Gute Mitarbeiter für intelligente Logistikkonzepte gesucht!

Gute Mitarbeiter für intelligente Logistikkonzepte gesucht!

Wirtschaftsminister Reinhard Meyer über eine rasante Branche, das Transitland Schleswig-Holstein und die Chancen durch den Fehmarnbelt-Tunnel

Zu Beginn eine ganz private Frage: Wie reisen Sie am liebsten – mit Auto, Zug, Schiff oder Flugzeug?
Das hängt natürlich ein wenig vom Ziel ab – die meiste Zeit, vor allem dienstlich, bin ich mit der Bahn und dem Auto unterwegs.

Welche Bedeutung haben Logistik und Verkehr für Schleswig-Holstein?
Eine elementare Bedeutung, denn ein gut funktionierender Logistiksektor ist unerlässlich für die Effizienz nahezu aller Wirtschaftsbereiche. Industrie, Handel und Dienstleistungswirtschaft sind Tag für Tag auf die Qualität und Zuverlässigkeit dieses Gewerbes angewiesen. Schleswig-Holstein ist zudem mit seinen großen Häfen – allen voran Lübeck und Kiel – die Logistik-Drehscheibe des Nordens. Diese Häfen sind logistische Dienstleister für die gesamte deutsche Wirtschaft. Hier finden Umschlag und Verteilung für Güter aller Art von und nach Skandinavien, nach Russland und ins Baltikum statt. Brunsbüttel ist ein prospe- rierender Nordseehafen für Massengutum- schlag und Projektlogistik, im Neuen Hafen Kiel Canal in Rendsburg richtet man sich auf Schwergut- und Windkraftanlagen-Logistik ein. Und nicht zuletzt ist der Hamburger Hafen für die Logistikwirtschaft in Schleswig-Holstein von großer Bedeutung. Alle Häfen sind auf eine gut ausgebaute Anbindung an das übrige Verkehrsnetz angewiesen. Und weil Schleswig-Holstein gleichzeitig Transitland ist und auch der tägliche Personenverkehr weiter zunimmt, habe ich als Verkehrsminister ein besonderes Augenmerk darauf, dass unsere Infrastruktur zuverlässig unterhalten und bedarfsgerecht ausgebaut wird.

Mit dem Fehmarnbelt-Tunnel zwischen Dänemark und Deutschland rückt Skandinavien noch näher heran. Welche Chancen sehen Sie für Firmen im hohen Norden?
Wenn wir die Weichen richtig stellen, indem beispielsweise rechtzeitig Gewerbegebiete entlang der Trasse in Ostholstein ausgewiesen werden, dann wird Schleswig-Holstein erheblich von der Querung profitieren können. Unsere Rolle als Logistik-Drehscheibe Norddeutschlands wird durch den Tunnel noch einmal erheblich verstärkt und ich bin sicher, dass auch der Tourismus durch die direkte Verbindung nach Skandinavien einen kräftigen Schub erhalten wird.

Brauchen wir deshalb in Zukunft mehr Fachkräfte, die sich mit Logistik – also den Güterströmen entlang der Wertschöpfungskette – befassen?
Prognosen des Bundesverkehrsminis- teriums gehen von einer weiteren Zunahme des Güterverkehrs aus. Der Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur ist jedoch begrenzt, sodass intelligente Logistiklösungen und innovative Verkehrskonzepte in Zukunft immer wichtiger werden. Hier sehe ich in der Tat einen großen Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften.

Was raten Sie Abiturienten, die sich für Verkehrsthemen interessieren, aber nicht recht wissen, ob und was sie studieren sollen?
Es kommt ja in erster Linie auf die Neigung des Einzelnen an. Besteht mehr Interesse an wissenschaftlicher Arbeit oder an kaufmännischer Tätigkeit? Hier helfen sicherlich die Agentur für Arbeit oder das Be- rufsbildungszentrum BIZ weiter, mit Informationen zu Ausbildung, Studium, Beruf, Weiterbildung und Existenzgründung. Im Zweifel rate ich jedem, seine Neigung durch ein Praktikum auszuloten. Auch Universitäten und Fachhochschulen haben spezielle Berater, die weiterhelfen.

Eine private Frage ganz zum Schluss: Von Lübeck und Kiel fahren viele Passagierschiffe in den gesamten Ostseeraum. Waren Sie schon mal Bord?
Nein, eine Schiffsreise von Lübeck oder Kiel habe ich bislang leider noch nicht unternommen, aber sie steht bereits fest auf meinem Plan.

Reinhard_MeyerReinhard Meyer ist seit Juni 2012 Wirtschaftend Arbeitsminister von Schleswig-Holstein.
Foto: Wirtschaftsministerium Schleswig-Holstein

Text Joachim Welding
Illustration Raphaelle Martin