UNSERE ‚GUTE SEELE‘!

UNSERE ‚GUTE SEELE‘!

Ob Anmeldung oder Zeugniskopie, Tafelkreide oder Schwamm, Krankmeldung oder Elternanruf – wer etwas braucht oder wissen möchte, klopft an ihre Türen: Schulsekretärinnen sind die am häufigsten angesprochenen Verwaltungsangestellten in Deutschland und werden nicht selten als ‚gute Seele’ verehrt. Auch die Friedrich-Junge-Schule Kiel am Standort Schreventeich hat eine von allen geschätzte Sekretärin. Ihr Name: Brigitte Fissel.

ME2BE: Hallo Frau Fissel, gibt es an Ihrer Schule eigentlich jemanden, der sie nicht kennt?

Frau Fissel: Das kann ich nicht ausschließen, ist aber ziemlich unwahrscheinlich.

Sie arbeiten seit 25 Jahren als Schulsekretärin an der Friedrich-Junge-Schule. Andauernd klingelt das Telefon, Schüler und Lehrer belagern Ihr Büro – der Geräuschpegel ähnelt zeitweise dem einer Bahnhofshalle. Wie halten Sie das aus?

Das ist nicht immer einfach, aber ich liebe meinen Beruf und fühle mich an der Friedrich-Junge-Schule besonders wohl. Mir ist der tägliche Kontakt zu Menschen wichtig. Es gibt zwar viel zu tun, doch jeder Tag ist anders. Wenn ich morgens zur Schule komme, weiß ich nie, was der Tag bringt.

Was sind Ihre Aufgaben?

Als Schulsekretärin habe ich ein sehr breites Aufgabengebiet. Zunächst bin ich Ansprechpartnerin für Schüler, Eltern, Lehrkräfte und die Schulleitung. Ob telefonisch, postalisch, im persönlichen Gespräch oder per E-Mail – auf allen Kanälen bin ich immer die erste Anlaufstation. Bei mir werden Krankmeldungen eingereicht, Dokumente abgegeben, Schul- und Büromaterialien bestellt oder Bescheinigungen angefordert. Darüber hinaus bin ich für den Schriftverkehr der Schule zuständig, nehme die Post entgegen und bearbeite oder verteile sie. Für die Lehrer bereite ich Klassenlisten vor und informiere sie über Elternanrufe sowie Abwesenheiten von Schülern. Und ich bestelle und verwalte unser Schul-, Büro- und Erste-Hilfe-Material.

Das sind mehr Aufgaben, als man sich merken kann! Welche Tätigkeit ‚frisst’ am meisten Zeit?

Eindeutig das Telefonieren! Mit der Entgegennahme von Anrufen bin ich täglich mehr als eine Stunde beschäftigt.

Gibt es auch eine Grenze der Geduld bei Frau Fissel?

Ja, die gibt es. Wenn sich zu viele Leute im Sekretariat aufhalten und der Geräuschpegel so hoch ist, dass ich meinen Gesprächspartner am Telefon nicht mehr verstehen kann, ist die Grenze erreicht. Dann sage ich: ‚Stop! Jetzt verlassen bitte alle sofort das Büro!’

Wird Ihnen dann ebenfalls Verständnis entgegengebracht?

Ja, das Verhältnis untereinander ist wirklich sehr gut, und ich kann mich nicht über mangelhafte Wertschätzung beklagen. Vor den Sommerferien, also gegen Ende des Schuljahres, bedanken sich viele Schüler, Eltern und Lehrer persönlich bei mir. Und wir haben einen aufmerksamen Schulleiter, der auch mal eine Ansage im Lehrerzimmer macht, um mir etwas mehr Ruhe zu verschaffen.

Welche Fähigkeiten braucht eine Schulsekretärin?

Eine kaufmännische Ausbildung ist heutzutage Voraussetzung, um die Büroarbeit in einem Schulsekretariat bewerkstelligen zu können. Außerdem sollte man gut kommunizieren können und ein gewisses Maß an Geduld und Verständnis mitbringen. Ich habe beispielsweise immer ein offenes Ohr für die Probleme von Eltern. Als dreifache Mutter weiß ich, was Eltern bewegt. Ganz wichtig ist auch ein guter Draht zu Kindern. Ohne den geht es nicht!

Bei dem Trubel erleben Sie so einiges. Können Sie uns eine Anekdote für ME2BE erzählen?

Ja, es gibt viele Geschichten zum Schmunzeln! Vor einiger Zeit wollte ein Schüler beispielsweise ausprobieren, ob seine Hand in den Kabelgang eines Schultisches passt! Sie passte nicht hinein, also riefen wir die Feuerwehr, um die Schülerhand zu befreien. Eine andere Geschichte: Vor Kurzem kam ein Schüler zu mir und bat mich um ein ‚Glaubensbekenntnis’. Da war ich in der ersten Sekunde völlig ratlos und fragte einige Lehrerkollegen um Rat. Am Ende fanden wir heraus, dass er eine beglaubigte Zeugniskopie benötigte. Da haben wir alle – zusammen mit dem Schüler – herzlich gelacht!

Was macht die Friedrich-Junge-Schule für Sie aus?

Das Besondere an unserer Schule ist die angenehme Atmosphäre und der Teamgeist. Es fühlt sich an, als seien wir alle Mitglieder einer großen Familie!

Angenommen, Sie hätten den berühmten ‚Sack voller Geld’ und dürften alles für die Schule ausgeben. Wofür würden Sie es verwenden?

Zuerst würde ich alle Gebäude und Räume der Schule von Grund auf renovieren und anschließend mehr Lehrkräfte einstellen, um die Klassenstärken zu reduzieren.

Typisch, Frau Fissel – erst an die anderen denken! Jetzt dürfen Sie auch noch etwas für das Sekretariat ausgeben …

… dann würde ich Außenjalousien für die Fenster bestellen. Im Sommer wird es doch ziemlich heiß in meinem Büro.

TEXT Christian Dorbandt

FOTO Jana Limbers