Mit ihrem Umzug nach Kiel tauchte Juniper Horn (23) in die Welt der Medien ein. Heute studiert sie Kommunikationsdesign an der Muthesius Kunsthochschule.
Hattest du einen Plan für die Zeit nach dem Abitur?
Nach der Schule hatte ich keinen Plan und das war für mich eine schwierige Zeit. Die meisten in meinem Umfeld hatten bereits einen Masterplan fürs Leben, nur ich nicht. Ich bin zwar ein spontaner Mensch, aber nach der Schule fühlte ich mich unter Druck, schnell etwas zu finden. So studierte ich an der Kieler Universität Kunstgeschichte und Sprachwissenschaften. Nach zwei Semestern brach ich das Studium ab, da ich mich insgesamt unwohl fühlte. Eine Kommilitonin machte mich auf das Studienfach Kommunikationsdesign aufmerksam. Dadurch erfuhr ich von der Kunsthochschule in Kiel. Sie informierte mich auch über das Bewerbungsverfahren und zeigte mir ihre Fotos. Ich war sofort begeistert und nahm die Herausforderung an. Vier Wochen blieben mir nur Zeit, um meine Bewerbungsmappe zu vervollständigen; leider klappte es deshalb beim ersten Anlauf nicht. Man empfahl mir aber, mich im nächsten Jahr nochmal zu bewerben.
Was hast du in dem freien Jahr gemacht?
An der Freien Kunstschule in Kiel habe ich ein ‚freies künstlerisches Jahr‘ gemacht, um an meiner Bewerbungsmappe zu arbeiten. Die Muthesius Kunsthochschule bietet eine sogenannte Mappenberatung an. Empfohlen wird, sich ein Jahr vor der Anmeldung mit dem Team der Mappenberatung zu treffen, um zu erfahren, worauf es bei der Bewerbung ankommt. Ich habe dabei viele Anregungen erhalten und es schließlich im zweiten Anlauf geschafft.
Was muss die Bewerbungsmappe enthalten?
Mindestens zwanzig eigene Arbeiten muss die Mappe enthalten. Hinzu kommen Zeugnisse sowie ein tabellarischer Lebenslauf. Das Wichtigste ist jedoch, dass man im Gespräch seine Motivation verdeutlichen kann, kreativ ist und ein Gefühl für Ästhetik besitzt.
Was muss man sich unter einem ‚freien künstlerischen Jahr‘ vorstellen?
Das ‚freie künstlerische Jahr‘ dient dazu, sich auszuprobieren und in dieser Zeit so viele Arbeiten wie möglich zu sammeln. Ich arbeitete mit ganz unterschiedlichen Materialien und beschäftigte mich mit diversen Stilrichtungen, um zu erfahren, wo meine Stärken und Schwächen liegen. Im Laufe des Jahres waren verschiedene Themen zu bearbeiten, beispielsweise sollten wir Abdrücke für das Skizzenbuch sammeln. Ich war daher viel draußen unterwegs und lernte meine Umgebung neu kennen. Vieles nahm ich bewusster wahr, was üblicherweise im Alltag keine große Rolle spielt.
Was hat sich für dich im Laufe des Studiums verändert?
Zu Beginn des Studiums hieß es, dass wir im Laufe der Semester die Welt mit anderen Augen wahrnehmen würden, und das trifft voll und ganz zu. Mir war gar nicht bewusst, was man eigentlich alles aus bereits vorhandenen Dingen machen kann. Während des Studiums an der Muthesius Kunsthochschule hat man die Möglichkeit, verschiedene Kurse zu belegen und dadurch die Studienrichtung mitzubestimmen.
Warum hast du dich für Kommunikationsdesign entschieden?
Ich interessiere mich sehr für visuelle Kommunikation in der modernen Gesellschaft und beschäftige mich gern mit klassischen Printmedien sowie Ästhetik. Konzeption und Entwurf, Schriftgestaltung oder auch Fotografie sind ebenfalls Studienmodule, die ich spannend finde. Mittlerweile kann ich sagen, dass es die richtige Entscheidung war – das Studium passt perfekt zu mir.
Was gefällt dir an der Muthesius Kunsthochschule besonders gut?
Ich fühlte mich von Anfang an sehr wohl. Die Kurse sind nicht zu groß und alles ist überschaubar. Was für mich wichtig ist, sind die Praxiserfahrungen, die wir hier sammeln können. Beispielsweise gibt es Projekte, in denen wir uns selbst verwirklichen sowie Ideen und eigene Erfahrungen einbringen können. Außerdem hilft jeder jedem. Wir haben aber auch die Möglichkeit, zu jeder Tages- und Nachtzeit an die Uni zu gehen. Zu Beginn des Studiums bekommen alle einen Schlüsselchip, so dass wir immer Zugang zu den Fachräumen haben. Das ist von Vorteil, wenn man mit speziellen Softwares arbeiten möchte, die man zu Hause nicht hat oder einen schnellen Rechner für seine Projekte benötigt.
Was hast du innerhalb der fünf Semester gelernt?
Von Fotografie über Technik bis hin zur Aktzeichnung und Farblehre war alles dabei. Zu Beginn des Studiums war alles noch sehr theoretisch, aber mittlerweile gibt es viele Projekte. Seit dem zweiten Semester besuche ich den Kurs ‚Konzeption und Entwurf‘ sowie ‚Typografie‘. Noch bin ich mir nicht ganz sicher, aber zu einem der beiden Themenbereiche möchte ich meine Bachelorarbeit schreiben.
Welche Möglichkeiten gibt es nach dem Studium?
Es kommt darauf an, für welche Richtung man sich entscheidet. Die Auswahl der Kurse bestimmt letztlich die beruflichen Perspektiven. Ich interessiere mich für den Bereich ‚verbale Kommunikation‘ und würde eventuell gern in einer Werbeagentur arbeiten. Erst nach einem Praktikum kann ich allerdings Genaueres sagen.
Was wolltest du werden, als du klein warst?
Ich träumte davon, Meeresbiologin zu werden, da ich gern schwimme, tauche und mich für Meerestiere interessiere.
Was machst du, wenn du nicht an der Uni bist? Hast du Hobbys?
Die meiste Zeit verbringe ich auf Konzerten, denn die Musik bestimmt mein Leben. In jedem Sommer besuche ich Festivals und arbeite manchmal auch dort. Sport spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für mich – sowohl Pilates als auch Schwimmen. Acht Jahre war ich bei der DLRG tätig, allerdings schaffe ich das neben dem Studium jetzt nicht mehr regelmäßig.
Wie finanzierst du deinen Lebensunterhalt?
Neben dem Studium arbeite ich bei ‚WunschWimper‘. Mit diesem Job finanziere ich seit knapp eineinhalb Jahren mein Studium.
Wie bekommst du Studium und Nebenjob unter einen Hut?
Das ist der entscheidende Vorteil an dem Job – Ich habe einen festen Kundenstamm, mit dem ich die Termine flexibel selbst festlegen kann. So verpasse ich keine Vorlesungen und habe immer noch genug Zeit zu lernen.
TEXT & FOTOS Laura Hasl