Sportwissenschaft an der Medical School Hamburg

Sportwissenschaft an der Medical School Hamburg

Move on!
Prof. Dr. Thomas Gronwald ist seit 2017 als Professor für Sportwissenschaft an der MSH in Hamburg tätig. An der Einführung der sportwissenschaftlichen Studiengänge war er maßgeblich beteiligt. Selbst forscht er im Bereich des präventiven Trainings, der Belastungs- und Beanspruchungssteuerung im Fitness- und im Gesundheits- sowie Leistungssport. Wir sprechen mit ihm über die Vorteile einer privaten Hochschule, innovative Konzepte in der Sportwissenschaft und der Spitzensportorientierung an der MSH.
Herr Prof. Dr. Gronwald, wie sind Sie zur MSH gekommen?

Ich habe ganz bewusst nach einer Hochschule gesucht, die mir die Möglichkeit bietet, selbst mitzugestalten. Die Medical School Hamburg hat mir gezeigt, wie innovativ Lehre sein kann – nicht nur für uns Professoren, auch für die Studierenden. Durch die Interdisziplinarität und Interprofessionalität können verschiedene Berufsgruppen aus dem Gesundheitsbereich an der MSH Synergieeffekte nutzen.

Zum Beispiel?

Im Department Performance, Neuroscience, Therapy and Health vernetzen wir Therapiewissenschaften mit Sportwissenschaften und Neurowissenschaften. Auch in den Berufsfeldern Physiotherapie und Sportwissenschaften nutzen wir Überschneidungen, da Sportwissenschaftler auch oft in Gesundheitsinstitutionen arbeiten oder in therapeutischen und rehabilitativen Anwendungsfeldern. Aspekte von psycho-physischer Leistungsfähigkeit spielen in vielen Feldern eine entscheidende Rolle. Das zeigt auch der Übertrag von Erkenntnissen aus dem Spitzensport in andere Anwendungsfelder.

Wie nutzt die MSH Synergieeffekte noch?

Wir bieten unseren Studierenden einmal im Semester mit unserem POLi-Tag (Problemorientiertes Lernen interprofessionell) die Möglichkeit, interdisziplinär und interprofessionell an Fallbeispielen zusammenzuarbeiten. Aber auch über unseren Vorlesungsmarathon, einer Vortragsreihe auf Youtube, laden wir Studierende mit Vorträgen – etwa über das Paradigma von Belastung und Beanspruchung – ein, neue Facetten aus anderen Fachdisziplinen kennenzulernen. In Zukunft bietet es sich auch an, in verwandten Disziplinen spezifische Thematiken studiengangsübergreifend anzubieten.

Sie haben den Bachelorstudiengang Sportwissenschaft (B. Sc.) an der MSH mit eingeführt. Warum rundet gerade Sportwissenschaft das Studienangebot an einer Hochschule für Gesundheit ab?

Der Gegenstandsbereich von Bewegung, körperlicher Aktivität und Sport weist eine Schnittmenge mit vielen Gesundheitsberufen auf. Aus meiner Sicht war es daher konsequent und an der Zeit, diese Kompetenz in Form von Lehre und Forschung in das vielfältige Programm der MSH aufzunehmen.

Sportwissenschaft an der MSH

Thomas Gronwald ist Trainingswissenschaftler und -methodiker an der MSH Medical School Hamburg mit dem Schwerpunkt Belastungs- und Beanspruchungssteuerung. Im Speziellen beschäftigt er sich mit Verletzungsprävention und Trainingssteuerung für Ausdauer- und Spielsportathleten über Biomarkeranalysen sowie mit Auswirkungen von Ermüdungsprozessen auf das autonome und zentrale Nervensystem und der systemdynamischen Selbstregulation.

MSH

Die neuen Sportlabs der MSH sind state-of-the-art ausgestattet mit Hochleistungsergometern, modernster Atemgasanalyse, Bewegungsanalyse, einem interventionellem Lehr-Lern-Labor und vielen weitere Geräten.

Welche beruflichen Möglichkeiten eröffnet das Studium der Sportwissenschaft an der MSH?

Sportwissenschaftler sind nach ihrem Studium relativ breit aufgestellt. Angefangen bei der therapeutischen Arbeit in Kliniken bis hin zum Gesundheitsmanagement in Unternehmen, wo es darum geht, die Belegschaft fit zu machen. Wer lieber konzeptionell arbeiten möchte, hat die Möglichkeit, bei Krankenkassen Ideen für Versicherte zu entwickeln. In Gesundheits- oder Fitnesseinrichtungen arbeiten Sportwissenschaftler als Gesundheitstrainer und im Leistungssport setzen sie ihr Wissen bei Vereinen, Verbänden oder sportspezifischen Stützpunkten zum Beispiel als Trainer oder Diagnostiker in Leitungspositionen ein.

Wie profitieren die Studierenden von den Kooperationspartnern wie dem FC Bayern, dem HSV Leichtathletik und dem Spitzensport? 

Ehemalige Spitzensportler wie Nils Winter, als ehemaligem Olympioniken, unterrichtet heute Studierende der MSH in Disziplinen der Leichtathletik. Zum anderen ermöglichen wir unseren Studierenden über unsere Kooperationspartner spannende Praktikumsplätze und gute Einstiegschancen ins Berufsleben. Darüber hinaus versuchen wir praktische Problemfelder in Forschungsprojekte zu überführen, um konsequent relevante Frage- und Zielstellungen für unser Studierenden, beispielsweise im Rahmen von Studien- und Abschlussarbeiten, zu finden.

Wie profitieren Spitzensportler von einem Studium an der MSH?

Wir sind davon überzeugt, dass es notwendig ist, Spitzensportler im Sinne einer dualen Karriere auch auf ihrem Berufsweg zu unterstützen. Spitzensportler stehen individuell unterschiedlich im Laufe der Karriere vor einem Dropout und müssen sich beruflich ganz neu orientieren. Wir bieten studiengangsspezifisch auch Vorlesungen on demand an und gehen individuell auf Fehlzeiten durch Trainingslager und Wettkampf ein oder können begründet auch mal Prüfungstermine verschieben. Als Verantwortlicher für Spitzensport an der MSH versuche ich vor jedem Semester mit Fachvertretern aus der Hochschule Abwesenheitszeiten der Spitzensportler abzugleichen, um ein Studium möglichst flexibel zu gestalten. Das bedingt auch ein sehr gutes Zeitmanagement der Athletinnen und Athleten.

Wir versuchen auf der einen Seite, Spitzensport als innovativer Bildungspartner zu fördern und gleichzeitig neue Möglichkeiten für unsere Studierenden in Form von Praktikumsplätzen oder Berufsmöglichkeiten über unsere Kooperationspartner zu finden.

Welche Ausstattung erwartet Studierende an der MSH?

Sowohl in den Bachelor- als auch in den Masterstudiengängen beschäftigen wir uns zum Beispiel mit der Steuerung von Training und der sportartspezifischen psycho-physischen Leistungsdiagnostik. Hierbei messen wir zahlreiche physikalische (z. B. Sprungkraft, Wattleistung) und organismische Parameter (z.B. Herzfrequenz, Blutlaktat, Sauerstoffaufnahme). Unsere neuen Sportlabs sind diesbezüglich state-of-the-art ausgestattet mit Hochleistungsergometern, modernster Atemgasanalyse, Bewegungsanalyse, einem interventionellem Lehr-Lern-Labor, in dem wir beispielsweise „funktionelles“ Krafttraining durchführen können, einem Skillcourt für Teamsportarten und kognitiven Anforderungsprofilen und vielem mehr. Mit dieser innovativen Ausstattung ermöglichen wir den Studierenden sowohl optimale Lehr- und Trainingsbedingungen als auch Forschungsvoraussetzungen.

Sportler im Gespräch.

Warum ist Sport ein Thema, das jeden betrifft?

Als Jugendlicher habe ich relativ schnell meine Leidenschaft für den Mannschaftssport entdeckt und 20 Jahre lang Basketball gespielt. Auch wenn Sport für mich größtenteils immer nur ein Hobby auf semiprofessionellem Niveau war, habe ich über den Sport gelernt, mit verschiedenen Charakteren umzugehen, Niederlagen zu akzeptieren, durchzuhalten, mich in einer Gruppe zu behaupten und in einer Hierarchie auch mal unterzuordnen – alles Erfahrungen, die essentiell für ein erfolgreiches Berufsleben sind. Aber auch wenn der Zugang zum Vereinssport fehlt, ist regelmäßige körperliche Aktivität (z. B. Spazierengehen, Gartenarbeit, Radfahren) und zum Beispiel das regelmäßige Bewegungs-(Kraft-)training mit einfachen Mitteln auch zu Hause Voraussetzung für psycho-physische Gesundheit und Selbstständigkeit bis ins hohe Alter.

Vielen Dank für die spannenden Einblicke in die Facetten des Sports.

 

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Marla, (18) studiert im 1. Semester Sportwissenschaft als Stipendiatin an der MSH Medical School Hamburg
MSH

Marla profitiert als Spitzensportlerin von dem Stipendienprogramm an der MSH.

„Sport treibe ich gefühlt, seitdem ich denken kann. Mit etwa neun Jahren habe ich bereits angefangen, für den Triathlon zu trainieren. Ich habe schon als kleines Mädchen viel Zeit in den Sport investiert und auf einiges verzichtet. Nicht weil ich musste. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und hatte immer Spaß daran, mich selbst herauszufordern. Mein Ziel war es, in den Landeskader aufgenommen zu werden und internationale Karriere zu machen. Leider vorerst ohne Erfolg. Laufen war immer meine große Schwäche, also entschied ich mich, mit vierzehn voll in den Radsport einzusteigen. Heute bin ich im Nationalteam Radsport und trainiere aktuell für die U23-Europameisterschaft. Zusätzlich habe ich einen Profivertrag unterschrieben und fahre regelmäßig Rennen in Belgien und Holland. 

MSH

Marla fährt im Nationalteam Radsport und trainiere aktuell für die U23-Europameisterschaft.

Da die Bezahlung im Frauenradsport leider noch nicht so gut ist, wollte ich mich zum einen finanziell absichern, zum anderen brauchte ich neben dem Sport einen theoretischen Ausgleich und hatte Lust, mich in einem Studium weiterzubilden. Zur MSH bin ich über eine Karriereberatung des Olympiastützpunktes gekommen. Die Hochschule unterstützt mich mit einem Stipendium und ermöglicht mir durch flexible Zeiten, Nachholtermine für Prüfungen und eine gute Organisation, gleichzeitig meine sportliche Karriere voranzubringen.

Für mich ist das Studium eine perfekte Ergänzung zu meiner Profikarriere:  Ich erfahre, wie der Körper arbeitet, um sportliche Leistung zu erzielen, warum ich mich nach bestimmten Trainingseinheiten besser fühle als nach anderen und wie ich meinen Körper durch die richtige Ernährung bestmöglich unterstützen kann. Da eine Karriere im Spitzensport meist mit Anfang 30 schon beendet ist, möchte ich mir durch das Studium eine berufliche Perspektive schaffen. Ich könnte mir gut vorstellen, anschließend als sportliche Leiterin oder Trainerin in einem Profiteam zu arbeiten und meine Erfahrung weiterzugeben.“

 

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Tara studiert im 3. Semester Sportwissenschaft an der MSH Medical School Hamburg
MSH

Tara hat sich für den Bachelor of Science entschieden, weil sie später gerne in der Forschung arbeiten möchte.

„Durch meinen Leistungssport habe ich viele unterschiedliche Menschen kennengelernt. Dabei habe ich auch gesehen, was Sportlerinnen und Sportler auf sich nehmen, um mehr Leistung zu bringen. Alles wird dem Sport untergeordnet – das hat auf lange Sicht insbesondere gesundheitliche negative Folgen.

Buch mit Sportübungen.

Sportwissenschaftler sind nach ihrem Studium relativ breit aufgestellt. Angefangen bei der therapeutischen Arbeit in Kliniken bis hin zum Gesundheitsmanagement in Unternehmen, wo es darum geht, die Belegschaft fit zu machen.

Ich will Aufklärungsarbeit leisten und ein Angebot schaffen, das auf gesunder Ernährung und einem ausgewogenen Körpergefühl basiert. Obwohl ich ursprünglich mein Hobby nicht zum Beruf machen wollte, habe ich mich für den Bachelorstudiengang Sportwissenschaft an der MSH entschieden. Da ich in der Forschung arbeiten möchte, war es mir wichtig, einen Bachelor of Science zu absolvieren. Als ehemalige Leistungssportlerin war zudem die gute Struktur des Studiums und der enge Kontakt zu den Dozenten ausschlaggebend für meine Entscheidung. Nach dem dritten Semester kann ich nun voller Überzeugung sagen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Die große Bandbreite an Modulen – von Leistungsdiagnostik über Psychologie bis hin zu Ernährung –  helfen mir dabei, meinem beruflichen Ziel näher zu kommen und einen ganz neuen Zugang zum Thema Sport zu finden.

Nachdem in den ersten beiden Semestern die Grundlagen von Anatomie und Physiologie im Fokus standen, besteht das dritte Semester aus vielen Praxiskursen in unserem neuen Sportlabor. Um für die Studiengebühren aufzukommen, arbeite ich einen Tag in der Woche im Sportlabor an der MSH, und auch Praktika konnte ich bereits über die Hochschule ergattern.”

 

TEXT Sophie Blady 

FOTO Apo Genç