Ein Gespräch mit der Berufsorientierungslehrerin Claudia Freickmann über den Mut, die richtige Entscheidung zu treffen
„Wenn du auf Lehramt studierst, fährst du später Taxi”, musste sich die Berufsorientierungslehrerin Claudia Freickmann der Schule im Augustental anhören, als sie nach dem Abitur überlegte, wie es für sie beruflich weitergehen soll. Heute weiß sie: Lehrer werden dringend gesucht und berufliche Orientierung ist wichtiger denn je. Als Berufsorientierungslehrerin möchte Claudia Freickmann Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, ihren eigenen Weg in eine erfüllte berufliche Zukunft zu finden.
Was macht für Sie den Beruf des Lehrers so einzigartig?
Ich liebe die ständige Abwechslung und Vielfalt, die sich hinter jeder Klassentür verbirgt. Jeder Tag bringt neue Erlebnisse und Herausforderungen mit sich, und die Möglichkeit, mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten, empfinde ich auch nach über 30 Jahren als ungemein bereichernd.
Warum glauben Sie, dass in Zeiten, in denen Unternehmen händeringend nach Nachwuchskräften suchen, Berufsorientierung so einen hohen Stellenwert einnimmt?
Die Vielzahl der neuen Berufe und die Komplexität des Arbeitsmarktes erfordert eine individuelle Beratung der Schülerinnen und Schüler. Schulen können und müssen dabei helfen, einen Überblick zu verschaffen und, die Fähigkeiten und Stärken der Jugendlichen realistisch einzuschätzen. Durch die Unterstützung unseres Berufscoach Ingmar Jonsson begleiten wir die Jugendlichen von Klasse 7 bis Klasse 10 sehr intensiv auf ihrem Weg in die berufliche Zukunft und können individuell und passgenau bei der Suche nach einem Praktikum oder einem Ausbildungsplatz unterstützen.
Ingmar Jonsson besetzt eine Planstelle als Berufscoach an der Schule im Augustental, wie arbeiten Sie mit Herrn Jonsson zusammen?
Aufgrund meiner Rolle als Klassenlehrerin einer ersten Klasse und den zahlreichen verantwortungsvollen Aufgaben, die neben der beruflichen Orientierung anfallen, führe ich regelmäßige Gespräche mit Herrn Jonsson. Als ausgebildeter Berufscoach ist er für die individuelle Betreuung der Schülerinnen und Schüler zuständig, organisiert Veranstaltungen wie Messen und leitet weitere berufsorientierte Aktivitäten an unserer Schule. Meine Aufgabe liegt vor allem in der Koordination zwischen der Schule, dem Berufsorientierungs-Coach und den Eltern.
Welchen Stellenwert nimmt die Berufsorientierungsmesse an der Schule im Augustental ein?
Die Berufsorientierungsmesse nimmt eine sehr wichtige Rolle ein. In enger Zusammenarbeit mit Ingmar Jonsson haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal nur regionale Kooperationspartner und Firmen eingeladen, sodass die Schülerinnen und Schüler viel bessere Möglichkeiten haben, nachhaltige Kontakte zu knüpfen und sich Praktika und Ausbildungsplätze zu sichern. Da wir die beruflichen Interessen unserer Schülerinnen und Schüler durch die engmaschige Betreuung von Herrn Jonsson sehr gut kennen, können wir die Unternehmen gezielt einladen und profitieren von einer hohen Erfolgsquote. Als Klassenlehrerin bereite ich mit den Schülerinnen und Schülern einen Fragenkatalog vor, an dem sich die Jugendlichen auf der Messe orientieren können.
Wie unterscheidet sich die Messe von anderen Berufsorientierungsmessen?
Wir nutzen die Messe an unserer Schule auch, um unseren Schülerinnen und Schülern positive Beispiele für erfolgreiche Werdegänge zu präsentieren. Durch die gute Zusammenarbeit mit den Betrieben in unserer Gemeinde, kommen viele ehemalige Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihrem Arbeitgeber auf die Messe und berichten in 60-minütigen Workshops von ihrer Ausbildung – das schafft Identifikation und nimmt die Angst, die eigene Komfortzone verlassen zu müssen. In der anschließenden Pause findet ein gemeinsames Treffen in der Aula statt, bei dem die Schüler die Gelegenheit haben, mit Vertretern weiterer Unternehmen in Kontakt zu treten.
Warum macht es Sinn, dass Berufsorientierung eine Querschnittsaufgabe in den Schule darstellt?
Weil Schülerinnen und Schüler in unterschiedlichen Fächern ihre individuellen Stärken ganzheitlich entdecken und entwickeln können. Eine umfassende Berufsorientierung ermöglicht es den Schülern, ihre Interessen und Talente frühzeitig zu erkunden und entsprechende Bildungs- und Berufsperspektiven zu entwickeln. Ein Beispiel hierfür bietet der Sportunterricht, der es ermöglicht, die körperlichen Fähigkeiten und Grenzen der Schüler zu erkennen – ein Aspekt, der für viele Berufe von Bedeutung ist.
TEXT Sophie Blady
FOTO Sebastian Weimar