Zur Not nach Norden!
Kathie hat zwei Wünsche: Erstens: Sie möchte Notfallsanitäterin werden. Zweitens: Sie möchte nach Norddeutschland ziehen. Im Moment lebt Kathie noch in ihrer Heimatstadt Euskirchen in der Eifel. Doch sie hat eine Entscheidung getroffen: Sie möchte nach Schleswig-Holstein ziehen und Notfallsanitäterin werden. Warum? Weil sie das Meer liebt. Und die Seeluft. Und die Arbeit im Rettungsdienst. Auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz fand Kathie auf ME2BE.DE einen Beitrag über die RKiSH(Rettungsdienst-Kooperation Schleswig-Holstein). Das wollte sie sich gern vor Ort angucken. Wir haben sie bei ihrem spontanen Besuch der RKiSH begleitet. Vor Ort wird sie von Pressesprecher ChristianMandel begrüßt, der seit 20 Jahren in der Rettungsmedizin tätig ist.
Christian Mandel: Hallo Kathie, erst einmal heiße ich dich herzlich willkommen bei der RKiSH. Heute kannst du dir anschauen, wie ein Tag in der Ausbildung zum Notfallsanitäter abläuft. Und du hast natürlich die Gelegenheit, alle möglichen Fragen zu stellen. Woher kommst du und warum möchtest du Notfallsanitäterin werden?
Kathie: Vielen Dank für die Einladung. Ich heiße Kathie, komme aus Euskirchen und bin seit fast 7 Jahren beim Malteser Hilfsdienst tätig. Dort habe ich auch meinen Rettungssanitäterschein gemacht. Jetzt möchte ich eine Ausbildung machen, und zwar in Schleswig-Holstein. Ich habe anfangs einen Ausbildungsplatz zur Rettungsassistentin gesucht, fand dann im Internet den Beitrag über die Ausbildung zur Notfallsanitäterin bei der RKiSH. Das würde ideal passen, denn ich möchte unbedingt in den Norden. Seit ich einmal auf Sylt war, habe ich mich in den Norden verliebt. Außerdem war ich schon immer eine Wasserratte. Heute möchte ich mich vor Ort mal bei der Rettungsdienst- Akademie umsehen. Ich freue mich, dass es mit dem Besuch geklappt hat und bin ziemlich gespannt.
Seit ich einmal auf Sylt war, habe ich mich in den Norden verliebt.
Was stand auf praktischer Ebene an?
Auf dem Programm steht eine Unterrichtsstunde des Notfallsanitäter-Grundkurses zum Thema „Diagnose und Therapie“. In entspannter Atmosphäre präsentieren die Schüler Ergebnisse ihrer Gruppenarbeit. Anschließend bereiten sich in einem Nebenraum Rettungsassistenten auf ihre anstehende Prüfung zum Notfallsanitäter vor. An einem Simulator wird der Prüfungskandidatmit einer Notfallsituation konfrontiert. Er muss lebenswichtige Entscheidungen treffen und Maßnahmen einleiten. Dafür hat er nur ein paar Minuten Zeit. Ein Herzanfall? Welches Medikament und in welcher Dosierung verabreicht er dem Patienten?
Zuletzt darf Kathie in den Trainings-RTW einsteigen. Hightech vom Feinsten! Das Equipment ist identisch mit jedem hochmodernen RTW im Einsatz. Nur die Medikamente und die vorbereiten Injektionen sind nicht echt, sondern bestehen aus Wasser. Herzstück ist der Steuerstand: Von hier aus wird der künstliche Patient gesteuert, den die Nachwuchssanitäter versorgen müssen. Mikrofone und schwenkbare Kameras ermöglichen eine genaue Videoaufzeichnung, um die Auszubildenden zu beobachten und zu analysieren.
Am Ende hat Kathie einen guten Einblick in die Ausbildung ihres Traumberufes erhalten und hat noch einige Fragen an den Pressesprecher:
Kathie: Wie viele Leute arbeiten für die RKiSH insgesamt und wie viele Ausbildungsplätze gibt es?
Christian Mandel: Die RKiSH beschäftigt rund 700 hauptamtliche Rettungsassistenten auf 31 Wachen und 8 Notarztstandorten. Unser Fuhrpark besteht aus 83 Rettungswagen (RTW) und 8 Notarzteinsatzfahrzeugen. Wir stellen sicher, dass im Notfall jeder der 850.000 Bürger in unserem Einsatzgebiet innerhalb von 12 Minuten erreicht werden kann. Die RKiSH ist gleichzeitig der größte kommunale Rettungsdienst Deutschlands und versorgt die Kreise Dithmarschen, Pinneberg, Rendsburg-Eckernförde und Steinburg mit Rettungsfahrten und Krankentransporten. Zurzeit haben wir 78 Auszubildende. Jedes Jahr bieten wir bis zu 32 Ausbildungsplätze an.
Kathie: Wie läuft der Einstellungstest ab?
Christian Mandel: Beim Einstellungstest geht es sowohl für uns als auch für die Bewerber/innen darum, sich gegenseitig kennenzulernen. Es gibt eine allgemeine Begrüßungsrunde, einen kleinen schriftlichen Test und auch eine Gruppenarbeit mit Präsentation. An dem Tag fragen wir kein naturwissenschaftliches Fachwissen ab oder simulieren medizinische Notfallsituationen.
Kathie: Kostet die Ausbildung eigentlich etwas? Muss der Führerschein Klasse C1 selbst bezahlt werden?
Christian Mandel: Nein, die dreijährige Ausbildung zum/r Notfallsanitäter/in kostet nichts und wird nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes vergütet. Lehrmaterial und Dienstkleidung werden von uns gestellt. Diese Regelung ist seit Januar 2014 im neuen Notfallsanitätergesetz bundesweit vorgeschrieben. Auch die Kosten für den Erwerb der Fahrerlaubnis Klasse C1 werden übernommen.
Kathie: Wie viele Auszubildende können nach der Ausbildung von der RKiSH übernommen werden?
Christian Mandel: Rund 90 Prozent der Auszubildenden bleiben und können übernommen werden. Die restlichen 10 Prozent möchten anschließend studieren oder vielleicht ins Ausland gehen.
Kathie: Gibt es eigene Wohnunterkünfte für Auszubildende?
Christian Mandel: Zurzeit haben wir keine eigenen Unterkünfte in Heide, sind aber behilflich bei der Suche und Vermittlung. Da die praktische Ausbildung an den jeweiligen Wachen absolviert wird, muss man im Einzelfall gucken, wo es sinnvoll ist, sich eine Unterkunft zu organisieren. Was wir manchmal tun können: Wir vermitteln günstige Unterkünfte in Ferienwohnungen oder Schwesternwohnheimen.
Kathie: Wird mir die Rettungswache zugeteilt, auf der ich praktisch ausgebildet werde, oder kann ich mir eine aussuchen?
Christian Mandel: Wir versuchen, für jeden Auszubildenden eine passende Lösung zu finden, und berücksichtigen selbstverständlich auch Wünsche. Wenn jemand unbedingt nach Büsum möchte, weil er da im Sommer surfen möchte, und es gibt dort noch Platz auf der Wache Westerdeichstrich … wieso sollten wir ihm das dann verweigern?
Wir versuchen, für jeden Auszubildenden eine passende Lösung zu finden, und berücksichtigen selbstverständlich auch Wünsche
Christian Mandel
Ein interessanter Tag neigt sich dem Ende entgegen. Kathie ist begeistert. Ihre Entscheidung, sich bei der RKiSH auf einen Ausbildungsplatz zur Notfallsanitäterin zu bewerben, steht fest. Ihr Gespräch mit den Auszubildenden hat sie darin bestärkt. Sie mag die Atmosphäre in der Rettungsmedizin. Dort fühlt sie sich zu Hause. In Euskirchen und hoffentlich ab August auch in Heide.
TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Christian Dorbandt, RKiSH