Lehreraustausch an der Auguste-Viktoria-Schule
Fast 6.300 Kilometer Luftlinie trennen das norddeutsche Flensburg und Kwale, eine Stadt an der Südküste Kenias. Hier drückte einst Michael Kyalo Titus die Grundschul- und später Hochschulbank. Heute unterrichtet der 25-Jährige selbst – und zwar Deutsch als Fremdsprache an der Kristina Academy in Tiwi. Für einen Monat hat er sein kenianisches Klassenzimmer gegen eines an der deutschen Waterkant getauscht. Da fragen wir mal genauer nach:
Wo und warum haben Sie die deutsche Sprache gelernt?
Ich wollte gerne Deutschlehrer werden. Also habe ich im German Embassy Institut in Mombasa Deutsch gelernt – ein Institut, das vom Goethe Institut gefördert wird.
Wie ist Ihr Aufenthalt an einer deutschen Schule zustande gekommen?
Die Schule, in der ich in Kenia arbeite, wird von einem deutschen Verein namens Asante e.V. getragen (www.asante-ev.org). Dieser Verein ist in Kenia als Asante Tiwi Charitable Trust registriert und betreibt dort das Schul- und Waisenhaus-Projekt. Die Auguste-Viktoria-Schule in Flensburg engagiert sich seit 2009 in einer Partnerschaft für dieses Projekt, dadurch ist mein Lehreraustausch zur AVS zustande gekommen.
Wie lange hat Ihr Aufenthalt gedauert und wie viel Zeit und Umstände hat die Vorbereitung in Anspruch genommen?
Mein Aufenthalt dauerte einen Monat. Es brauchte einige Zeit, um meinen Aufenthalt vorzubereiten, weil die Umstände schwierig waren. Ich benötigte einen Reisepass und dann ein Visum durch die Deutsche Botschaft in Nairobi – und das war tatsächlich ein bisschen kompliziert.
Wie gefällt es Ihnen in Norddeutschland – z. B. unser Wetter?
In Norddeutschland haben mir viele Dinge gut gefallen. Beispielsweise die schönen und riesigen Gebäude, die tollen Straßen und auch die ganze Umgebung. Das Wetter war auch etwas Interessantes für mich, weil es in Kenia keinen Winter oder Frühling gibt. Obwohl es für mich immer sehr kalt war, war ich sehr glücklich, denn ich habe den ersten Schnee in meinem Leben gesehen und angefasst.
Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen der Schule, an der Sie zu Hause unterrichten, und der Auguste-Viktoria-Schule?
Es gibt zwei große Unterschiede. Als erstes nimmt der Lehrer im Unterricht in Deutschland weniger Raum ein als in meiner Heimat, dort herrscht eher ein autoritärer Unterrichtsstil nach britischem Vorbild. Hier in Flensburg sind die Schüler sehr viel aktiver am Unterricht beteiligt. Als zweites gibt es in Deutschland die Grundschule von der ersten Klasse bis zur vierten Klasse und dann die Aufteilung in Gemeinschaftsschule oder Gymnasium, wobei man dann acht oder neun Jahre lernt. In Kenia ist das Schulsystem ganz anders. Man besucht acht Jahre die Grundschule (primary) und dann besucht man vier Jahre die Hochschule (secundary). Später gehen einige Schüler für vier Jahre in die Universität.
Wie begegnen Ihnen die deutschen Schüler und Kollegen? Mussten Sie auch negative Erfahrungen sammeln?
Ich muss sagen, dass die Schüler und Kollegen immer nett zu mir waren und sie waren auch immer bereit mir zu helfen, wenn ich Hilfe brauchte. Da ich überall so herzlich aufgenommen worden bin, habe ich glücklicherweise keine negativen Erfahrungen macht.
Wie ist Ihre Meinung zur Unterrichtsatmosphäre an der deutschen Schule?
Meiner Meinung nach ist die Unterrichtatmosphäre an der Schule wirklich gut. Ich kann nur empfehlen, dass sie so weiter macht.
Würden Sie diesen Aufenthalt gerne wiederholen?
Das ist gar keine Frage. Ich würde sehr gerne diesen Aufenthalt wiederholen, weil ich viele Freunde kennengelernt habe und ich würde sie gerne noch einmal besuchen. Die Stadt Flensburg hat mir auch gut gefallen und ich würde gerne noch einmal dorthin kommen.
Was hat Sie am meisten erstaunt/belustigt/erschreckt oder ähnlich – entweder an der Schule oder im Norden ganz allgemein?
Ich war sehr erstaunt, wie schön die Städte sind. Kenia ist ein Entwicklungsland und unsere Städte sind nicht so schön wie Flensburg. Die Stadtbusse haben mich immer amüsiert. Sie sind groß und auch bequem, fast wie ein Flugzeug.
Schmeckt Ihnen das deutsche Essen?
Das deutsche Essen hat immer gut geschmeckt. Ich habe viel ausprobiert. Zum Beispiel Müsli mit Joghurt und Nürnberger Bratwürste. Ich vermisse das Essen sehr!
Haben Sie Mitbringsel gekauft?
Ja, ich habe Geschenke für meine Freundin und meine Verwandten gekauft. Ich habe aber auch viele Geschenke von Freunden erhalten. Interessant war unter anderem ein schönes Hemd mit deutscher Flagge.
Was heißt „Liebe Schüler, ich freue mich Euch zu sehen!“ in Ihrer Muttersprache?
„Wanafunzi wapendwa, ninafurahi kuwaona nyinyi.“ Das ist die morgendliche Begrüßung der Schüler in meiner Muttersprache Kiswahili, hört sich ein bisschen schwierig an, ist aber leichter zu lernen als Deutsch.
Text Tina Denecken
Foto Auguste-Viktoria-Schue