Kieler Pharmazie: Spitzenplätze beim Uni-Ranking

Kieler Pharmazie: Spitzenplätze beim Uni-Ranking

Institutsdirektor Prof. Bernd Clement: „Gute Betreuung der Studierenden“

Die Uni Kiel gilt als besonders attraktiv für Pharmaziestudenten. Was macht das Studium im kleinen Campus an der Gutenbergstraße aus?
PROF. CLEMENT: Ich glaube, mit unseren modernen Gebäuden haben wir beste Voraussetzungen für eine herausragende Lehre und Forschung. Nicht zuletzt sind die Labore mit neuester Technologie ausgestattet. In unserem Pharmazie-Zentrum mit kurzen Wegen pflegen wir eine kooperative Atmosphäre, in der Lehrende und Studierende sehr gut zusammenarbeiten können.

Wie schaffen Sie es, im Hochschulranking stets unter den besten Unis bundesweit mitzumischen?
Das Feedback der Studenten zeigt uns immer wieder, dass die Lehre hier nicht schlecht funktioniert: In den CHE-Hochschulrankings landete Kiel seit vielen Jahren immer in der Spitzengruppe. Die Kieler Pharmazie wurde bei allen bisher durchgeführten Umfragen des CHE als einziger Standort in Deutschland immer als Studientipp genannt. Bei der Betreuung durch Lehrende, Laborausstattung und Studiensituation schnitten wir hervorragend ab. Wir hoffen, dass wir bei dem zurzeit laufenden CHE-Ranking wieder  genauso dastehen. Studierende unterstützen wir intensiv, bei Fragen oder Problemen können sie sich jederzeit an die Professoren oder wissenschaftlichen Mitarbeiter wenden. Unsere Studenten legen Wert auf einen guten Kontakt zu den Dozenten. Sie wollen von ihnen nicht nur Wissen vermittelt bekommen, sondern auch beraten werden.

„Arbeitslosigkeit gibt es praktisch nicht. Wenige Monate nach dem Studienabschluss haben fast alle Absolventen einen Arbeitsplatz.“

Was würden Sie jungen Leuten sagen, die unsicher sind, ob Pharmazie ein geeignetes Studienfach für sie ist?
Ich würde ihnen sagen, dass wir nicht nur eine einzige naturwissenschaftliche Disziplin bieten, sondern eine Mischung aus mehreren Fächern. Wer sich für Life Science mit Biologie, Chemie und Medizin interessiert, der ist bei uns richtig. Und wenn der- oder diejenige auch noch einen Hang zur Betreuung von Patienten hat, also eine Kombination mit einem Heilberuf sucht, dann hat er oder sie die richtige Berufswahl getroffen.

Warum leistet sich die Pharmazie einen eigenen Arzneipflanzengarten auf dem Campus?
Wir wollen Studierenden Arzneipflanzen von Salbei über Melisse bis Fenchel zeigen, sie sollen die Pflanzen anfassen und riechen können, damit sie mehr über das Wesen der natürlichen Heilmittel lernen. Das bringt den Studierenden viel mehr, als wenn sie sich das Wissen nur theoretisch aus Büchern holen.

Gehört zu dem praxisbezogenen Ansatz auch der Umgang mit Patienten?
Ja, das sogenannte Kieler Modell sieht vor, dass die Studierenden schon an der Uni mit Patienten in Kontakt kommen. In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät bieten wir Kurse wie die Falldemonstrationen an, bei denen die Patienten mit ihren Krankheiten und der medikamentösen Therapie vorgestellt werden.

Lehre und Forschung gehören bei Ihnen eng zusammen. Ihr Institut hat kürzlich Schlagzeilen geschrieben, als Sie neue Wirkstoffe in der Krebsforschung entdeckt haben.
Ja. Denn leider gibt es noch immer Krebsformen, für die es kaum wirksame Therapien gibt. Dazu gehört der Bauchspeicheldrüsenkrebs, der bisher meist tödlich ist. Wir haben durch Zufall einen Stoff gefunden, der sich in Studien in den USA als wirksam und gut verträglich erwiesen hat. Diesen Stoff haben wir in Forschungsprojekten bei uns am Institut immer weiter optimiert. Nun können die klinischen Studien mit Patienten beginnen, wo nachgewiesen werden soll, dass der Wirkstoff den Krebs tatsächlich besiegen kann. Wenn wir einen Partner aus der Pharmaindustrie finden, könnte ein Medikament in sechs bis sieben Jahren auf den Markt kommen und hoffentlich dazu beitragen, dass viele Menschenleben gerettet werden.

Wie sehen die Berufsaussichten der Absolventen aus?
Arbeitslosigkeit gibt es praktisch nicht. Wenige Monate nach dem Studienabschluss haben fast alle Absolventen einen Arbeitsplatz. Die meisten, etwa 70 bis 80 Prozent der Absolventen, gehen in die öffentlichen Apotheken oder in die Krankenhausapotheken. Die anderen arbeiten in der Forschung, in der Industrie oder an den Hochschulen. Die Möglichkeiten in diesem Beruf sind vielfältig. Und Apotheker können sich klassischerweise ja auch selbstständig machen, indem sie eine Apotheke übernehmen oder neu eröffnen. Nachwuchskräfte werden in allen Bereichen gesucht.

Wenn Sie die Wahl hätten: Würden Sie wieder Pharmazie wählen?
Ich würde es genauso wieder machen. Weil die Bandbreite der Fächer und Arbeitsmöglichkeiten sehr groß und attraktiv ist. Darüber hinaus fasziniert mich nach wie vor, wie man mit geeigneten Arzneistoffen Millionen von Menschen von ihren Krankheiten befreien oder zumindest ihr Leiden lindern kann.

Das Studium Pharmazie

Für das vierjährige Studium gilt ein Numerus clausus (Abi-Notendurchschnitt), der stark schwanken kann. Im Sommersemester 2014 lag er in Schleswig-Holstein bei 1,8, im Wintersemester 2014/15 bei 1,5. Der erste Studienabschnitt dauert vier Semester und umfasst eine achtwöchige Famulatur (Praktikum). Beendet wird dieser Abschnitt mit dem ersten Staatsexamen. Das ist eine bundesweit einheitliche, schriftliche Multiple-Choice-Prüfung in der allgemeinen, anorganischen und organischen Chemie, den Grundlagen der pharmazeutischen Biologie und der Humanbiologie, den Grundlagen der Physik, der physikalischen Chemie und der Arzneiformenlehre und den Grundlagen der pharmazeutischen Analytik.

Der zweite Studienabschnitt umfasst ebenfalls ein viersemestriges Studium und wird durch das mündliche zweite Staatsexamen beendet. Es umfasst fünf Fächer (Pharmazeutische/Medizinische Chemie, Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Technologie/Biopharmazie, Pharmakologie und Toxikologie und Klinische Pharmazie). Darauf folgt das Praktische Jahr (PJ), das für mindestens ein halbes Jahr in einer öffentlichen Apotheke abgeleistet werden muss, für das zweite Halbjahr besteht Wahlfreiheit. Die Studenten schließen das Studium mit dem mündlichen dritten Staatsexamen ab.

Text & Foto
Joachim Welding