Ein sicherer Ort für alle. Das ist die Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule. Diese Menschen geben der Schule ein freundliches Gesicht
Schule besteht aus vielen Facetten. Vor allem aber wird Schule von Menschen gemacht, die dazu beitragen, dass Schule ein guter Ort ist. Auf jeden Fall einer, an dem sich Kinder und Jugendliche, die immerhin sechs Jahre ihres jungen Lebens hier verbringen, auch wohl fühlen können. Für dieses Wohl- und Sicherheitsgefühl braucht es manchmal gar nicht so viel. Ein guter, weil vertrauter Ort kann das Schulsekretariat sein, Zufriedenheit und innere Stärke finden manche in der künstlerischen Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. Und Mut wächst mit dem Engagement. Das stärkt die Verbindungslehrkraft Inka Talakerer, indem sie die Schülerinnen und Schüler darin unterstützt, sich für ihre Schule einzusetzen.
Die Nette
Kristina Oswald ist Schulsekretärin, jedenfalls ist das die Bezeichnung, die vielen Eltern noch vertraut ist. Eigentlich heißt das heute: Schulverwaltungsfachkraft. Aber das sieht Frau Oswald nicht so eng. Zu ihr ins Schulsekretariat kann jeder kommen. Wenn’s einem Kind mal nicht gut geht – hier gibt es Trost und Rat. Wenn es mal Stress auf dem Schulhof gibt – hier kann man um Hilfe bitten. Im Sekretariat werden Krankmeldungen von Vätern und Müttern abgegeben, auch noch persönlich. Auch wenn es das Angebot der digitalen Krankmeldung natürlich längst gibt. Das wird zwar auch gerne angenommen. Aber nicht alle Eltern haben es so mit Computern. Kristina Oswald versteht das. Sie hat für alle ein offenes Ohr. Die Kinder, die Eltern und Lehrer, ja selbst die Schulleiter, kommen gern zu Frau Oswald ins Zimmer. Denn das Schulsekretariat ist ein Ort für alle. Ein Begegnungsort, ein sicherer Hafen, an dem alle irgendwie gleich sind. Jeder, der kommt, muss erstmal in der Tür stehen bleiben und warten, bis Frau Oswald fertig ist mit Schreiben oder Telefonieren. Erst dann, wenn sie den Kopf hebt, die Person anlächelt und fragt: „Was kann ich denn für dich tun?”, ist man dran. Ein schönes Gefühl. Sicher und irgendwie vertraut.
Die Feingeistige
Eva Pazderova ist Kunstlehrerin und – man kann es noch am Akzent hören – stammt aus Tschechien. Dort ist sie aufgewachsen und hat dann Kunst studiert. Malerei, um genau zu sein. Mit Deutschland verbindet sie eine große Liebe zur Kultur. Deutschland habe sie schon seit frühester Kindheit interessiert. Und so sei sie eben nach Deutschland gekommen. Die deutsche Sprache mache ihr manchmal noch zu schaffen, sagt sie. Sie sei aber fleißig und ehrgeizig, sie wolle ihr sprachliches Niveau möglichst rasch verbessern. Das geht vielen Kindern an der FJS sicher ähnlich. In einem Kunstprojekt hat sich Eva Pazderova mit Schülerinnen und Schülern zu einer pädagogisch wichtigen Aufgabe zusammengefunden. Man habe an einem Plakat zum Thema Schulregeln gearbeitet. Sie sei begeistert über das hohe künstlerische Niveau und die Verständigkeit der Schülerinnen und Schüler: „Da waren ein paar sehr schöne Meinungen dabei”, sagt sie. Was sich entzückend anhört, gesprochen mit dem sympathischen tschechischen Akzent. Und Eva Pazderova lobt noch weiter: „Ich liebe Gemeinschaftsschule und auch das deutsche Schulsystem.” Ein bisschen verlegen gesteht sie: „Weiß auch nicht, ich mag einfach deutsche Mentalität.”
Die Taffe
Inka Talakerer ist eigentlich Grund- und Hauptschullehrerin. Damit habe sie in ihrer beruflichen Laufbahn mal angefangen. Die Bezeichnung gibt es aber nicht mehr. Korrekt heißt das heute: Lehrkraft für die Sekundarstufe 1. Frau Talakerer ist zudem Verbindungslehrerin. Das bedeutet, dass sie zuständig ist für alles, was Schülerinnen und Schüler in Sachen schulischer Gremienarbeit unternehmen möchten. Klassenräte, Schulsprechergremien, Projektarbeit und Engagement unterstützt die erfahrene Lehrerin für Mathematik, Sport und Deutsch. Es geht um Demokratiebildung im weitesten Sinne. Seit 10 Jahren ist Frau Talakerer schon an der Friedrich-Junge-Schule tätig und ihre Erfahrungen aus ihrem früheren Umfeld an einer Hauptschule kann sie auch an der FJS sinnstiftend einbringen. Sie weiß, wie man mit Schülerinnen und Schülern aus sehr diversen sozialen Herkünften umgeht. Daran ist sie gewöhnt. Sie mag ihre Schüler und weiß, wie sie mit ihnen umzugehen hat: „Druck erzeugt immer Gegendruck. Das ist keine gute Idee.” Daher schlägt Frau Talakerer in ihren Klassen und Projektgruppen stets einen persönlichen und auch mal direkten Ton an. „Gute Bindung schlägt Autorität um Längen”, sagt sie häufig. Und so wie sie es sagt, weiß einfach jeder, der zuhört: Das meint Inka Talakerer auch.
TEXT Natascha Pösel
FOTO Sebastian Weimar