihr Beratungsangebot?
An alle Geschäftsführer, Inhaber und Personalverantwortliche aus kleinen und mittelständischen Unternehmen aus den Kreisen Dithmarschen und Steinburg. Ich bin zudem Projektkoordinatorin der Fachkräfteallianz Westküste/Unterelbe, ein Zusammenschluss aus Beratern zur Fachkräftesicherung an der Westküste. Wir sind in einem gut etablierten Netzwerk und können ganzheitlich unterstützen.
“Ziel ist, die Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Mitarbeiter mit einer zukunftsorientierten Personalstrategie nicht nur zu finden, sondern auch langfristig zu binden.”
Mit welchen Anliegen können Personalverantwortliche sich an Sie wenden?
Bei der egeb:Wirtschaftsförderung. helfen wir bei der Implementierung einer mitarbeiterorientierten Personalpolitik. Ziel ist, die Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Mitarbeiter nicht nur zu finden, sondern auch langfristig zu binden. Dabei machen wir den Unternehmensberatern keine Konkurrenz, sondern leisten Aufklärungsarbeit. Wir helfen Unternehmen sich weiterzuentwickeln und passende Fördermöglichkeiten zu nutzen, um sich innovativ, wettbewerbsfähig und für Arbeitnehmer attraktiv zu positionieren. Zudem stoßen wir Prozesse an, die Transparenz schaffen und das Unternehmen für Suchende sichtbar machen.
Wir sehen heutzutage eine hohe Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt. Warum ist es für Unternehmen so wichtig, ihre Mitarbeiter langfristig zu binden?
Einerseits ist es für ein Unternehmen sehr wertvoll, langjährige Mitarbeiter zu halten, um das Wissen und die Erfahrung in die weitere Entwicklung einfließen zu lassen. Andererseits bedeutet jede neue Rekrutierung für die Gruppendynamik im Team eine neue Herausforderung und ist mit Kosten verbunden. Eine hohe Fluktuation geht häufig mit einem großen Wissensverlust einher.
Die Pandemie stellt viele Unternehmen vor ein Dilemma. Welche Herausforderungen beobachten Sie aktuell?
Es gibt einige Branchen, die in der Pandemie sehr stark betroffen sind. Zum Teil konnten Unternehmen aber auch die Zeit nutzen, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, Projekte anzustoßen oder zu renovieren. Alle wirtschaftlichen Auswirkungen sind zum aktuellen Zeitpunkt jedoch schwer einzuschätzen. Gegenwärtig beraten wir vermehrt im Bereich Digitalisierung und digitale Transformation. Viele Unternehmen müssen ihre Prozesse weitreichend umstellen, da sich die Arbeit zunehmender Digitalisierung verändert: Wenn viele Mitarbeiter im Homeoffice tätig sind, gewinnen Kollaborationstools wie Slack, Teams oder Cloud-Lösungen an Relevanz, um den Workflow aufrechtzuerhalten. In der modernen Arbeitswelt ist es wichtig, dass mehrere Mitarbeiter auf ein Dokument zugreifen können und kurze Informationen nicht nur über E-Mails versendet werden. Aber auch soziale Aspekte wie Zeitfenster für den privaten Austausch, der sonst an der Kaffeemaschine, auf dem Flur oder im Pausenraum stattfand, sollten keinesfalls unterschätzt und die täglichen Abläufe integriert werden wie zum Beispiel mit Check-In Meetings oder digitalen Kaffeerunden.
Welche Chancen könnte die Pandemie für die Arbeitswelt mit sich bringen?
Viele Firmen haben die Erfahrung gemacht, dass auch der virtuelle Raum positiv genutzt werden kann. Der große Anstoß im Bereich digitale Transformation wirkt sich sehr positiv auf die Innovationsfähigkeit der Unternehmen aus: Die Angst vor Veränderung tritt in den Hintergrund und viele Unternehmen setzen sich mit neuen Möglichkeiten auseinander. Auch wenn viele Ideen und neue Konzepte aus der Not heraus entstanden sind, haben einige mit Sicherheit auch in Zukunft bestand. Ich gehe fest davon aus, dass wir digitale Formate auch in Zukunft beibehalten werden, da sie einen flexiblen sowie effizienzsteigernden Charakter haben und damit Präsenzveranstaltungen perfekt ergänzen.
Vielen Dank für diesen positiven Ausblick in die Zukunft und die spannenden Einblicke in Ihren Berufsalltag!
TEXT Sophie Blady
FOTO Max Hörath