Nino Kappler hat schon mit 37 Jahren viel von der Welt gesehen. Geboren in Westberlin, mit acht Jahren in die Türkei gezogen, mit 15 für ein Jahr nach Amerika, dann ans Nordseegymnasium in Sankt Peter-Ording. Nach dem Abitur das Studium in Kiel. Referendariat in Elmshorn, dann ab nach Venezuela zum Auslandsschuldienst, vier Jahre lang. Nun ist der sympathische Surfer nach SPO zurückgekehrt und erzählt uns, was die Nordseeschule ausmacht und was ihn antreibt.
ME2BE: Hallo, Herr Kappler! Wann genau wussten Sie eigentlich, dass Sie Lehrer werden möchten?
Nino Kappler: Ehrlich gesagt, ursprünglich wollte ich Pilot werden. Leider fiel mein Zivildienst auf das Jahr 2001. Nach den Anschlägen vom 11. September wurde es plötzlich schwieriger, als Pilot eingestellt zu werden. Auf Lehramt zu studieren, war mein Plan B. Als Windsurflehrer hatte ich schon grundlegende Erfahrungen damit, jungen Menschen etwas beizubringen. Es lag also nahe, Lehrer zu werden. Diese Entscheidung habe ich bisher keinen Tag bereut!
Was gefällt Ihnen denn am Lehrerberuf?
Ganz klar, die Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern, ihre Entwicklung zu sehen und kleine und große Erfolge mit ihnen zu feiern. Natürlich gibt es hin und wieder auch Kandidaten, die sich querstellen oder sich auf nichts so richtig einlassen wollen; aber umso großartiger ist es, wenn man es schafft, auch sie zu motivieren. Meine Entscheidung, Lehrer zu werden, hatte nicht viel mit der Möglichkeit zu tun, später einmal verbeamtet zu sein. Vielmehr hat es mich eben gereizt, etwas zu bewegen. Auch die Chance, an den vielen Auslandsschulen zu arbeiten, war wichtig für mich. Ich habe ja von klein auf mitbekommen, wie spannend es ist, im Ausland zu leben.
Was für ein Schülertyp waren Sie?
Ich fürchte, ich war anstrengend. Habe das erledigt, was verlangt wurde, mehr nicht. Mein Ziel war das Abitur, aber nicht unbedingt ein Schnitt von 1,0.
Durch Ihre Auslandsaufenthalte sprechen Sie aber bestimmt mehrere Sprachen?
Mein Türkisch ist nicht mehr so gut; diese Zeit liegt auch bereits 21 Jahre zurück. Meine Französischkenntnisse stammen noch aus der Schulzeit. Englisch und Spanisch spreche ich aber fließend.
Mein Ziel ist es, dass Schüler durch den Sportunterricht etwas finden, das ihnen Spaß macht.
-Nino Kappler
Welches aktuelle Thema besprechen Sie mit Schülern?
In den Sportstunden ist Fitness zurzeit ein großes Thema, weil bald unser Lauftag stattfinden wird. Mein Ziel ist es, dass Schüler durch den Sportunterricht etwas finden, das ihnen Spaß macht – auch außerhalb der Schule. Das kann Laufen sein, aber auch Parcour, Volleyball!
Was halten Sie von dem Phänomen, dass viele junge Leute ins Fitnessstudio gehen?
Grundsätzlich finde ich es immer positiv, wenn jemand eine Sportart findet, die ihn dazu motiviert, fit zu bleiben. Für viele Menschen ist es sicher gut, ins Fitnessstudio zu gehen. Ich würde es nicht tun, denn die meisten Kraftübungen kann man auch mit dem eigenen Körpergewicht ausführen. Sport an der frischen Luft zu betreiben, gefällt mir besser.
Was macht die Nordseeschule besonders?
Definitiv die Nähe zum Meer. Man ist in zwei Minuten am Deich, mit dem Fahrrad in 15 Minuten am Strand. Im Grunde ist die Nordsee ein riesiger Spielplatz direkt vor der Tür. Das nutze ich auch, so oft es geht, entweder beim Windsurfen, Wellenreiten, Kiten oder Foilen. Für Wassersportarten ist Sankt Peter-Ording der perfekte Spot.
Welche Bedingungen muss man hier in der Nordsee beachten?
Das Besondere ist, dass bei jeder Windrichtung gefahren werden kann. Der Strand ist etwas gebogen, deshalb kommt man auch bei Nord- bis Südwind gut klar; wer Flachwasser mag, fährt bei Ostwind. Man sollte aber unbedingt wissen, dass die Strömung hier sehr stark ist. Wer sich mit Ebbe, Flut und Strömung nicht auskennt, sollte die Einheimischen fragen, bevor er loslegt.
Die Dünen in Sankt Peter bieten hervorragende Wanderwege.
-Nino Kappler
Welche anderen Orte gefallen Ihnen in der Region?
Eiderstedt hat viele schöne Orte, beispielsweise der Tümlauer Koog oder der Norderheverkoog. Die Dünen in Sankt Peter bieten hervorragende Wanderwege. An Hochsommertagen ist der Strand oft sehr voll, aber es gibt viele andere Plätze, um sich zurückzuziehen.
Gibt es einen Prominenten aus der Windsurfszene, den Sie gerne einmal treffen würden?
Die Windsurfszene ist ja recht klein, und ich habe schon mit vielen tollen Windsurfern gesprochen. Einmal habe ich Levi Siver auf Hawaii beim Windsurfen beobachten können. Er hat einen faszinierenden Style. Das war sehr inspirierend!
Gibt es bestimmte Orte, die Sie noch bereisen möchten?
Es gibt auf jeden Fall noch genügend Wellen, die ich surfen möchte. Dazu zählen zum Beispiel die Surfspots auf Mauritius oder Kap Verde. Ein großer Traum wäre, auch die „Jaws“ zu surfen, also die gigantischen Wellen vor Hawaii, allerdings auf dem Windsurfboard!
Letzte Frage. Haben Sie ein Lebensmotto oder Leitbild, dem Sie folgen?
Ich würde versuchen, die Dinge mit Spaß und Freude anzugehen und dem zu folgen, was man gerne tut. Dann wird früher oder später alles gut im Leben! Außerdem sollte man nichts übers Knie brechen!
Danke, Herr Kappler. Hang Loose!
TEXT&FOTOS Jana Limbers