Nach dem Olympia-Triumph von Rio durfte sich der Lübecker Max Munski in seiner Heimatstadt umjubeln lassen: Der 28-Jährige Spitzenruderer hatte mit dem Deutschland-Achter bei Olympia 2016 die Silbermedaille erkämpft. Bevor es soweit war, musste der Lehramtsstudent ein halbes Leben lang in Rennbooten trainieren.
Im Fernsehen erlebten die Zuschauer einen ausgelassenen Max Munski, der sich Ende August 2016 im offenen, roten Doppeldecker-Bus durch seine Heimatstadt Lübeck kutschieren ließ. Freunde, Familienangehörige und Vereinskumpel feierten den Blondschopf mit einer Musikanlage und einer Bar. Von unten winkten die Fans, die Max mit Selfies und Autogrammen versorgte. Natürlich führte die Route auch am berühmten Holstentor vorbei. „Was hier gerade abgeht, ist einmalig“, sagte Max Munski ins NDR-Mikro. „Ich hatte etwas erwartet, aber nicht so viel. Es macht total Spaß, weil alle aus dem Verein mitmachen und sich genauso doll über die Silbermedaille freuen, wie ich mich selbst!“
Seinem Verein, die Lübecker Rudergesellschaft, hält Max seit über 15 Jahren die Treue. Aber den Kontakt zum Wassersport bekam er kurioserweise auf dem Trockenen und eher zufällig: An einem kalten Wintertag begleitete der Großgewachsene einen Freund in eine Sporthalle zum Training der Ruderer. „Ich habe da mitgemacht, mit Rudern hatte das aber noch nicht viel zu tun. Im Frühjahr habe ich mich in der Gruppe so wohl gefühlt, dass ich weitermachen wollte“, erinnert sich Max Munski.
Es gefiel ihm schließlich so gut, dass er bis heute dabei geblieben ist – und wie! Denn seitdem hat er sein halbes Leben im Rennboot verbracht, trainiert, geschwitzt, gekämpft, triumphiert – anfangs im Vierer, dann im Zweier, zuletzt im kultverdächtigen Flaggschiff, dem Deutschland-Achter. Dabei hat er eine ganze Reihe Titel, Pokale und Medaillen gesammelt. „Ich habe gemerkt, wie anspruchsvoll das Ganze ist und wie sehr man sich konzentrieren muss. Das hat mich angetrieben“, meint der 1,96 Meter große Athlet. Seine erste Medaille hatte der Jugendliche im schleswig-holsteinischen Friedrichstadt bei einer regionalen Regatta gewonnen. Hier konnte er erstmals sein Ausnahmetalent beweisen – er holte als einziger der Mannschaft einen Sieg.
Nachdem sein Trainer Björn Lötsch das Riesenpotenzial bei Max erkannte, förderte er ihn mit intensivem Training. So startete er 2001 auf Landesebene durch und qualifizierte sich für den Bundeswettbewerb. Bei seinem ersten großen Wettkampf belegte er immerhin den siebten Platz. 2003 kam der nächste große Erfolg: Der Hüne durfte bei der Deutschen Meisterschaft im Junioren-B-Achter mitrudern. Max: „Ich habe deutlich mehr Aufwand betrieben und das hat sich ausgezahlt!“
Nach vielen weiteren Erfolgen, unter anderem im Vierer, schaffte Max den Sprung in die Königsklasse – den Deutschland-Achter. Er holte den Europameistertitel und wurde Vizeweltmeister. Seitdem zählt der Lübecker im Team zu den festen Größen. Das absolute Highlight sollte aber noch folgen: Olympia in Rio 2016. „Ich will mir diesen Traum erfüllen, dafür werde ich alles geben“, hatte er in der Olympiavorbereitung gesagt. Dafür musste er vorübergehend von Hamburg nach Dortmund ziehen, um intensiver mit der Mannschaft trainieren zu können.
Die Familie und die Freundin mussten warten, und auch das Lehramtsstudium stellte er erst einmal zurück. Schließlich richtete sich im Sommer der Blick von Millionen Fans nach Rio: In einem umkämpften Finale musste sich das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes dem Erzrivalen Großbritannien schließlich geschlagen geben. Im Ziel fehlten dem deutschen Paradeboot gerade mal 1,33 Sekunden! Vollkommen erschöpft hockten die deutschen Ruderer minutenlang auf ihren Sitzen, die Enttäuschung sah man in ihren Gesichtern.
Doch die große Freude über Silber folgte schon wenig später bei der Rückkehr nach Deutschland. Die Ruderer waren mächtig stolz, als sie von Bundespräsident Joachim Gauck das Silberne Lorbeerblatt verliehen bekamen – die höchste staatliche Auszeichnung für sportliche Leistungen. Jetzt will Max Munzki noch zwei Jahre an der Weltspitze mitrudern und dann seine Sportlerkarriere an den Nagel hängen. Schließlich warten das Studium und die Freundin auf ihn!
TEXT Joachim Welding
FOTOS Deutschland-Achter GmbH