BO-Lehrer Florian Borck ist Organisator der Messe und weiß, worauf es ankommt
Florian Borck ist seit 2012 Jahren BO-Lehrer an der FTS und in seiner Verantwortung liegt auch die Durchführung der Berufsorientierungsmesse. Wir haben ihn zum Staus quo der Planung und seinen Wünschen für 2021 befragt.
Im November geht es wieder los. Wie weit sind Sie in der Planung?
Vor einem halben Jahr habe ich die Anfragen an die Unternehmen verschickt. Die heiße Phase fängt aber jetzt an. Ich muss klären, wer dabei sein wird. Raum- und Zeitpläne müssen erstellt werden, Presseeinladungen rausgehen, Sonderaktionen finalisiert sowie Absprachen mit dem Hausmeister getroffen werden.
2019 hat die Messe noch normal stattgefunden und musste 2020 leider kurzfristig abgesagt werden.
Ja, das war sehr schade. Alles war vorbereitet, das Hygienekonzept stand, und dann musste doch vier Wochen vorher alles abgesagt werden. Ich bin aber in diesem Jahr sehr optimistisch, dass die Messe wieder in Präsenz stattfinden wird, und die bisherigen Anmeldungszahlen sind sehr gut. Die Unternehmen freuen sich durchweg auf den Kontakt mit den Schülern.
Bleibt es bei dem Konzept der FTS mit der Durchführung der Messe?
Das ist ein großer Vorteil für uns. Die erforderlichen Abstände sind in den großen Hallen gut einzuhalten, und die Durchlüftung klappt prima.
Werden die Besuche in Kohorten stattfinden?
Auch das muss überprüft werden. Mein Wunsch wäre natürlich eine gleichzeitige Anwesenheit der Jahrgangsstufen 8, 9 und 10. Bei einer Gesamtdauer von 10 bis 13 Uhr bleibt so einfach für jeden Einzelnen viel mehr Zeit. Das muss man aber sehen. Wir konzentrieren uns auf größtmögliche Normalität. Nach dieser Zeit der Ungewissheit geht es weniger um neue Projekte, sondern darum, zunächst mal das alte System wieder herzustellen.
Nehmen Sie denn auch unter den Schülern einen Wunsch nach Beständigkeit hinsichtlich der Berufsorientierung wahr?
Schwierig zu sagen, wahrscheinlich weil unsere Schüler einfach zu jung sind, um sich mit der gesamten Tragweite der Zukunftsorientierung zu beschäftigen. Themen, die nah an ihrem Alltag dran sind, wie Masken tragen, Testungen und Schulleben, stehen noch im Vordergrund.
Wenn der Abschluss erreicht ist, geht es dann sofort weiter oder ist erstmal das große Chillen angesagt?
Nein, das hat nach meiner Erfahrung in der Regel keiner vor Augen. Unsere Schüler geben uns Rückmeldungen, dass sie sich bewerben wollen, Ausbildungsplätze erhalten haben oder eine weiterführende schulische Ausbildung anstreben. Die setzen sich schon ihre Ziele und diese können mit schulischer und beruflicher Weiterentwicklung auch erreicht werden.
Haben Sie andererseits auch die Erfahrung gemacht, dass viele Schüler aufgrund von mangelndem Ausbildungsinteresse, fehlenden Möglichkeiten oder aus Verlegenheit den höher qualifizierten Schulabschluss anstreben?
Das ist bei ganz vielen so! Aus diesem Grund lege ich viel Wert darauf, im Berufsorientierungsunterricht den Schülern – die offensichtlich nicht so gut für den theoretischen Schulbetrieb geeignet sind – zu vermitteln, dass sie hinaus in die Arbeitswelt müssen, um sich dort gemäß ihrer individuellen Fähigkeiten zu entwickeln.
Haben Sie schon mal selber Gedanken bezüglich einer noch umfangreicheren Berufsorientierung gemacht? Eventuell schon ab Jahrgangsstufe 5?
Neben der Berufsberatung ist die frühe Kontaktaufnahme mit den Unternehmen und Betrieben das beste Rezept. Praktika, Ausbildungsmessen, Lehrstellenrallys ab Klasse 8 helfen dabei, den persönlichen Kontakt zu den Betrieben herzustellen. Aber selbst bei den Jüngeren findet schon Berufsorientierung in Form der Girls’ and Boys’ Days oder im Rahmen von Klassenfahrten, auf denen Betriebe besucht werden, statt. Das Thema BO ist nach den Vorgaben des Ministeriums in den Lehrplänen der jüngeren Jahrgangsstufen verankert, aber nicht als Schwerpunkt oder eigenes Unterrichtsfach. Zusätzlich ist natürlich auch jegliche Projektarbeit in den Wahlpflichtfächern ab Klasse 7 ein gutes Mittel, um die eigenen Stärken in Bereichen wie Naturwissenschaft – hier besonders durch unsere Projekte als Nationalpark-Schule – in Technik, Sprachen und Theater/Gestalten zu ermitteln.
Inwieweit binden Sie digitale Plattformen bei der Berufsorientierung ein?
Es gibt eine Handvoll Plattformen, wie Praktikum Westküste, Planet Beruf oder DIGI.BO, mit denen wir arbeiten. Ende der 7. Klasse gibt es eine Einführung zum BO-Unterricht, und in diesem Zusammenhang werden die digitalen Informationsmöglichkeiten den Schülern und Eltern auch schon vorgestellt.
Was wünschen Sie sich persönlich als Berufsorientierungslehrer?
Dass alle, die an diesem Berufsorientierungsprozess beteiligt sind, ihre Rolle gut erfüllen. Seien es Berufsberatung, Schule und die Elternhäuser. Es ist wichtig, dass sich die Schüler immer mal wieder mit dem Thema auch außerhalb der Schule beschäftigen und merken, dass es hierbei um ihre Zukunft geht. Dafür ist es wichtig, dass die Angebote zuhause mal thematisiert werden und ein Dialog stattfindet.
TEXT Anja Nacken
FOTO Reinhard Witt