Welche Berufsgruppe ist so wichtig, dass es ohne sie keine funktionierende Industrie gäbe? Technische Produktdesigner! Ohne deren Aufzeichnungen würde die Inbetriebnahme von Maschinen und Anlagen behördlich nicht genehmigt werden! Alle Rohrleitungen, Maschinen und Anlagen sowie Gebäude und Wege auf dem Werksgelände müssen in technischen Dokumentationen maßstabsgetreu festgehalten werden. Eine verantwortungsvolle Aufgabe! Um dem Fachkräftemangel im Bereich Produktdesign zu begegnen, bildet die TotalEnergies Bitumen Deutschland GmbH in Brunsbüttel erstmals einen Technischen Produktdesigner aus. Die ME2BE-Redaktion hat den Azubi Leon an seinem Ausbildungsplatz besucht.
Neben meinem Interesse an Technik hatte ich schon immer eine Leidenschaft für Computer.
Hallo, Leon. Du absolvierst eine Ausbildung zum ‚Technischen Produktdesigner’. Wie bist du auf diesen Beruf gekommen?
Das hat sich zufällig ergeben. Ich habe 2018 eine Handwerksausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker erfolgreich abgeschlossen und suchte anschließend nach einer geeigneten Weiterbildung. Neben meinem Interesse an Technik hatte ich schon immer eine Leidenschaft für Computer. Ich wollte beides beruflich miteinander verbinden. Als ich aus meinem Bekanntenkreis erfuhr, dass die Firma TotalEnergies einen Technischen Produktdesigner ausbilden wolle, informierte ich mich über das Berufsbild, verabredete ein Kurzpraktikum und war schnell begeistert.
Was sind deine Aufgaben?
Die Kernaufgabe besteht in der Erstellung von Entwürfen, die in zwei- oder dreidimensionalen Darstellungen am Computer umgesetzt werden. Bis 2005 lautete die Berufsbezeichnung ‚Technischer Zeichner’. Mittlerweile wurde sie in ‚Technischer Produktdesigner’ umbenannt, weil heutzutage kaum noch von Hand gezeichnet wird. Die Digitalisierung hat dieses Berufsbild völlig verändert! Die Ausbildung wird in zwei Fachrichtungen angeboten: ‚Produktgestaltung und -konstruktion’ sowie ‚Maschinen- und Anlagenkonstruktion’. Für die Firma TotalEnergies ist nur die zweite Fachrichtung maßgeblich. In der Ausbildung lerne ich, technische Zeichnungen zu verstehen, neue Entwürfe am Bildschirm zu erstellen und alle Daten eines Vorgangs sorgfältig zu verwalten. Das digitale Zeichnen übe ich mit Hilfe eines CAD-Programms, das ist die Abkürzung für ‚computer-aided-design’, heißt übersetzt ‚rechnerunterstütztes Konstruieren’.
In technischen Zeichnungen wimmelt es von Linien und Zahlen. Wozu sind solche Dokumentationen notwendig?
In technischen Dokumentationen werden alle Komponenten einer Anlage millimetergenau abgebildet. Jede Rohrleitung und jede Krümmung ist dort verzeichnet. Nur wenn daraus ersichtlich ist, dass alle gesetzlichen Richtlinien eingehalten werden, erfolgt eine behördliche Genehmigung und die Inbetriebnahme. In einem Störfall werden als Erstes alle technischen Zeichnungen einer Anlage zu Rate gezogen. Technische Produktdesigner tragen deshalb eine große Verantwortung.
Wie sieht dein Arbeitsplatz aus? Welche Geräte benötigst du für deine tägliche Arbeit?
Mein Arbeitsplatz ist recht unspektakulär. Ich sitze am Schreibtisch und arbeite hauptsächlich an einem speziell konfigurierten PC, der mit einem großen Arbeitsspeicher, einer leistungsfähigen Grafikkarte, einem großen Monitor sowie spezieller Software ausgerüstet ist. An einem Scanner digitalisiere ich ältere Zeichnungen bis zum Format DIN A0, wenn ich sie bearbeiten muss. Für das Ausdrucken neuer Zeichnungen steht mir ein entsprechender Tischdrucker zur Verfügung. Ansonsten benötige ich nur noch eine Tastatur und eine Maus. Bunte Stifte, Lineale, Zirkel und Zeichenbretter gehören der Vergangenheit an, obwohl ich in der Berufsschule auch Grundfertigkeiten des analogen Zeichnens erlerne. Das einzige Werkzeug, das ich hin und wieder nutze, ist ein Zollstock.
Ich sitze nicht nur vor dem Bildschirm, sondern lerne auch Schritt für Schritt unsere Anlagen kennen.
Wofür brauchst du einen Zollstock?
Den Zollstock benötige ich, um auf dem Werksgelände Bauteile auszumessen. Wenn beispielsweise das Teilstück einer Rohrleitung ausgetauscht wird, überarbeite ich die technische Dokumentation und muss dazu manchmal das Objekt begutachten und ausmessen. Dazu ziehe ich Schutzkleidung an und begleite einen Chemikanten, der mich zu dem entsprechenden Bauteil führt. Das macht die Ausbildung so abwechslungsreich. Ich sitze nicht nur vor dem Bildschirm, sondern lerne auch Schritt für Schritt unsere Anlagen kennen.
Welche Kenntnisse und Fähigkeiten sind für die Ausbildung notwendig?
Interesse für Computer, ein technisches Grundverständnis und logisches Denkvermögen sind auf jeden Fall erforderlich. Durch meine handwerkliche Ausbildung verfüge ich zum Beispiel über Kenntnisse, die mir sowohl den Einstieg in die betriebliche Ausbildung als auch in den Berufsschulunterricht vereinfachen.
Was gefällt dir gut an der Ausbildung? Womit hast du Schwierigkeiten?
Die Tatsache, dass ich mit technischen Inhalten am Computer arbeite, gefällt mir. Das Gestalten mit dem CAD-Programm liegt mir besonders. Anspruchsvoll ist das Entwerfen von dreidimensionalen Ansichten. Aber dadurch, dass wir nur eine kleine Abteilung sind, genieße ich eine intensive Ausbildungsbetreuung und bekomme viel Zeit, um zu üben.
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TEXT Christian Dorbandt
FOTO Laura Hasl