Schule trifft Kultur – Kultur trifft Schule

Schule trifft Kultur – Kultur trifft Schule

Zukunftsmusik: „Kulturelle Bildung“ als Schulprofil?

Landesprogramm „Schule trifft Kultur – Kultur trifft Schule“ fördert kulturellen Austausch

Um möglichst vielen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern den Wert kultureller Bildung ins Bewusstsein zu holen, hat die schleswig-holsteinische Landesregierung 2015 das Programm „Schule trifft Kultur – Kultur trifft Schule“ ins Leben gerufen. Seitdem haben Schulklassen in rund 120 Projekten mit lokalen Künstlerinnen und Künstlern kooperiert und dabei Ausstellungen, Theaterstücke und lyrische Aufführungen umgesetzt.

Klaus Müller, Koordinator des Projekts und ehemaliger Leiter eines Gymnasiums, ist zufrieden. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit konnte das Programm „Schule trifft Kultur – Kultur trifft Schule“ 2015 endlich beginnen. „Die Politik hat erkannt, dass das Programm keine Dekoration ist, sondern als Basis kultureller Bildung dient“, erläutert Müller.

Das Förderprogramm der Landesregierung wird durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur vertreten. Finanziell unterstützt wird es durch die Stiftung Mercator im Rahmen des Programms „Kreativpotentiale“. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch die Fachhochschule Kiel und die Europa-Universität Flensburg.

Ziel von „Schule trifft Kultur“ ist, die Schulen mit unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstlern zu vernetzen und projektbezogene Kooperationen zu fördern. Kulturelle Bildung soll nicht als eine Art zusätzliches Fach betrachtet werden, sondern als ein fächerübergreifendes Prinzip, das über den Unterricht hinausgehende Projekte einbezieht. Dafür werden Lehrerinnen und Lehrer sowie Künstlerinnen und Künstler zu Kulturvermittlern geschult.

Bislang sind rund 80 Teilnehmer auf der Plattform kulturvermittler-sh.de registriert. Unter ihnen sind Lehrkräfte, überwiegend aber Künstlerinnen und Künstler mit verschiedenen Arbeitsschwerpunkten. Neben bildenden Künstlern gibt es auch Experten für Darstellendes Spiel, Tanz, Literatur und Baugeschichte. Die Kulturvermittler verteilen sich über ganz Schleswig-Holstein und können über die Online-Plattform direkt angeschrieben werden.

Überwiegend arbeiten die Kulturvermittler lokal und entwickeln mit den Schulen (oder anderen öffentlichen Einrichtungen) Bildungsprojekte mit künstlerischem Bezug und führen diese anschließend gemeinsam mit den Klassen durch. Die kreativen Ideen der Kulturvermittler dienen dazu, den Schülerinnen und Schülern einen direkten Zugang zu den Künstlerinnen und Künstlern zu ermöglichen. Auch die Kulturinstitutionen im Land werden einbezogen. Das Angebot soll das kulturelle Repertoire der Schulen dauerhaft ergänzen und zu einem unverzichtbaren Teil der kulturellen Bildung werden.

„Die Politik hat erkannt, dass das Programm keine Dekoration ist, sondern als Basis kultureller Bildung dient.“

Die Arbeit der Kulturvermittler geht jedoch über die beratende Tätigkeit hinaus. Zusammen mit den teilnehmenden Klassen begleiten sie die Projekte von der Idee über die Antragstellung bis hin zur Durchführung. Dazu gehören auch eine Evaluation und Dokumentation. Zentraler Gedanke des Programms „Schule trifft Kultur“ ist jedoch die Vernetzung der Kunst- und Kulturszene Schleswig-Holsteins mit den Akteuren in den Schulen.

Ab dem Jahr 2018 wurden zusätzlich 15 Lehrkräfte qualifiziert, die seit August 2019 in den Kreisen des Landes als Fachberater für kulturelle Bildung tätig sind. Sie ergänzen, unterstützen und koordinieren die bisherige Arbeit auf regionaler Ebene. Sie entwickeln dabei auch kreisweite und kreisübergreifende Projekte.

Eines der ersten Projekte war 2015 der Bau eines Naturerlebnisgartens auf einem Areal des Schulbergs in Mölln. Mit dem Projekt schufen Achtklässler der Gemeinschaftsschule sowie der Astrid-Lindgren-Schule einen schulnahen Lernort für alle Schüler und Schülerinnen, ungeachtet ihrer körperlichen, kognitiven, emotionalen, sozialen und kulturellen Besonderheiten. Außerdem achteten die Teilnehmer darauf, verschiedene Fächer – von den Naturwissenschaften bis hin zur Philosophie – im Konzept zu berücksichtigen.

Kulturelle Bildung ist eine Querschnittsaufgabe.

Schülerinnen und Schüler der Klassen 5-7 der Amalie-Sieveking-Schule Reinbek entwarfen 2019 ein Brettspiel zum Thema „Schloss Reinbek“. Um die Spielidee entwickeln zu können, befassten sich die Schüler mit 450 Jahren Reinbeker Geschichte. Dadurch konnten sie das Leben auf dem Schloss spannend und spielerisch darstellen. Für das Projekt tauchten die jungen Menschen nicht nur intensiv in die Geschichte ihrer Heimatstadt ein, sie erfuhren auch viele Einzelheiten zu den Lebensumständen früherer Generationen.

„Kulturelle Bildung ist eine Querschnittsaufgabe“, meint Klaus Müller. Mit dem Programm möchte er den Wert kultureller Bildung weiträumig sichtbar machen. „Wir wollen die Leuchtturmschulen institutionalisieren.“ Das Ziel sei, irgendwann Schulen mit dem Profil kulturelle Bildung in Schleswig-Holstein zu etablieren.

Ein vielversprechendes, pädagogisch anspruchsvolles Projekt, das Klaus Müller in der schleswig-holsteinischen Bildungslandschaft dauerhaft verankern möchte. Mit seiner Arbeit kann er mehr als zufrieden sein. Bereits im September werden zehn weitere Schulen wegen ihrer herausragenden kulturellen Arbeit zu Kulturschulen in Schleswig-Holstein ernannt.

Kulturprojekt mit Schülern der Ferdinand-Tönnies-Schule: Gewaltig! Nordsee – vom Umgang mit Naturkatastrophen

TEXT Lutz Timm
FOTO Klaus Müller
Illustration Raphaelle Martin