Berufsorientierung mit starken Kooperationspartnern

Berufsorientierung mit starken Kooperationspartnern

Regina Schmidt ist seit vielen Jahren Berufsorientierungslehrerin an der GMS-Kronshagen. Eine Frau, der man anmerkt, dass ihr Beruf gleichzeitig ihre Berufung ist.

Die Berufsorientierungsmesse KROBIM wird erstmalig unter Corona-Bedingungen stattfinden. Bo-Lehrerin Regina Schmidt ist trotzdem gut vorbereitet. Die Planung steht, und sie kann stolz auf die zahlreichen Zusagen der Aussteller sein. Wie gewohnt wird die beliebte Messe in Kooperation mit dem benachbarten Gymnasium durchgeführt.

Frau Schmidt, Anfang 2019 haben Sie so gerade noch unter normalen Bedingungen die Messe durchführen können. Was ist vor dem Hintergrund der immer noch anhaltenden pandemischen Lage geplant?

Wir stehen in den Startlöchern und hoffen, dass die Messe wie geplant auch stattfinden kann. Wir haben das große Glück, dass wir durch unsere baulichen Besonderheiten mit einer coronagerechten Einbahnstraßenregelung reagieren können. Die beiden Aulen der Schulen sind durch die Mensa verbunden, und somit können wir einen sicheren Weg anbieten – in der einen Aula geht es rein und in der anderen wieder raus.

Dürfen denn auch die Eltern mitkommen?

Ja, der Elternbeirat ist sowieso auf der Messe mit eingebunden, und die Eltern sind generell immer mit eingeladen und herzlich willkommen.

Sie haben in diesem Jahr das Berufswahl-SIEGEL des Landes erhalten. Warum erst jetzt? Ihre Schule ist doch schon lange als gute Adresse für berufliche Orientierung bekannt?

Bislang haben wir uns einfach nicht beworben. Die Idee gab es zwar schon lange, aber manchmal muss man Dinge einfach mal angehen. Unsere Direktorin Frau Mangold war nun die treibende Kraft, um unser gutes BO-Konzept auch von offizieller Seite bestätigen zu lassen.

Das Siegel ist mit Verpflichtungen verbunden. Wie sehen die aus?

Wir müssen unsere Maßnahmen und Erfolge natürlich evaluieren. Alle vier Jahre wird die Auszeichnung überprüft. Das ist Ansporn für uns, ein paar Baustellen zu schließen. Wir werden das Curriculum überarbeiten und Kooperationen mit Unternehmen intensivieren. Ebenso möchten wir auch vermehrt die sogenannten Ausbildungsbotschafter mit in den Unterricht einbeziehen und eine digitale Praktikumsmappe erstellen. Zusätzlich ist es natürlich auch unerlässlich, dass wir bereits Erreichtes pflegen. Unserer Zertifizierung als MINT- und Kulturschule muss ebenso Rechnung getragen werden und alles miteinander vereinbar bleiben.

Apropos Vereinbarkeit. Wie viel Zeit müssen Sie als BO-Lehrerin zusätzlich investieren?

Ich bekomme natürlich Ermäßigungsstunden, aber die reichen bei weitem nicht aus. Besonders nicht in Bezug auf die Organisation einer Messe. Aber ich komme gut klar und sehe meine Aufgabe auch nicht als Belastung, sondern als Bereicherung.

Wie bereiten Sie die Schüler auf die Messe vor?

Im Vorfeld gibt es Plakate, die die Schüler darüber informieren, welche Unternehmen an der Messe teilnehmen. Dann wird ein Fragenkatalog erarbeitet, um auf ein Zusammentreffen vorbereitet zu sein: Wie kann ich mich am besten bewerben? Gibt es Praktikumsmöglichkeiten und so weiter. Eine Teilnahmeverpflichtung an der Messe gibt es bei uns, aber ein ‚Abarbeiten’ einer vorgegeben Anzahl von Besuchen an den Ständen wird nicht erwartet.

Gab es durch Corona vermehrt digitale Angebote im BO-Unterricht?

Wir haben das Format Ausbildungsbotschafter, was bei uns normalerweise in Präsenz stattfindet, digital durchgeführt. Das ist eine Initiative der IHK, bei der sich Azubis aus verschiedenen Berufszweigen zur Verfügung stellen, um Schülern aus ihrem Berufsalltag zu berichten. Natürlich haben wir auch vermehrt mit Berufsorientierungsplattformen wie die DIGI.BO gearbeitet.

Empfinden Sie eine gewisse Coronamüdigkeit unter den Schülern?

Der jetzige Jahrgang 9 hat wirklich sehr unter den Bedingungen gelitten. Den Schülern fehlen beispielsweise vielfach die unschätzbaren Erlebnisse der Praktikumserfahrungen. Teilweise mussten Praktikumsplätze ganz abgesagt werden, oder Schüler mussten ihr Praktikum in Unternehmen wahrnehmen, die nicht ihrer Interessenlage entsprochen haben. Unsere ‚Werkstatt-Tage’ mussten leider auch ausfallen. Normalerweise ein tolle Maßnahme, bei der die Kinder in 10 Tagen verschiedene Berufsfelder hautnah erleben können.

Inwieweit beurteilen Sie die vielfältigen Projektschwerpunkte Ihrer Schule als Kick-off für die Berufsorientierung?

Als sehr wichtig! Nehmen Sie zum Beispiel unsere MINT-Projekte. Das erfolgreiche Ausprobieren neuer Dinge, die man im Vorfeld vielleicht als zu schwierig empfunden hat, gibt oft einen Push in eine ungeahnte Richtung. Nach unserem letzten ‚MINT for Girls’ haben sich zwei der Teilnehmerinnen direkt im Anschluss selbstbewusst auf der Werft für ein Praktikum beworben. Unsere Projektarbeit generell bietet die Möglichkeit, aus dem reinen Unterricht rein in die Welt zu springen, neue Möglichkeiten zu entdecken und eigene Leistungsgrenzen zu verschieben.

Können Sie den Erfolg Ihrer Bemühungen auch nach der Schulzeit Ihrer Schützlinge noch in Erfahrung bringen?

Oh ja, einige kommen regelmäßig zu unseren Girls’- und Boys’ Days oder stellen auf der Messe aus, um mittlerweile ihre eigenen Unternehmen vorzustellen. Einmal im Jahr treffe ich mich auch mit Ehemaligen zum Essen. Eine schöne Gelegenheit, um zu erfahren, was aus ihnen geworden ist.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ohne unseren starken Kooperationspartner sind viele Projekte nicht realisierbar. Ich wünsche mir weiterhin diese großartige Unterstützung, um für die Kinder gute Starthilfen und Perspektiven zu ermöglichen.

TEXT Anja Nacken
FOTO Christina Kloodt