Nachgefragt: Bildungsministerin Karin Prien über digitales Lernen

Nachgefragt: Bildungsministerin Karin Prien über digitales Lernen

In der Reihe ME2BE-Reihe „Nachgefragt“ können Schülerinnen und Schüler, Azubis und Studierende verantwortliche Politikerinnen und Politiker aus Schleswig-Holstein und Hamburg direkt befragen. Elena Kruse (27) studiert Medienwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ihre Fragen über die digitale Schule und die Weiterbildungsoffensive der Lehrkräfte richtet sie an die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU).

Digitale Medien verändern unser Leben

Die Digitalisierung ist ein Mega-Thema für die Schulen. Mehr als 3.000 Lehrerinnen und Lehrer aus Schleswig-Holstein kamen Ende September nach Kiel, um am bundesweit größten Kongress „Digitale Bildung und Fachunterricht“ teilzunehmen. Dies war der Startschuss für eine Lehrer-Fortbildungsoffensive bis 2020. Im Interview erklärt Bildungsministerin Karin Prien, warum digitales Lernen an Schulen so wichtig ist.

 

ME2BE: Wie verlief dieser so wichtige Kongress für die digitale Weiterbildung der Lehrkräfte?

PRIEN: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten aus 250 Workshops zu allen Schulfächern auswählen, Podiumsdiskussionen und Fachvorträgen von Experten lauschen und sich an den Ständen der digitalen Modellschulen informieren. Doch das war erst der Anfang: Der Impulskongress findet eine Fortsetzung in einem großen Programm der fachlichen Fortbildung. Lehrerinnen können außerdem an den digitalen Modellschulen hospitieren, also von versierten Kolleginnen und Kollegen lernen. Das Ziel ist klar: Es geht darum, digitale Medien im Unterricht sinnvoll einzusetzen.

Digitale Bildung und Demokratiebildung gehören unmittelbar zusammen.

Warum investiert das Land jetzt so intensiv in die „digitale Schule“?

Alle Lebensbereiche werden von digitalen Umwälzungen, sich ständig wandelnden Möglichkeiten durch das Internet und sozialen Medien grundlegend verändert. Das ist eine der größten Herausforderungen für unsere ganze Gesellschaft, für die Wirtschaft und die Demokratie. Digitale Bildung und Demokratiebildung gehören unmittelbar zusammen. Der Ort, an dem beides zusammenläuft, ist die Schule. Hier müssen wir den Schülerinnen und Schülern frühzeitig einen souveränen Umgang mit digitalen Medien und eine kritische Reflexion vermitteln. Und deshalb müssen wir auch die Fortbildung der Lehrkräfte zu diesem Thema intensivieren.

Was haben die Schülerinnen und Schüler davon?

Ich wünsche mir, dass jedes Kind, das in Schleswig-Holstein die Schule verlässt, gut zurechtkommt in der digitalen Welt – mit allen ihren Chancen und Risiken, so dass es diese Welt auch aktiv mitgestalten kann.

Viele Lehrkräfte haben noch Nachholbedarf, was den Unterricht mit den digitalen Medien angeht. Wie schätzen Sie das ein?

Ich habe mich gefreut, dass allein zum Impulskongress so viele Lehrerinnen und Lehrer gekommen sind. Das zeigt mir, mit wie viel Interesse und Engagement sich die Lehrkräfte an ihren Schulen für die digitale Bildung in ihren jeweiligen Fächern einsetzen und wie groß der Informationsbedarf ist. Wir werden in den nächsten zwei Jahren den Schwerpunkt auf eine intensive Fortbildung zum Einsatz digitaler Medien im Fachunterricht legen und die guten Konzepte aus den 130 Modellschulen im Land an alle Schulen herantragen.

Dieser große Umbauprozess ist nicht einfach, aber unsere Lehrkräfte sind dabei auch Vorbilder für die Schülerinnen und Schüler.

Führt die digitale Schule in jedem Fall zu besseren Leistungen und Ergebnissen?

Digitale Medien in Schule und Unterricht sollen in Zukunft selbstverständlich werden. Dieser große Umbauprozess ist nicht einfach, aber unsere Lehrkräfte sind dabei auch Vorbilder für die Schülerinnen und Schüler. Wir wissen auch: Der intensive Einsatz digitaler Medien führt nicht automatisch zu besserem Unterricht. Unsere Lehrkräfte setzen sich deshalb damit auseinander, wie digitale Medien,die technischen Geräte und die (Lern-)Software im Fachunterricht sinnvoll eingesetzt werden können.

Wie schätzen Sie die technischen Voraussetzungen ein?

Schleswig-Holstein ist auf einem guten Weg. Die Anbindung der Schulen an Breitband und schnelles Internet wollen wir bis Ende 2020 abgeschlossen haben.

TEXT Joachim Welding
FOTO Frank Peter & Jana Limbers