Traumberuf: Fotograf

Traumberuf: Fotograf

Interview mit dem Kieler Fotografen Sebastian Weimar.

Ein gutes Foto? „Keine Sorge, Digga. Ich hab ja ’n Handy!“ Dank Digitalisierung und moderner Smartphone-Technologie erlebt die Fotografie seit rund 15 Jahren einen unglaublichen Evolutionsschub. Wer sich allerdings für einen Fotografen hält, nur weil er mit ausgestrecktem Arm sich und seine Buddies in einem Selfie verewigen kann, der sollte mal dringend das Smartphone auf Lautlos stellen und aufmerksam weiterlesen. Denn dazu bedarf es handwerklichen Könnens und großer Erfahrung. Wir fassen zusammen, worum es in der professionellen Fotografie geht, woher der Beruf kommt und befragen einen echten Profi, der schon oft für ME2BE im Einsatz war!

Surfen und Fotografieren – Sebastians Lifestyle

Wenn Sebastian Weimar sich bei einem Fotoshooting darauf konzentriert, eine bestimmte Atmosphäre fotografisch einzufangen, überlässt er nichts dem Zufall. Alles muss perfekt sein, vor allem das Licht! In seiner Freizeit achtet der gebürtige Eckernförder eher auf den perfekten Wind und die perfekte Welle, denn neben der Fotografie sind Surfen und Kiten seine zweite Leidenschaft. Wir haben ihn im Studio besucht und ihn gefragt, worauf es in seinem Beruf ankommt.

Nord Times Sebastian Weimar

Sebastian Weimar beim Shooting.

Moin Sebastian. Erste Frage: Welche Kameras und Objektive sind deine treuesten Begleiter?

Also, mein treuester Begleiter ist mein Hund Henry. Aber meine Lieblingskamera ist die Nikon D4. Für Portraitaufnahmen brauche ich Sigma Art Serie 50mm F/1.4 und für die Lifestyle-Bilder das Nikon 24-70 F/2.8G ED.

Seit 7 Jahren arbeitest du als selbständiger Fotograf in Kiel. Wie bist du auf diesen Beruf gekommen?

Das hat das Schicksal so gewollt! Ich habe die Goetheschule in Kiel besucht und meinen Realschulabschluss gemacht. Ursprünglich wollte ich mal Tierarzt werden, und dann später Koch. Das hatte sich allerdings nach einem Praktikum erledigt, bei dem ich täglich 5 Eimer Zwiebeln schälen musste, ohne etwas zu lernen. Ich hab mich dann für eine schulische Ausbildung zum staatlich geprüften Fotodesigner (heute Fotoassistent/in, Anm. d. Redaktion) an der Landesberufsschule Photo+Medien in Kiel entschieden. Das berufliche Praktikumsjahr verbrachte ich danach in der Grafikabteilung einer Werbeagentur, doch so richtig begeistert war ich davon nicht. Bis zu dem Tag, an dem ich den Kieler Fotografen ‚Bevis‘ bei einem unserer Shootings kennenlernte. Diese Begegnung hat mein Leben verändert!

Wow, spannend. Inwiefern hat dich diese Begegnung verändert?

Dieser Fotograf war einfach total cool und professionell. Er kam zum Set mit einem T4 angefahren, Surfboards auf dem Dach, trug Flip-Flops und bewegte sich völlig selbstbewusst inmitten der Agenturmitarbeiter und ‚Schlipsträger‘. Und dann legte er ein perfektes Shooting hin, stieg wieder in seinen Bus und fuhr zurück zum Strand! Okay, dachte ich in dieser Sekunde. Genau das will ich auch machen!

Sebastian Weimar beim Surfen

Sebastians große Leidenschaft, neben der Fotografie, ist das Surfen.

Und wie ging es weiter?

Ich habe Bevis am nächsten Tag angerufen und ihm gesagt, dass ich ab sofort sein Praktikant sein möchte und dass er auch nichts dagegen tun könne. Er war einverstanden und so ist er zu meinem Lehrer und Mentor geworden, sowohl in der Fotografie als auch im Surfen. Mittlerweile sind wir Freunde und fahren manchmal gemeinsam zum Surfen!

Worauf kommt es in der Fotografie an?

Diese Frage kann ich kaum beantworten. Es kommt auf viele Faktoren an, auf das Licht, die Technik, das Auge usw. Es gibt einen riesengroßen theoretischen Bereich, den man über Fotografie lernen kann und sollte, aber die Praxis ist noch mal was ganz anderes. Es gibt so viele Variationen und eigentlich keine Regeln. Nur das Ergebnis zählt! Im Umkehrschluss könnte man höchstens sagen, dass es ohne technisches Knowhow und Kreativität überhaupt nicht geht.

Auf welche Art von Fotografie hast du dich spezialisiert? Was macht für dich ein gutes Foto aus?

Ich habe mich auf Werbefotografie spezialisiert. Meine Aufgabe ist es, für ein Produkt jedes Mal die perfekte Welt zu inszenieren. Deshalb ist es wichtig, dass die Stimmung auf dem Foto clean und aufgeräumt ist, hell und fröhlich, sauber und akkurat. Dazu brauche ich u.a. optimales Licht, also naürliches Sonnenlicht und Wolken, um keine Schattenwürfe in den Gesichtern zu haben.

Es gibt viele berühmte Fotografen … Leibovitz, Lindbergh, von Unwerth. Hast du ein Vorbild in der Fotografie?

Ein Vorbild habe ich nicht, aber ich schaue mir natürlich ständig Arbeiten anderer Fotografen an. Mir gefallen besonders die Aufnahmen von Gregory Crewdson. Seine Bild-Kompositionen sind echte Kunstwerke!

TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Yvonne Kratze, Bo Mißfeld, Charlotte Wilckens