Kulturhauptstadt Dithmarschens: kultige Altstadt, engagierte Leute
Der Name MelDORF führt in die Irre: Da hat sich ein quirliges Städtchen zur Kulturhauptstadt Dithmarschens gemausert. Mit seinen Kultur- und Sportangeboten kann sich Meldorf sogar mit größeren Städten messen. Die bewegen was in Meldorf als anerkannte Fairtradetown und erste „Cittaslow“ in Norddeutschland – so nennt sich die Vereinigung lebenswerter Städte.
Die Urlauber haben die kleine Stadt mit dem mächtigen Dom (dem Wahrzeichen Meldorfs) längst entdeckt. Sie liegt nicht weit vom Weltnaturerbe Wattenmeer, verkehrsgünstig gelegen an der B5 mit Bahnanschluss und einem über 750 Jahre alten Schatz: Die gemütliche Altstadt mit den vielen kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants lädt Einheimische und Besucher zum Bummeln und Schwelgen ein.
Sie ist auch Kraftquelle für die kunterbunte Kulturlandschaft – vom Theater über Kino und den Klassik- und Jazzkonzerten bis hin zu Events speziell für junge Leute. Das neueste Pflänzchen: die Kultur-Bonsche, kleine Bonbons zum Feierabend in der Hauptsaison. Da wird in der Innenstadt so einiges in Szene gesetzt: Kulturschaffende aus der Region singen, tanzen und laden zum Mitwippen, Mitklatschen und Mitmachen ein. Das Programm der vielen ehrenamtlichen Akteure und der Kommunalpolitik lautet: Wir wollen unsere Stadt liebevoll und nachhaltig weiterentwickeln, die regionale Wirtschaft stärken, das soziale Miteinander fördern und die Natur schützen. Als erste Cittaslow-Stadt im Norden hat sich der Ort ehrgeizige Ziele gesetzt: Es gilt, Meldorf mit sanftem Tourismus gastfreundlich zu gestalten, Kultur und Traditionen zu leben, aber ebenso innovative Technologien voran- zubringen und die Akteure zu vernetzen. „Jeder, der bei uns etwas bewegen will, ist herzlich eingeladen“, sagt Bürgermeisterin Anke Cornelius-Heide. Das gelte auch für die Jugendkultur. „Darum kümmern wir uns besonders, denn viele Angebote sind wich-tig, damit junge Menschen sich entscheiden, hier zu bleiben oder nach der Ausbildung wiederzukommen.“
Aber ohne gute Ausbildungs- und Arbeitsplätze nützt das alles nichts, deshalb kann Meldorf auch hier punkten: Zu den großen Arbeitgebern gehören Evers Druck, der Fenster- und Türenproduzent Aldra, die Wurstfabrik Binckebanck und eine Stollenwerk-Konservenfabrik. Meldorf kann den ersten Ökobaumarkt Schleswig-Holsteins vorweisen (seit 1991), aber auch wichtige Einrichtungen,wie z.B. die Amtsverwaltung Mitteldithmarschen, die im Rathaus der Stadt untergebracht ist. Außerdem in Meldorf zu finden: Amtsgericht, Volkshochschule, Stadtbücherei und eine große Schullandschaft mit Gymnasium und Berufsbildungszentrum.
Für junge Leute wird Meldorf auch so richtig liebenswert, dank kleiner Juwelen, wie die Meldorfer Videotage im Kulturzentrum Ditmarsia oder das Meldorf Summer Open Air. Und wer die Kugel mag, sollte sich den großen Sportverein TuRa Meldorf oder den urigen Boßelverein Mielebund näher ansehen. Wie bitte? Boßeln, was soll das denn sein? Klare Sache: eine analoge Tradition, typisch Dithmarschen.
Die Bucket List
10 Dinge, die du in Meldorf gemacht haben solltest.
- „Landeier“ und „Sully“ gucken. Im Meldorfer Kino laufen handgemachte Filme („Plattdeutsch für Fortgeschrittene“), ebenso wie die Streifen mit Tom Hanks, Jennifer Lawrence und Til Schweiger.
- „Tango Argentino“ lernen. Zackig über die Tanzfläche, in Kursen der Kulturkneipe Bornholdt.
- Anbaden im Freibad, 50 Meter Bahnen durchkraulen und dann eine Runde Beach-Volleyball.
- Den Sound im berühmten Dom genießen: Sing selber mit beim Jugendchor oder gleich im Domchor.
- Eintauchen ins 20. Jahrhundert: Original Eisdiele, OP-Raum oder alter Kinosaal: Im Dithmarscher Landesmuseum wird die Zeit vor dem Smartphone lebendig.
- Sturm ist erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben: Hart am Wind auf den Jachten der beiden Meldorfer Segelvereine.
- Das Runde muss ins Wässrige: Den Wasserball-Assen der „Seals“ beim Torewerfen in der Oberliga zuschauen.
- Schau mal im „Wattwurm“ rein: Hier findest du alles über das Weltnaturerbe Wattenmeer.
- Dampf machen: Als tonnenschwere Dreschmaschinen moderne Zeiten auf dem Lande einläuteten. Das schleswig- holsteinische Landwirtschaftsmuseum hat alte Trecker, eine Schmiede im Original und mehr zum Anfassen.
- Watt nu? Wandern! Ins Watt! Auf nach Helmsand, zur einzigen Hallig Dithmarschens, mit einem erfahrenen Wattführer … und mit nackigen Füßen.
TEXT Joachim Welding
FOTOS Shutterstock