Mit Arbeitshosen und –jacken, Helmen, Stahlkappenschuhen und Schutzbrillen kommen uns Kim und Franziska entgegen. Das ist die tägliche Kleidung der jungen Auszubildenden in der Raffinerie Heide. Modisch und schick sind auf dem 136 Hektar großen Gelände der Raffinerie zwei Begriffe, die sich der Zweckmäßigkeit und Sicherheit unterordnen müssen. Doch auf Äußerlichkeiten achtet in dem 500-Mann und -Frau starken Unternehmen niemand.
Kim und Franziska sind zwei selbstbewusste und starke Frauen, die in der Welt der Rohölverarbeitung keineswegs Paradiesvögel darstellen. Immer mehr junge Frauen interessieren sich für die einst von Männern dominierten Berufe. Mit der zunehmenden Technisierung der Produktionsabläufe haben sich auch die körperlichen Anforderungen der Zeit angepasst. Das Bild des ölverschmierten Schichtarbeiters, der schwere Sachen fortbewegt, ist mehr als überholt. Doch wer hier arbeitet, darf nicht zimperlich sein. Sowohl die Chemikanten, die für die ständige Überwachung der Anlagen zuständig sind sowie die Elektroniker für Automatisierungstechnik, die alle Störfehler beseitigen müssen, sind ständig unterwegs. Körperliche Ausdauer und der Wille, „sich auch mal die Hände schmutzig zu machen“, gehören einfach dazu.
Kim Bonkass ist im 2. Lehrjahr zur Chemikantin
„Viele meiner Freunde sind männlich und einige machen auch eine Ausbildung zum Chemikanten. So habe ich schon vor meiner Ausbildung viel über diesen Beruf erfahren können. Ich habe vor der Ausbildung Praktika in einer Spedition und in einem Kindergarten gemacht und schnell festgestellt, dass weder das Arbeiten im Büro noch die Arbeit mit Kindern etwas für mich sind. Ich wollte keinen der typischen Mädchenberufe ergreifen; ich wollte etwas mit Verantwortung und vor allem einen Job, bei dem ich mich bewegen muss. Beides findet sich in dem Berufsbild der Chemikantin wieder. Von der Raffinerie Heide habe ich gehört, dass viele ihrer Auszubildenden jährlich zu den Innungsbesten gehören. Das hat mir sehr gefallen und ich kann jetzt aus eigener Erfahrung sagen, dass wir hier wirklich eine sehr gute Ausbildung bekommen. Wir lernen alle Anlagen kennen und wissen nach der Ausbildung über jeden einzelnen Produktionsprozess bescheid. Zusätzlich bekommen wir auch wichtige Grundlagen in der Metallverarbeitung vermittelt und bekommen einen Einblick in unser Labor. Im Wesentlichen verknüpft der Chemikant/die Chemikantin Chemie und Technik. Man kontrolliert und stellt Mineralölerzeugnisse her und bereitet chemische Stoffe auf.
Was mir besonders gut gefällt ist dass wir immer Fragen können, wenn wir etwas nicht wissen. Immer ist jemand bereit, einem etwas zu erklären und zu zeigen. Wir bekommen auch ausreichend Zeit, um uns mit den Aufgaben der Berufsschule richtig auseinanderzusetzten. Und wir gehen, man glaubt es kaum, gerne zur Schule.
Der Beruf ist sehr vielseitig und nach der Ausbildung hat man die Möglichkeit, gleich seinen Meister zu machen. Das strebe ich auch an. Entweder jobbegleitend über drei Jahre in der Abendschule oder kompakt in drei Monaten.“
Franziska Arndt ist im 2. Lehrjahr zur Elektronikerin für Automatisierungstechnik
„Meine Eltern hat es nicht gewundert, dass ich einen technischen Beruf erlernen wollte. Meine ältere Schwester hat auch etwas Handwerkliches gelernt und meine jüngere Schwester fängt nun auch eine technische Ausbildung an. Scheint also in der Familie zu liegen. Mein erster Wunsch war es, Kfz-Mechatronikerin zu werden. Ich habe ein Praktikum in diesem Beruf gemacht und es hat mir leider nicht so gut gefallen. Ich wollte lieber mit kleinerer Elektronik arbeiten und ein Freund, der zu der Zeit in der Raffinerie arbeitete, hat mir den Elektroniker für Automatisierungstechnik empfohlen.
In der Raffinerie gibt es viel Elektronik. Wir haben unterschiedliche computergesteuerte Anlagen zur Druck-, Volumen- und Temperaturüberwachung. Wir Elektroniker steuern und überwachen diese Anlagen und sorgen für einen störungsfreien Ablauf.
Im Moment bin ich in der IT und lerne die PCs und Programme kennen. Besonders gefällt mir unser nettes Arbeitsklima. Seit 2010 haben wir das Du in den Anlagen eingeführt. Wenn man in eine Anlage kommt, wird sich auch mit Handschlag begrüßt. Das ist eine tolle Sache. Ich habe sehr nette Kollegen und Kolleginnen. Privat mache ich auch viel Sport. Bei der Arbeit kommt es oft vor, dass wir über die Steigleitern auf die Tanks klettern, um uns die dortige Elektronik anzuschauen. Da braucht man schon eine gewisse Kondition, um nicht gleich aus der Puste zu kommen. Wichtig ist auch die Freude an Mathe und Physik sowie gut in einem Team arbeiten zu können. Und ja, man muss sich manchmal auch die Hände schmutzig machen können.“
Die Raffinerie Heide GmbH ist ein Unternehmen der Klesch-Gruppe und zählt mit rund 500 Mitarbeitern und 40 Auszubildenden zu den größten Arbeitgebern in Dithmarschen, Schleswig-Holstein.
Die Raffinerie Heide bietet Ausbildungen zum/zur Chemikanten/in, Elektroniker/ in für Automatisierungstechnik (jedes zweite Jahr) und zum/zur Industriekauf- mann/frau (jedes zweite Jahr) an. Bewerbungsschluss ist der 30. September des Vorjahres.
Raffinerie Heide GmbH
Ausbildung z. Hd. Tanja Rohwedder
Postfach 14 40
25734 Heide Meldorfer Straße 43
25770 Hemmingstedt
Tel. +49 (0)481/693-23 20
E-Mail ausbildung@heiderefinery.com
Internet www.heiderefinery.com
TEXT Katharina Grzeca
FOTOS Sönke Dwenger