Das Unternehmen Christoph Heizung Sanitär GmbH hat seine Wurzeln in den 20er Jahren. Damals gründete Carl Christoph einen kleinen Sanitärbetrieb in Heide. Als das Familienunternehmen in der zweiten Generation in die Insolvenz gehen musste, war Enkel Thomas Christoph gerade mit dem Studium fertig und übernahm mit neuen Teilhabern den Wiederaufbau und die Umstrukturierung. Heute präsentiert sich die GmbH als fortschrittliches, wachstumsorientiertes Unternehmen mit 80 Mitarbeitern.
Herr Christoph, wollten Sie von klein auf im Familienunternehmen tätig sein?
Das stand zunächst gar nicht fest. Meine Eltern wollten das eigentlich auch gar nicht, weil sie wussten, wie viel Arbeit in so einem Unternehmen steckt. Bei mir sah das etwas anders aus. Ich habe schon als Schüler in den Ferien auf Baustellen mitgearbeitet, und das hat mir immer großen Spaß gemacht.
Wie ging es dann für Sie nach der Schule erstmal weiter?
Nach der Fachhochschulreife habe ich eine Ausbildung zum Heizungsbauer gemacht. Früher waren die Bereiche Heizungsbauer und Installateur noch getrennt. Die Ausbildung habe ich aber nicht im heimischen Betrieb, sondern in einer großen Firma in Rendsburg absolviert. Danach folgte Wehrdienst und ein Studium der Versorgungstechnik mit Richtung technische Gebäudeausrüstung an der FH Braunschweig in Wolfenbüttel.
Und sind Sie dann zu Ihrem Vater gegangen, um über einen Einstieg ins Geschäft zu sprechen?
Das war ein bisschen komplizierter. Als ich mit dem Studium 2003 fertig war, stand die Insolvenz des elterlichen Betriebs zur Debatte – trotz ausreichender Aufträge und Mitarbeiter. Mit Unterstützung des Insolvenzverwalters und unseres Meisters Jürgen Kinsel haben wir uns auf eine Neugründung des Unternehmens als GmbH geeinigt. Damit bestand die Möglichkeit, die Verquickung von Firmen- und Privatvermögen, was zur Krise geführt hatte, aufzuheben und ein zeitgemäßes Unternehmen aufzustellen. Es war sowieso eine Umbruchzeit, und Betriebsstrukturen wandelten sich mit großer Geschwindigkeit. Uns war klar, dass im Betrieb Vieles umgestellt werden musste, um im Wettbewerb bestehen zu können.
Was sind die größten Veränderungen, die damals innerbetrieblich eingeführt wurden?
Alles wurde professionalisiert. Die Prozessoptimierung war das Wichtigste. Abläufe wurden koordinierter, Angebote und Durchführungen verändert. Außerdem passten wir die Buchhaltung sowie andere Bereiche den modernen Arbeitsmarktbedingungen an. Natürlich alles auch mit Hilfe der Digitalisierung, die mich übrigens auch privat begeistert.
Und welche Neuerungen wurden in Bezug auf Produkte und Systeme eingeführt?
Die Einführung neuer Trends ist im Handwerk allgegenwärtig. Wir müssen uns alle flexibel neuen Gesetzmäßigkeiten anpassen. Speziell in unserer Branche sind das zum Beispiel regenerative Energiegesetze – also weg vom Öl und Gas – hin zu umweltfreundlichen Energieformen. Gleichzeitig bieten Hersteller immer mehr entsprechende Produkte an, die diese Aufgaben erfüllen und die wir, speziell in Neubauten, fachgerecht einbauen müssen. Zur Zeit meines Vaters gab es solche Themen noch nicht, aber ich habe natürlich während meines Studiums viel darüber gelernt und wusste, wohin die Reise geht. Davon konnte ich profitieren, denn wenn ich heutzutage als Handwerksbetrieb nicht die neueste Technik anbieten kann, bleiben Aufträge aus und die Wettbewerbsfähigkeit leidet.
Gab es von Ihrem Vater aufgrund der vielen Neuerungen damals Bedenken?
Nein, bei uns gab es nicht den typischen Generationenkonflikt. Das Thema‚ haben wir immer so gemacht, also machen wir auch so weiter‘, stand nicht zwischen uns. Die Aufgaben wurden nach Qualifizierung geteilt, und mit zunehmender Erfahrung habe ich immer mehr alleine regeln können. Einerseits musste ich schnell auf eigenen Füßen stehen und andererseits hat mir aber auch keiner reingeredet.
Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?
Er ist abwechslungsreich. Handwerk macht einfach Spaß, weil man jeden Tag sieht, was man gemacht hat. Hier ist es eine Heizung, dort die Installation eines Waschbeckens oder die Behebung eines Schadens. Die Zufriedenheit der Kunden ist der schönste Lohn. Unsere Kundendienstmonteure bekommen viel Rückmeldung von zufriedenen und dankbaren Kunden, und der persönliche Kontakt ist sehr wertschätzend.
Was zeichnet Ihren Betrieb aus?
Bei uns gibt es keine Fließbandarbeit. Jeder ist ganzheitlich aufgestellt. Von der Planung bis zur Umsetzung muss der Monteur den Kunden begleiten und den Auftrag als Gesamtpaket komplett umsetzen. Wir sind planungsstark und flexibel. Bei Neubauten weiß man schon Monate vor Grundsteinlegung, was gefordert ist, aber im Bereich von Notfällen im Bereich Kundendienst geht das natürlich nicht, und hier man muss schnell reagieren. Unsere Mitarbeiter bringen die Kompetenz und das notwendige Netzwerk mit, um die besten Lösungen zu bieten.
Werden die Mitarbeiter dafür regelmäßig geschult, und welche Vorteile haben die Azubis?
Ja, wir haben neben regelmäßigen internen Fortbildungen auch Einheiten, in denen unsere Mitarbeiter bis zu drei Wochen bei den Herstellern Neues lernen. Unsere 20 Azubis werden sehr gut und geregelt betreut. Gesonderte Lehrgänge, Lerngruppen und sonstige Unterstützung sind Teil unseres Ausbildungsprogramms. 50 Prozent unserer Mitarbeiter sind im Betrieb ausgebildet worden, und wir wirken damit dem Fachkräftemangel entgegen.
Sie sind seit 10 Jahren Obermeister der Innung Sanitär-Heizungs- und Klimatechnik in Dithmarschen. Was sind Ihre genauen Aufgaben und wie ist eine Innung aufgebaut?
Zunächst mal ist eine Innung die fachliche Organisationsform des Handwerks auf lokaler bzw. regionaler Ebene. In ihr schließen sich selbständige Handwerksunternehmen gleicher oder ähnlicher Gewerke zusammen, um ihre gemeinsamen Interessen zu vertreten. Die Mitgliedschaft in einer Innung ist für Handwerksbetriebe freiwillig. Alle Innungen werden in einer Kreishandwerkerschaft zusammengefasst und sind dann verbindliches Mitglied der Handwerkskammer. Dann gibt es den Landes- und den Bundesverband, die dann unter anderem an politischer Stelle Lobbyarbeit betreiben. Ein Obermeister ist der Vorstandsvorsitzende seines Fachbereichs vor Ort und hat in erster Linie die Aufgabe, den Austausch unter den Mitgliedern zu fördern und wenn nötig, Streit zwischen Mitgliedern und Auftraggebern zu schlichten. Wir kümmern uns mit Hilfe unserer Ausschüsse auch um die Abschlussprüfungen in den handwerklichen Berufen. Wir decken den Praxisanteil der Ausbildung ab. Zusätzlich fördern wir zum Beispiel das Können von Gesellen und Meistern durch Lehrgänge. Die Arbeitswelt und die Anforderungen ändern sich ständig, und da findet innerhalb der Innung im Team ein reger Austausch statt.
Das sind viele Aufgaben, die Sie wahrnehmen. Wo finden Sie Ihren Ausgleich zum Beruf?
Ich liebe Radfahren und Wandern. Gerne auch außerhalb der heimischen Umgebung. Manchmal ist es ganz schön flach hier. Man muss ja auch mal was anderes sehen, also mache ich mich immer mal wieder auf und habe so zum Beispiel Gebiete in Kanada und Norwegen erwandert.
TEXT Anja Nacken, Sophie Blady
FOTO Sophie Blady