In den früheren Geschäftsräumen des Schuster- und Schlüsseldienstes Schäfer im Knooper Weg 104 haben die ehemaligen Studierenden der Muthesius Kunsthochschule, Ying-Chih Chen und Shi Shi, die Gallery Cube + eröffnet.
Die Gallery Cube + verbindet die Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus unterschiedlichen Fachrichtungen und bietet Kunstschaffenden eine Plattform für den Austausch von Ideen und die Präsentation ihrer Werke. Die Gemeinschaftsausstellung „Somehow it happend“ war vom 27. März bis zum 13. April in der Gallery Cube + zu sehen. Wir von ME2BE haben die Vernissage besucht und waren beeindruckt!
Neue Symbiosen
Die melancholischen Bunt- und Bleistiftzeichnungen mit dem Titel „Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken“ von Stefanie Röhnisch gehen mit Songei Lees Installation „Ohne Titel“ aus gebrannten Tonröhren eine regelrechte Symbiose ein.
Die Keramikkünstlerin Lee hat 2017 ihre Abschlussarbeit an der Muthesisus Kunsthochschule angefertigt. Darin setzt sie sich mit dem Thema der Massenproduktion von Lebensmitteln und der damit korrespondierenden Entfremdung von der Ursprungsform des Produkts, am Beispiel der Artischocke, auseinander. Röhnischs Zeichnungen sind ebenso Teil ihrer Masterarbeit, die sie an der Kieler Kunsthochschule verfasst hat. In der Gallery Cube + konnten Besucher die ansonsten zeitlich und räumlich voneinander getrennt präsentierten Werke zusammen, in einer vollkommen neuen Form betrachten.
Fragilität und Sehnsucht
Neben den wiederkehrenden Formen in den Zeichnungen von Röhnisch und den eigentümlich verformten zylindrischen Installationen von Lee ist die Hand ein gemeinsames Motiv ihrer Werke. Außerdem eint sie die Fragilität, die einerseits auf emotionaler und andererseits auf materieller Ebene spürbar wird. Die mit Bleistiften und Buntstiften gezeichneten Portraits von Röhnisch vermitteln den Eindruck von Einsamkeit und Sehnsucht. Obwohl die Objekte von Lee diese Atmosphäre gerade durch ein Fehlen von Verbindungselementen verstärken, entsteht durchaus der Eindruck von Zuversicht. Alle an den Galleriewänden hängenden Ton-Röhren lagen zum Zeitpunkt der ersten Produktion in identischer zylindrischer Form vor. Erst im weiteren Prozess erhielten sie ihre verfremdete Gestalt. Dadurch wird ebenso auf die Unverwechselbarkeit des Individuellen angespielt, womit die Künstlerin auch auf den positiven Aspekt des Alleinseins verweist.
Konzept der gemeinschaftlichen Ausstellungen
In der Zusammenführung unterschiedlicher Fachrichtungen und Menschen liegt die Besonderheit der Gallery Cube +. Die Werke der Kunstschaffenden werden hier nicht räumlich separiert, sondern bewusst zusammen präsentiert. Mit dem Konzept der gemeinschaftlichen Ausstellungen veranschaulichen Shi Shi und Ying-Chih Chen zum einen Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Kunstsprachen und zum anderen erschaffen sie durch die Kombination eine Symbiose, die in separaten Einzelausstellungen nicht möglich wäre.
Ich finde es erstaunlich, dass die Werke etwas ausdrücken, das man so nicht in Worte fassen kann.
– Doro
„Viele der Künstlerinnen und Künstler verlassen Kiel nach dem Studium“, erzählt Shi Shi. Sie hat Kommunikationsdesign an der Muthesisus Kunsthochschule studiert und sich entschieden nicht wegzugehen. Ebenso wie Ying-Chih Chen, die Freie Kunst studiert hat. Zusammen ergänzen sie sich perfekt – wie ihre ausgestellten Werke. Sie wollen Kunstschaffenden eine Plattform geben, um einerseits zu netzwerken und andererseits den Kunstwerken die Aufmerksamkeit zu bieten, die sie verdienen.
Wir wollen die Kunstschaffenden und ihre Kunst in Kiel halten oder zumindest temporär zurückholen.
– Shi Shi
Das Konzept scheint aufzugehen, die Vernissage von „Somehow it happened“ war jedenfalls gut besucht. Ab dem 18. April 2019 beginnt bereits die nächste vielversprechende Ausstellung: YOUR TROUBLES WILL BE FADED BY THE LUCK YOU WILL SOON HAVE. Die Werke von Ting-Jung Chen, Preisträgerin der Kunsthalle Wien 2018, treffen auf die von Jakob Grebert.
Gallery Cube +
Knooper Weg 104 24105 Kiel
Öffnungszeiten: Do.-Sa. 13 bis 20 Uhr
www.gallery-cubeplus.com
TEXT Marc Asmuß
FOTO Mateus Dworczyk