Allein ihr Künstlername klingt wie ein Versprechen: „Katja Kalaschnikow“ … it’s gonna be stylish! Als Mädchen aus Osterrönfeld träumte sie von einer Karriere als Maskenbildnerin am Theater. Verkleiden, schminken, stylen – das war schon immer ihre Welt. Fasching, Silvester, Halloween – für Katja die schönsten Tage im Jahr. Fest entschlossen begann sie nach der Realschule eine Friseurlehre, ihren Traum fest im Blick. Heute treffen wir die 28-Jährige in ihrem eigenen Salon in Kiel. Sie hat es geschafft und verrät, worauf es ankommt … in Sachen Karriere und Style!
ME2BE: Hallo Katja, danke dass du uns dazwischen geschoben hast! Seit etwas über einem Jahr hast du deinen eigenen Hair & Make-up-Salon. Wie fühlt sich das an?
Katja Kalaschnikow: Das fühlt sich total gut an! Mein erster Salon, meine erste Auszubildende und ausgebuchte Termine … läuft!
Angefangen hat alles in Rendsburg. Wie war dein Weg in die Selbständigkeit?
Spannend, aber nicht einfach. Mir war immer klar, dass ich in dieser Branche arbeiten möchte, am liebsten am Theater. Diese ständige Verwandlung durch Schminke und Kostüme –faszinierend. Leider gibt es nur ganz wenige Stellen im Theaterbereich, wie ich nach der Friseurlehre feststellen musste. Um mich weiterzubilden und Zeit zu sparen, habe ich dann mein Diplom zum Special Make-up-Artist an der Face-Art-Academy in Hamburg gemacht. Anschließend habe ich in Hamburg als angestellte Friseurin gearbeitet und nebenbei auf Shootings und Events das Styling übernommen … oft umsonst, um Kontakte zu knüpfen und in der Szene Fuß zu fassen. Das war eine schwierige Zeit, auch wenn es Spaß gemacht hat.
Irgendwann wuchs der Wunsch nach Selbständigkeit und auch finanzieller Sicherheit. Ich wollte auch raus aus der Großstadt, obwohl es ja dort die meisten Aufträge für Stylisten gibt. In Hamburg habe ich noch meinen Meistertitel erworben, bin dann nach Kiel gezogen und habe wieder als angestellte Friseurin gearbeitet. Bis ich diesen leerstehenden Salon in der Nähe meiner Wohnung entdeckte … das war dann Schicksal und sollte wohl so sein!
Was bietest du in deinem Salon an?
Hairdressing und Make-up. Make-up spielt vor allem beim Braut-Styling eine große Rolle. Nebenbei übernehme ich aber auch Styling-Aufträge für Shootings und arbeite mit Fotografen zusammen. Ich arbeite mit veganen, umweltfreundlichen Produkten in recyclebaren Verpackungen, die nachhaltig produziert werden. Diese Produkte verkaufe ich auch im Salon. Da wir in unserer Branche Chemie verwenden, finde ich es wichtig, darauf zu achten.
Was waren deine spannendsten Projekte?
Ich habe für zwei Filmproduktionen als Stylistin gearbeitet. Diese Abläufe mitzuerleben und den Tag in einem großen Team zu verbringen, war spannend. Auch für das Theater habe ich gearbeitet. Da wird teilweise extrem geschminkt, was ich besonders reizvoll finde! Und ich habe u.a. bei einem tollen Fotoshooting für eine große Reitsportmarke mitgewirkt. Da war es schön, den ganzen Tag draußen zu sein.
Welche Trends oder Styles gefallen dir persönlich gut?
Momentan ist ja dieser „Undone-Look“ beliebt, also das „ungemacht“ aussehende. Ich mag aber auch den Vintage-Look, der bei Bräuten sehr beliebt ist. Das sieht man ja auch an den Bildern in meinem Salon. Ich liebe die 20er und 50er Jahre. Coco Chanel ist eine Stilikone für mich!
Welche Styling-Fehler erkennst du auf der Straße?
Lidschatten bis zur Augenbraue hochgezogen, Augen und Lippen gleichermaßen intensiv geschminkt und schlecht blondierte Haare. Viele unterschätzen unser Handwerk und denken, sich selbst die Haare zu färben, sei ganz einfach.
Welcher Promi ist nach deinem Geschmack gestylt?
Dita von Teese. Die sieht immer gut aus … chic, elegant, weiblich.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Momentan bin ich mit meinem Salon und der Ausbildung von Michelle ziemlich ausgelastet. Ich bin aber auch immer offen für Shootings oder Film- und Theaterprojekte. Und ich möchte demnächst Make-up-Events für meine Kunden anbieten.
Was rätst du Schülerinnen und Schülern, die Hair- und Make-up-Artists werden wollen?
Das allerwichtigste ist Leidenschaft. Ohne Leidenschaft geht gar nichts. Die müsst ihr mitbringen! Man fängt ja klein an und braucht sehr viel Ehrgeiz, Willenskraft und Lernbereitschaft. Unser Beruf ist ständig im Wandel und bei uns passt der Spruch: „Gut ist, wer nicht stehenbleibt!“. Ihr solltet immer an euch arbeiten und dazu lernen. Schaut euch Tutorials im Netz an, verfolgt die Arbeiten von Visagisten, studiert Frisuren im Netz. Kunden kommen mit Instagram-Fotos an und erwarten, dass ihr so was kennt. Wir müssen den Kunden immer einen Schritt voraus sein!
ERZÄHL MAL…
Michelle, 18, ist im 2. Ausbildungsjahr zur Friseurin bei Katja Kalaschnikow
Mir macht die Ausbildung total Spaß und ich weiß jetzt sicher, dass ich in diesem Beruf arbeiten möchte!
Ich fand es schon immer cool, sich zu verkleiden, sich die Haare zu stylen und Menschen zu verwandeln. Nach der Realschule war ich unsicher. Alle meinten, als Friseurin verdiene man viel zu wenig. Irgendwann saß ich dann im Bewerbungsgespräch für eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten und habe mich überhaupt nicht wohlgefühlt. Ich habe dann doch die Ausbildung zur Friseurin begonnen und bin echt froh, meinem Herzen gefolgt zu sein.
Haare schneiden ist schwerer, als viele denken! Vor allem die Geschwindigkeit in den Schnitt reinzukriegen, ist schwierig. Und die richtige Kommunikation ist wichtig, um Missverständnissen vorzubeugen. Was für manche Kunden „braun“ ist, definieren wir als „dunkelblond“. Unser Braun ist für manche Kunden Schwarz! Privat style ich mir oft die Haare und schminke mich gern. Ich bin ein Fan der 90er Jahre und recherchiere viel im Netz, gucke mir Fotos an und sammle Tipps und Infos. Mir gefallen die Stylings von Gwen Stefani, Taylor Swift und Cara Delavigne.
Mir macht die Ausbildung total Spaß und ich weiß jetzt sicher, dass ich in diesem Beruf arbeiten möchte! Rückhalt bekomme ich auch von meinen Eltern. Die sind jetzt ganz happy mit meiner Ausbildung, obwohl sie anfangs skeptisch waren. Zur Zwischenprüfung haben sie sich mir als Modelle zur Verfügung gestellt und nun präsentieren sie ganz stolz Fotos meiner Stylings! Die Ausbildungsvergütung ist auch okay. Vielleicht weniger als in anderen Berufen, aber ich komme gut klar und habe am Ende des Monats meistens noch was über. Man lernt auf jeden Fall, mit Geld vernünftig umzugehen. Nach der Ausbildung möchte ich auf jeden Fall ein paar Jahre als Gesellin arbeiten. Irgendwann würde ich auch gern in die Richtung Hair & Make-up gehen. Mein Onkel lebt in London in der Nähe einer Make-Up-Schule … mal schauen!
TEXT Christian Dorbandt
FOTO Sebastian Weimar