Profifußballer oder Projektmanager – schwierige Entscheidung für Kevin Schulz
Grüner Rasen. Frisch gekreidet. Die Anspannung vor dem Spiel. Wenn Kevin Schulz im Vier-Sterne-Trikot der Deutschen Studenten-Fußballnationalmannschaft auf den Platz läuft, ist er in seinem Element. Mit sechs Jahren begann er mit dem Fußballsport in der F-Jugend des Eckernförder MTV. Bei Holstein Kiel schaffte er später den Sprung in die dritte Liga. Dicht dran an einer Karriere als Fußballprofi. Zurzeit absolviert er ein BWL-Studium in Kiel. ME2BE hat ihn getroffen und zu seinen Erlebnissen und Zukunftsplänen befragt.
ME2BE: Moin Kevin, du bist leidenschaftlicher Fußballer und warst gerade mit der Studenten-Fußballnationalmannschaft in Indien. Wie war‘s?
Kevin: Unbeschreiblich. Das war der Mega-Hammer. Als Studenten-Nationalspieler sind wir Botschafter des Fußballs und begleiten den DFB bei Fußballprojekten rund um die Welt. Alle zwei Jahre machen wir eine Reise. 2013 ging es nach Brasilien. Und jetzt stand Indien auf dem Programm. In Frankfurt wurden wir vom DFB eingekleidet. Dann ging es mit dem Flieger nach Neu-Delhi, von dort weiter nach Kalkutta und Bangalore. Überall wurden wir wie Staatsgäste empfangen. Echt cool.
Spielt ihr auch mal Fußball?
Ja, klar. Das war gleichzeitig ein Highlight der Reise. Wir fuhren dazu nach Mizoram, in ein kleines Bergdorf, am Fuße des Himalayas. Das war schon eher zentralasiatisch als indisch, jedenfalls fern von europäischen Standards. Wir spielten vor 8.000 Zuschauern gegen die besten Spieler der gesamten Region. Das Stadion war aus Holz und brechend voll. Nach unseren deutschen Sicherheitsstandards hätte dort niemals ein Spiel stattfinden dürfen, aber diese Atmosphäre war einzigartig. Wir fühlten uns wie echte A-Nationalspieler. Das Match gewannen wir 3:1. Anschließend verschenkten wir Trikots und Aufkleber. Die Leute waren völlig aus dem Häuschen.
Mit 24 Jahren warst du bei Holstein Kiel kurz vor dem Sprung in den Profibereich. Wie siehts jetzt aus mit deiner Karriereplanung?
Gute Frage. Ich bin jetzt 27 und habe mein BWL-Masterstudium fast abgeschlossen. Der Profi-Zug in Deutschland ist abgefahren. Leider habe ich mir im dritten Jahr bei Holstein einen Archillessehnenriss zugezogen und kam danach nicht mehr zum Einsatz. Über verschiedene Stationen landete ich schließlich beim ETSV Weiche Flensburg in der Regionalliga. So ist das eben im Fußball. So lange du gut bist, ist ales toll! Aber von einer Sekunde auf die andere gerätst du in Vergessenheit. Es wäre ein Traum, jetzt noch für ein bis zwei Jahre im ausländischen Profifußball zu spielen. Ob das klappt, werden wir sehen. Zeitgleich mache ich aber auch ein Praktikum bei CITTI als Projektmanager.
Wie kriegst du Studium und Fußball unter einen Hut?
Das ist ein ziemlicher Spagat. Manchmal hatte ich morgens um 8 Uhr eine Vorlesung und um 10 Uhr das erste Training. Um 12 Uhr musste ich wieder zur Uni zur zweiten Vorlesung, anschließend zum Nachmittagstraining. Wenn meine Kumpels auf der Playstation spielten, habe ich meine Bücher rausgeholt und hab gelernt. Dann hieß es immer: „Na, Schulle, musst du wieder lernen?“
Heftigste Szene?
Auswärtsspiel in Plauen, um 19:00 Uhr mit dem Bus gefahren, um 6 Uhr zuhause, sofort zur Uni und Klausur geschrieben, immer ein Jahr länger gebraucht durch Fußball.
Hast du Angst vor der Zukunft?
Angst nicht, aber man macht sich schon Gedanken. Einerseits liebst du den Fußball, kannst damit ganz gutes Geld verdienen und hast ein echt tolles Leben. Andererseits wirst du älter und älter und der Einstieg ins Berufsleben wird immer schwieriger. Ich frage mich dann: Bekomme ich später noch einen ordentlichen Job mit 30? Oder bin ich dann zu alt?
Was ist dein Tipp für Schülerinnen und Schüler, die von einer Profisportkarriere träumen?
Verfolgt euren Sport mit aller Leidenschaft und Konzentration und lasst euch von nichts abhalten! Gleichzeitig muss man locker bleiben, darf nicht verkrampfen oder zu verbissen sein. Das ist oft eine Gratwanderung. Auf jeden Fall sollte man einen Plan B aufstellen, für die Zeit nach der aktiven Karriere. Dann ist man Mitte 30 und hat noch über 30 Berufsjahre vor sich. Daran denken die wenigsten.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Gesund bleiben und die lebenslange Rente von Rubbelfix, um damit ständig um die Welt reisen zu können.
Viel Glück!
TEXT Christian Dorbandt
FOTOS DFB/Kevin Schulz