Mit Erasmus von Kiel nach Europa

Mit Erasmus von Kiel nach Europa

Kieler Uni bietet über 600 Austauschplätze an europäischen Partner-Hochschulen für Studierende

ERASMUS+ heißt das EU-Hochschulprogramm 2014-2020, das mit einem Budget von 14,8 Milliarden Euro ausgestattet ist. Dabei sollen bis 2020 rund zwei Millionen Studierende von Erasmus+ profitieren, darunter über eine Viertelmillion junge Menschen aus Deutschland. Finanziell gefördert werden Studienaufenthalte und Praktika im Ausland. Derzeit stehen den Studierenden an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) über 600 Austauschplätze an über 200 europäischen Partnerhochschulen zur Verfügung. Von einer Sonderförderung profitieren Teilnehmer mit Behinderung und Studierende mit Kind. Wer teilnehmen will, muss unter anderem Online-Sprachtests bestehen. Über das Erfolgsmodell sprachen wir mit dem Erasmus-Beauftragten Dr. Lars Blöhdorn vom Englischen Seminar der Kieler Uni.

Was genau ist Erasmus und was ist der Gedanke dahinter?

Lars Blöhdorn: Zuallererst einmal ist Erasmus eine riesige Erfolgsgeschichte. Seit 30 Jahren fördert die Europäische Union die grenzüberschreitende Mobilität von Studenten, Hochschuldozenten und –personal. So können Studienaufenthalte gefördert werden, aber auch die Internationalisierung von europäischen Hochschulen vorangetrieben sowie Partnerschaften, Wissensallianzen und Netzwerke geschaffen werden. Der Gedanke dahinter ist, dass wir Wissen, Erfahrungen und Kulturen miteinander teilen. Dafür ist Erasmus+ in die Strategie der EU eingebettet, bis 2020 Wachstum, Jobs und soziale Gerechtigkeit zu schaffen.

Welchen Mehrwert haben die Studentinnen und Studenten durch das Erasmus+ Programm?

Bis 2020 steht viel Geld bereit, um Bildung, Weiterbildung, Jugend und Sport zu fördern. Mit Erasmus+ erhalten Studierende Zugang zu Universitäten in ganz Europa, um ihr Wissen zu erweitern, andere Bildungssysteme kennenzulernen und Freundschaften fürs Leben zu schließen.

Dr. Lars Blöhdorn

Erasmus-Beauftragter Dr. Lars Blöhdorn vom Englischen Seminar der Kieler Uni

Wie kam es dazu, dass Sie zum Erasmus Beauftragten wurden?

Ich habe die Funktion des Erasmus-Koordinators vor einigen Jahren von einem Kollegen übernommen, der in Rente ging. Ich habe es keine Sekunde bereut.

Wie bewerten Sie das Programm? Warum sollten Studierende am Programm teilnehmen?

Ich kann jedem nur empfehlen, sich für einen Erasmus-Austausch zu bewerben, um in einem anderen Land zu studieren, sich mit der Kultur und den Menschen dort vertraut zu machen. Ein Aufenthalt im Ausland ist nicht nur für Studierende von Sprachen sinnvoll – sondern für Studierende aller Fächer. Der Netzwerkgedanke hinter Erasmus sorgt dafür, dass alle in Europa ein wenig enger zusammenrücken, dass der europäische Gedanke und die Toleranz anderen gegenüber gefördert werden.

Wie beliebt ist Erasmus?

Sehr! Und das zu Recht! Mein Rat ist allerdings, sich nicht nur für die Länder zu bewerben, in denen die meisten gern studieren wollen. Gerade für Anglistik-Studenten ist das mitunter schwierig. Zum einen existieren nur wenige Partnerschaften mit britischen Universitäten – es ist ja ein Austausch, und kaum ein britischer Student kommt nach Deutschland um Englisch zu studieren. Zum anderen werden die Erasmus-Verträge mit Großbritannien aufgrund des Brexit gerade nicht verlängert. Daher ist es auf jeden Fall sinnvoll und gewinnbringend, sich auch für ein anderes Land zu bewerben. Wir haben zum Beispiel Partnerschaften mit Universitäten in Rumänien, und im nächsten Jahr werde ich erste Sondierungsgespräche mit einer Universität in Israel führen.

Seit 30 Jahren fördert die Europäische Union die grenzüberschreitende Mobilität von Studenten, Hochschuldozenten und –personal.

Vorteile und Nachteile?

Ich denke, dass ich hier ohne Zweifel eigentlich nur von Vorteilen sprechen kann. Die im Ausland erbrachten Studienleistungen werden an der Heimatuniversität anerkannt. Darauf einigt man sich im Vorwege in einem sogenannten Learning Agreement, das von der Partneruni, der Heimatuni und den Studierenden unterzeichnet wird. Der Erasmus- Aufenthalt wird finanziell gefördert, Studiengebühren fallen nicht an und auch der Lebensunterhalt wird unterstützt. Da liegt es an jedem einzelnen, das Meiste aus einem solchen Aufenthalt herauszuholen. Ich kann nur sagen: Go out there! Make the most of it!

TEXT Sabrina Meyn
FOTO Eric Genzken