Es wird nie langweilig

Es wird nie langweilig

Interview mit Niklas Frings-Rupp, “Miami Ad School Europe”

Manche arbeiten ihr Leben lang im falschen Job. Niklas Frings-Rupp, der Gründer und Schulleiter der Miami Ad School Europe, hatte Glück und fand über Umwege seinen Traumberuf. 

Niklas, Du wurdest vor drei Jahren zum besten Werbelehrer der Welt gewählt. Bist Du selbst gerne zur Schule gegangen?
Niklas Portrait-Bild von Roman Raacke_white
Die Schulzeit war okay, man hat Freunde getroffen und auch ein paar Sachen gelernt. Ich hatte das große Glück, dass ich mit vielen Künstlern aufgewachsen bin. Smudo von den Fantastischen Vier war in meiner Klasse und in meinem Freundeskreis gab es viele DJs, Fotografen und Filmemacher.

Das Tollste an der Schulzeit war aber der Schulweg. Als Typ mit Benzin im Blut fand ich es damals total geil, mit dem Moped in die Schule zu fahren. Nach der Schule habe ich immer eine Stunde gebraucht, um nach Hause zu kommen, weil ich über die Landstrassen gekurvt und die Gassen hochgefegt bin.

Was waren Deine Lieblingsfächer?
Ich fand Gemeinschaftskunde spannend, weil es um politische und gesellschaftliche Themen ging, und Sprachen, weil sie der Schlüssel sind, um in der Welt unterwegs zu sein.

Wußtest Du, was Du nach dem Abitur machen willst?
Überhaupt nicht. Ich habe mein Abitur mehr schlecht als recht gemacht und hatte keine Ahnung, wohin die Reise gehen soll. Ich habe dann zusammen mit meinem besten Freund angefangen, in Nürnberg BWL zu studieren. Mit BWL kann man ja nichts falsch machen. Ich hatte aber keine Vision, was ich mit dem Studium anfangen soll. Ich hing nur herum und habe kaum etwas für die Uni gemacht. Irgendwann kurz vor dem Hauptstudium bin ich von der Uni geflogen, durfte aber an der Fachhochschule weiterstudieren. Ich musste vorher aber ein Praktikum machen.

Glücklicherweise habe ich dann auf der Geburtstagsfeier eines Freundes den Geschäftsführer einer großen Werbeagentur kennengelernt, der mir unter die Arme gegriffen hat. Er hatte gehört, in was für einer Lage ich war, und hat mir geholfen, einen Praktikumsplatz bei einer großen Werbeagentur in Düsseldorf zu bekommen.

Wie war das Praktikum?
Der Wahnsinn, die allerbeste Zeit! Ich durfte in jede Abteilung und habe lauter spannende Menschen kennengelernt. Ich konnte mein kaufmännisches Grundwissen einbringen und durfte mit Kreativen über Ideen brüten. Diese sechs Monate in Düsseldorf waren total mein Ding, ich wollte gar nicht mehr weg. Ich hatte endlich das Gefühl, dass ich meinen Platz gefunden habe. Ich hatte zum ersten Mal ein Ziel vor Augen und habe mein Leben endlich auf die Reihe gekriegt. Das Studium ging mir locker von der Hand und nach dem Diplom habe ich einen Job als Berater bekommen. Ich bin dann jahrelang durch die Agenturen getingelt, habe wie ein Wilder gearbeitet und das Werberleben in vollen Zügen genoßen.

Wie kam es zur Eröffnung der Miami Ad School?Ein Tisch mit verschiedenen Gegenständen darauf.
Mein Partner Oliver Voss und ich haben 2002 die Gründer der ersten Miami Ad School kennengelernt. Wir haben uns blendend verstanden und bei einem Abendessen haben sie uns dann gefragt, ob wir nicht Lust hätten, die erste Miami Ad School in Europa zu gründen. Damals gab es die Schule erst in Miami, San Francisco, Minneapolis und Sao Paulo. Ich war gleich Feuer und Flamme für diese Idee. Das war genau mein Ding: Ideen beurteilen und verbessern und gleichzeitig eine Schule kaufmännisch leiten. Im Sommer 2003 haben wir die Schule dann in Hamburg eröffnet.

Was hast Du in den letzten zehn Jahren gelernt?
Dass jeder Mensch unterschiedlich ist und man sich an keinen starren Plan klammern darf. Das meiste ergibt sich bei der täglichen Arbeit. Ich lerne jeden Tag dazu.

Weswegen ist Werbung heute noch interessant?
Weil man Ideen für Marken entwickeln darf und mit Leuten aus den unterschiedlichsten Gebieten wie Film, Fotografie und Illustration zusammenarbeitet. Wo sonst kommt man mit so vielen unterschiedlichen Genres in Berührung? In anderen Berufen sitzt man jeden Tag von neun bis fünf vorm Rechner am Schreibtisch. In der Werbung ist man an dem einen Tag auf einem Filmdreh und am nächsten Tag beim Kunden. Man lernt viele verschiedene Produktwelten kennen und sieht das Ergebnis der eigenen Arbeit im Internet, im TV und auf Plakaten. Die Werbung ist der tollste Beruf, den man sich vorstellen kann. Er wird nie langweilig.

www.miamiadschool.de

Text Slaven Marinovic
Foto Miami Ad School