Synje Norland singt von Liebe, Freundschaft und allem, was sie bewegt
Musikkarriere machen! Davon träumen Millionen, nicht nur Teenies. Man geht in eine Talentshow, lässt sich ein bisschen coachen und wird vom Fleck weg entdeckt, reich und berühmt. Dass es so einfach nicht ist und dass hinter all dem Ruhm viel Arbeit steckt, Mut neue Wege zu gehen und, dass man vor allem auch das Handwerkszeug benötigt, können sich viele gar nicht vorstellen. Synje Norland kann im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied davon singen, denn sie hat es geschafft – ganz ohne Show versteht sich.
Sie ist ein wahres Naturtalent. Die Zeile aus dem ABBA-Song ‚Thank you for the music’ passt perfekt zu ihr: „Sie hat gesungen, bevor sie geredet hat“, erinnert sich Synjes Vater Jürgen. Es folgten Gesangs- und Klavierunterricht. Irgendwann griff sie zur Gitarre und brachte sich das meiste selbst bei. Mit 14 gründete sie ihre erste Band, coverte alles Mögliche. Diese ersten Schritte passierten in ihrer Heimat Nordfriesland, wo sie in einem kleinen Ort ganz in der Nähe von Niebüll aufwuchs: „Niebüll ist das Beste, was einem Kind passieren kann. Es hat mir an nichts gefehlt“, erinnert sie sich gerne an ihre Kindheit. Doch während sie größer wurde, schien Niebüll immer kleiner zu werden: „Ich musste einfach raus, weit weg. Niebüll wurde mir zu eng“, erzählt sie. Die Schule, naja, auf die hatte sie sowieso keinen Bock mehr, gibt sie zu: „Ich habe es nie bereut, die Schule abgebrochen zu haben!“
Von der nordfriesischen Provinz aus zog es sie direkt in die Metropole München, dann nach Hamburg. Ein Praktikum im Hotelfach führte sie nach Kanada: „Es hat mir großen Spaß gemacht, aber eine Ausbildung wollte ich doch lieber nicht machen. Sowieso hätte ich unmöglich drei Jahre an einem Fleck sein können – ich hätte viel zu viel verpasst“, muss sie schmunzeln. Damit hat sie sicher Recht.
Während ihrer Zeit in Kanada begann sie, eigene Songs zu schreiben und zu texten. Ihre Melodien sind ebenso facettenreich wie ihre Texte. Von melancholisch bis folkig und poppig umspannen ihre gefühlvollen Balladen ein breites Spektrum und erzählen von Liebe, Freundschaft und Beziehungen – eben von allem, was sie bewegt.
Zurück in Deutschland ist Hamburg für zwölf Jahre ihr Lebensmittelpunkt. Sie veröffentlichte zwei Alben, 2007 ‚Skipping Stones‘ und 2011 ‚To the Other Side‘. Sie schrieb Titel für Kino- und Fernsehproduktionen, tourte im letzten Jahr mit Santiano. Die Kritiker überschlagen sich und loben Synje in den höchsten Tönen: „Ich nehme das immer noch so wahr, als würde über jemand anderen geschrieben“, erzählt sie „aber ich freue mich natürlich!“ Es ist auch diese Bescheidenheit, die Synje so sympathisch macht. Keine Allüren, kein Gezicke. Sie ist ein bodenständiges Mädchen aus Nordfriesland geblieben: „Und Niebüll ist immer noch meine Heimat. Nordfriesland hat herrliche Lichtspiele, das Wasser ist wunderschön. Ich liebe das.“
Inzwischen hat sie Hamburg den Rücken gekehrt und lebt auf einem alten Resthof mit Hühnern, Katzen und Gemüsegarten in der Nähe von Lüneburg. Hamburg ist nur eine Stunde entfernt – nah genug, um das kulturelle Angebot zu nutzen und weit genug, um nicht ständig dem Konsum ausgesetzt zu sein.
Ob sie von ihrer Musik leben kann? Ja, sie kann. Aber wenn sie größere Pläne hat, zum Beispiel eine Reise, geht sie noch immer gerne kellnern: „Die Musikbrache ist manchmal ein wenig an der Realität vorbei. Ich finde es ist cool auch ‚normale‘ Menschen zu treffen. Das erdet mich und ich behalte meinen offenen Blick. Das tut mir gut!“
Diesen offenen Blick wird Synje sicher niemals verlieren. Dafür ist sie viel zu sehr sie selbst. Das Musikgeschäft ist nicht ohne: „Man muss immer am Ball bleiben. Nichts fällt einem in den Schoß“, weiß sie, „dennoch mache ich ganz genau das, was ich machen möchte!“
TEXT Claudia Kleimann-Balke
FOTO Synje Norland