Eltern bekommen eine Stimme

Eltern bekommen eine Stimme

Seit drei Jahren ist der Familienvater in der Schule engagiert, möchte etwas bewegen – nicht nur für seine beiden Töchter (5. und 8. Klasse), sondern auch für alle Schüler der Ferdinand-Tönnies-Schule in Husum. Wir wollten von dem Elternbeiratsvorsitzenden Steve Wolfram wissen, was ihn antreibt und welche Möglichkeiten Eltern haben, in der Krise unterstützend tätig zu sein.

Herr Wolfram, mit viel Engagement und Ideenreichtum setzen Sie sich für die Belange der Schüler und Eltern ein. Was treibt Sie an?

Mir ist es wichtig, für meine Töchter an der Schule etwas zu bewegen. Wenn man selbst nichts tut, hat man auch kein Mitspracherecht. Als Elternbeiratsvorsitzender kann ich auch mal ein Veto einlegen oder die Schule mit Eigeninitiative unterstützen. Der Elternbeirat ist in den Schulkonferenzen vertreten und kann aktiv die Belange der Schüler und Eltern vertreten. Kürzlich haben wir beispielsweise erfolgreich eine Notbetreuung für die 5. und 6. Jahrgänge an Schulentwicklungstagen etabliert. Momentan setzen wir Eltern uns dafür ein, dass die Schüler Tablets für den Kunstunterricht bekommen.

„Mir ist es wichtig, für meine Töchter an der Schule etwas zu bewegen. Wenn man selbst nichts tut, hat man auch kein Mitspracherecht.“

Haben Eltern andere Möglichkeiten, etwas zu bewegen als Lehrer?

Als Eltern haben wir den Vorteil, nicht ans Ministerium gebunden zu sein und andere Wege einschlagen zu können – wie etwa Crowdfunding.

Braucht man für die Elternarbeit an der Schule besondere Fähigkeiten?

Theoretisch kann jeder diese Arbeit übernehmen, der Interesse an den Kindern hat und bereit ist, einen Teil seiner Energie und Freizeit in diese Tätigkeit zu investieren. Wir sind ein Gremium aus mehreren Eltern, die sich alle im Rahmen ihrer Fähigkeiten und Kapazitäten einbringen.

In diesem Jahr ist vieles anders als gewohnt. Wir müssen auf alles vorbereitet sein – auch auf einen zweiten Lockdown. Wie hart würde Eltern, Schüler und Lehrer eine weitere Schulschließung treffen?

Ich denke, die Schule ist gut vorbereitet, und auch die Schüler kommen mittlerweile sehr gut mit digitalen Lernenformen zurecht. Besonders hart würde ein zweiter Lockdown wahrscheinlich die Eltern treffen. Viele haben bereits ihren Jahresurlaub aufgebraucht und hätten Probleme, ihre Kinder zu Hause zu betreuen.

Was müsste in einer zweiten Homeschooling-Phase besser laufen als im Frühjahr.

Dass sich Lehrer und Schüler mindestens einmal in der Woche zu einer Videokonferenz verabreden, um sich wenigsten einmal gesehen zu haben und vielleicht das ein oder andere ansprechen zu können.

Inwieweit haben Sie als Elternbeiratsvorsitzender die Möglichkeit, eigene Ideen und Wünsche einzubringen?

Wir haben immer die Möglichkeit, an die Schulleitung heranzutreten und Vorschläge einzubringen. Herr Siewert versucht viel umzusetzen oder Personen zu finden, mit denen wir unsere Ideen umsetzen können. Um diese Themen zu besprechen, treffen wir uns einmal im Monat mit Herrn Siewert und schauen, wo wir uns gegenseitig unterstützen können. Das läuft sehr gut.

Ihre ältere Tochter besucht die achte Klasse der Ferdinand-Tönnies-Schule. Das Ende der Schulzeit rückt also langsam näher. Haben Sie das Gefühl, dass die Schule ihre Schüler auch auf ein Leben nach der Schule vorbereitet? 

Aus meiner Sicht tut die Schule alles, um den Schülern die Möglichkeit zu geben, sich für den richtigen Beruf zu entscheiden – sei es durch Praktika oder den Berufsorientierungsunterricht.

Keine leichte Aufgabe, die Auswahl an beruflichen Möglichkeiten ist in den letzten Jahren enorm gestiegen.

Ja, das stimmt. Früher haben sich viele Schüler für Berufe entschieden, die sie bereits von ihren Eltern kannten. Heute bietet die Digitalisierung viel mehr Optionen, auch andere Berufe kennenzulernen. Das macht die Auswahl natürlich schwieriger. Hinzu kommt, dass vielleicht nicht alle Berufe so spektakulär sind, wie es auf den ersten Blick scheint.

„Heute bietet die Digitalisierung viel mehr Optionen, auch ausgefallene Berufe kennenzulernen.“

Würden Sie mit den heutigen Möglichkeiten andere Entscheidungen für Ihren beruflichen Werdegang treffen als damals?

Ich habe mich als gelernter Elektrotechniker zum Kaufmann ausbilden lassen, anschließend war ich 13 Jahre Soldat und heute arbeite ich beim Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge. Ich würde heute alles wieder genauso machen. Und warum? Weil ich mich schon immer für das entschieden habe, was mir Spaß macht.

Haben Sie einen Tipp für junge Menschen, die auf der Suche nach ihrer Berufung sind?

Sie sollten sich in jedem Fall mehr als über einen Beruf informieren, so dass sie später auch Spaß an dem haben, was sie tun.

Vielen Dank!

TEXT Sophie Blady
FOTO privat

 

Hier geht’s zum Schulportrait.
Schülerstimmen der Ferdinand-Tönnies-Schule.