Die Leuphana Sommerakademie
Manchmal läuft alles schief! In der Schule versteht man nur noch ‚Bahnhof‘, die Mitschüler nerven und zu Hause ist es auch stressig. Kein Wunder, dass die schulischen Leistungen da auf der Strecke bleiben. Was aber tun, wenn es so schlimm wird, dass sogar der Hauptschulabschluss in Gefahr ist?
Das hat sich vor ein paar Jahren auch der Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Kurt Czerwenka gefragt. Er hat ein Programm entwickelt, dass genau diese Jugendlichen auf dem Weg zum Hauptschulabschluss und ins Berufsleben unterstützen soll. Dafür opfern die Schüler drei Wochen ihrer Sommerferien und besuchen die Sommerakademie, zum Beispiel am Jugendhof Scheersberg in Quern. Hier wohnen und lernen sie gemeinsam in kleinen Gruppen. Vermittelt werden zum Beispiel Grundlagen in Mathe und Lesen. Wie funktioniert Bruchrechnen? Wie erschließe ich einen Text, um ihn richtig zu verstehen? Aber auch Arbeit am Computer steht auf dem Programm. Das Lernen in kleinen Gruppen bringt Spaß und ist sehr effektiv: „Innerhalb der drei Wochen machen unsere Schüler enorme Fortschritte, besonders beim Lesen“, weiß Prof. Dr. Czerwenka.
Fortschritte machen sie auch auf anderer Ebene. Ein Modul, so werden die verschiedenen Unterrichtseinheiten genannt, heißt ‚Auftreten‘. Darin geht es unter anderem darum, wie man sich bei einem Vorstellungsgespräch verhalten soll. Wie oft und wie heftig klopfe ich an die Tür? Wie sage ich, wer ich bin und warum ich da bin? Scheinbar einfache Dinge, die manche Schüler aber erst lernen müssen.
Was allen Schülern hier gut gefällt ist, dass sie nicht stumpfsinnig pauken müssen, sondern sich ganz viele Dinge gemeinsam erarbeiten können – da bleibt auch viel mehr hängen. Niemand muss sich schämen, weil er etwas nicht weiß oder für das Lösen einer Rechenaufgabe etwas mehr Zeit benötigt. Hier sitzen alle im selben Boot und unterstützen sich.
Die 35 Jugendlichen sehen die Sommerakademie als Chance. Die meisten von ihnen haben nicht nur in der Schule Probleme, sondern auch zu Hause oder im Freundeskreis. Hier können sie sich einfach nur um sich selbst kümmern. Unterstützt werden sie dabei von Therapeuten, Lehrern und Studierenden – Teamer genannt. Die Jugendlichen werden ganzheitlich gefördert, das schließt neben den schulischen auch die persönlichen Fähigkeiten ein. Jeder bekommt genau das, was er benötigt und vor allem das, was er möchte. Nach der Sommer-
akademie können die Schüler die Hilfe ihrer Teamer noch ein Jahr lang in Anspruch nehmen. Sie sind da, wenn es nötig ist: „Es macht mir und dem Team großen Spaß, diese Veränderungen zu begleiten“, erzählt Maren Voßhage-Zehnder, Projektleiterin der Leuphana Sommerakademie „und wir freuen uns sehr, dass wir diese besonderen Jugendlichen im kommenden Schuljahr weiter begleiten dürfen, um sie bei ihrem individuellen Übergang zu unterstützen.“
Die Teilnahme an der Leuphana Sommerakademie ist für die Jugendlichen dank des Engagements der Agentur für Arbeit und verschiedener Sponsoren kostenfrei. Die Zeit auf dem Scheersberg wie auch die anschließende Nachbetreuung wurde auf Initiative verschiedener Rotary Clubs in Hamburg und Schleswig-Holstein ermöglicht, die auch schon für die nächsten Jahre eine Unterstützung planen – damit auch in Zukunft Jugendliche wie Christin und Ilija diese besondere Chance erhalten.
„Ich habe sehr schlechte Noten, besonders in Mathe und Deutsch. Ich möchte gerne Tierpflegerin werden, weil ich mit Tieren sehr gut umgehen kann. Für meinen Traumberuf brauche ich aber einen guten Abschluss. Deshalb bin ich hier. Ich möchte mich verbessern. Hier habe ich schon Freunde gefunden und das Tanzprojekt macht mir Spaß. Die Teamer sind okay.“
„Ich habe nicht gerade die besten Noten. Als sich die Teamer von der Sommerakademie bei uns in der Schule vorgestellt haben, habe ich die Chance ergriffen. Seit ich zwölf bin, habe ich einen Computer. Gerne möchte ich auch beruflich damit zu tun haben und IT-Systemtechniker werden. Für diese Ausbildung brauche ich einen Realschulabschluss – ich muss also Gas geben. Das Lernen hier macht Spaß. Die Unterrichtsstunden dauern nur 45 Minuten, das gefällt mir viel besser als die Doppelstunden in der Schule. Ich glaube, dass ich nach der Sommerakademie allein zurechtkomme und die Hilfe der Teamer nicht mehr brauche – aber mal sehen. Ich überlege es mir noch.“
Text | Foto Dr. Claudia Kleimann-Balke
Frau Voßhage-Zehnder
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