Nach Stich und Faden – Die letzten Fadenzüge einer dreijährigen dualen Ausbildung.
Wir begeben uns auf die Reise durch die Fädenknäule einer praktischen Prüfung für den Berufsabschluss der Mediengestalterin. Gestaltet und erfolgreich bestanden von Cindy Stender. Abschlussarbeit im Fachbereich Gestaltung und Technik, geprüft von der Industrie- und Handelskammer Kiel.
Bereits in der achten Klasse konnte sie der Beruf des kreativen Technikers während eines Schulpraktikums in einem Kieler Verlag überzeugen. Nach dem Realschulabschluss stand sie vor der entscheidenden Frage: Kunsthochschule oder duale Ausbildung in einem Betrieb? Cindys Entschluss fiel auf die betriebliche Ausbildung, denn ihr gefiel die Arbeit an realen Projekten. „Wenn ich durch die Stadt gehe und Plakate und Magazine sehe, die ich gestaltet habe, bin ich total stolz!“ Ihre Kreativität in zielgruppengerechte Gestaltung umzusetzen und damit Menschen zu begeistern und zu bewegen, ist Cindys Motivation für den Beruf der Mediengestalterin für Printmedien.
Im Sommer 2013, deutschlandweit vereinheitlicht und zum selben Zeitpunkt, erfolgte die Bekanntgabe der Prüfungsaufgabe für Mediengestalter. In jenem Jahr sollten alle Prüflinge der Maßschneiderei „Atelier Brokat“ ein neues, virtuelles Gewand gestalten.
Cindy arbeitete im Rahmen ihrer Abschlussarbeit für die Maßschneiderei „Atelier Brokat“
Cindys gestalterische und technische Fähigkeiten wurden hierfür in drei Prüfungsteilen „vom ersten bis zum letzten Stich“ abgefragt und bewertet.
Das „Atelier Brokat“ ist eine Maßschneiderei in Augsburg, die zum 1. Oktober 2013 neu eröffnet hat. Inhaberin Lisa Winter benötigte einen Unternehmensauftritt, der die Zielgruppe Damen und Herren der Altersgruppe 40plus, die beruflich und privat Lust auf besondere und individuell angepasste Mode haben, ansprechen soll. Anhand der vorhandenen Texte und Bilder soll ein Flyer, eine Anzeige und ein Serviceset realisiert werden.
Zu entwickeln waren drei entsprechende Entwürfe mit genauer Arbeitsplanung zur möglichen Umsetzung Elemente Webseite sowie eine Gestaltungsdokumentation.
Die Grundidee der Gestaltung soll entsprechend der oben beschriebenen Zielgruppe eine Einmaligkeit und Exklusivität der Mode zum Ausdruck bringen. Das handwerkliche Können der Maßschneiderei und die traditionelle handwerkliche Schneidertechnik sollen bei der Konzeption beachtet werden. Das Ziel ist eine zeitgemäße, klare und aufgeräumte Gestaltung mit dezenten Akzenten und einer homogenen aber eindrucksvollen Bild- und Farbwelt.
Der erste Stich – Farben
„Ich habe die Farben Grau, Cyan und den HKS Ton 37 K benutzt. In der HKS-Skala werden Sonderfarben für den Druck ausgedrückt. Das Grau habe ich für den Hintergrund gewählt, da es eine neutrale Farbe ist, die sich gut mit anderen Farben kombinieren lässt. Sie wirkt edel und lenkt gleichzeitig nicht vom Wesentlichen ab, was in diesem Fall die Mode des „Ateliers Brokat“ gewesen ist. Den Cyan-Ton habe ich gewählt, da er einen guten Kontrast zum HKS-Ton 37 K hat. Die Farbe fällt auf und regt den Betrachter an, sich die Anzeige genau anzusehen. Der gegebene HKS-Ton 37 K vermittelt dem Betrachter die Besonderheit der Mode des „Ateliers Brokat“. Es stellt extravagante Mode her, die für jeden Kunden individuell angefertigt wird“, erklärt Cindy.
Der zweite Stich – die Schrift
„Ich habe die Schriften Lighthouse Personal Use, FFF Tusj und die Good Pro verwendet. Ich habe Zwei Schmuckschriften benutzt. Die Lighthouse Personal Use steht für das Handwerkliche. Die FFF Tusj habe ich benutzt, um die Kreativität hervorzubringen. Durch den handschriftlichen Charakter und die gezeichnete Optik der Schrift kommt dies gut zur Geltung. Die handwerkliche Schrift Lighthouse Personal Use trifft auf die kreative Schrift FFF Tusj. Die Good Pro habe ich für die Anschrift verwendet. Sie ist gut lesbar, dezent und passt gut zum optischen Erscheinungsbild der Anzeige“, beschreibt Cindy.
Der dritte Stich – Bilder
„Die Bilder habe ich so ausgewählt, dass das Handwerkliche und die Kreativität gut zum Vorschein kommen. Sie sollen den Kunden ansprechen und vermitteln, wie individuell die Kleidungsstücke sind, die man im „Atelier Brokat“ kaufen kann. Ich habe die Bilder rund beschnitten, damit es harmonischer wirkt und die Anzeige von nicht zu vielen Ecken und Kanten gestört wird. Ein weiteres gestalterisches Element ist die graue Fläche im Hintergrund der Anzeigen. Sie soll eine graue Stoffbahn darstellen. Gemeinsam mit den weißen Linien, die an Nähgarn erinnern, verstärkt es den Eindruck einer Maßschneiderei. Die Kontur um die Bilder soll eine Art Naht darstellen, wie man sie auch bei der Anfertigung von Kleidungsstücken verwendet. Das Ganze ist ein Schmuck-Element, damit die Bilder harmonischer in die Anzeige passen.“
TEXT Merle Jurzig
FOTOS Cindy Stender