Ehrenamt macht Schule stark! Wenn Arbeiten und Leidenschaft aufeinandertreffen

Ehrenamt macht Schule stark! Wenn Arbeiten und Leidenschaft aufeinandertreffen

Über sich hinauswachsen und mit den persönlichen Fähigkeiten eine Gemeinschaft bereichern – das stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern auch das Wohlbefinden, das soziale Netzwerk und den eigenen Erfahrungsschatz. Helfen macht glücklich – darin besteht laut Glücksforschung kein Zweifel. Kein Wunder also, dass sich in Schleswig-Holstein rund 43 Prozent aller Menschen ab 14 Jahren ehrenamtlich betätigen: sei es beim Bundesfreiwilligendienst, oder in den Bereichen Bildung und Pflege – Ehrenamt ist so vielfältig wie unsere Gesellschaft.

Schule das sind wir!

Eine Gemeinschaft aus Lehrenden, Lernenden, Eltern, Kooperationspartnern und vielen weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit ihrem Engagement dazu beitragen, dass die Siegfried-Lenz-Schule in Handewitt mehr als ein Ort zum Lernen ist. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist uns allen bewusst, wie wichtig die Institution Schule ist, an der Freundschaften geschlossen, Feste gefeiert, Standpunkte ausgetauscht und Erfahrungen gesammelt werden. Sie bildet den Ausgangspunkt für eine umfassende Lebens-, Welt- und Wertorientierung als Basis für ein selbstbestimmtes Leben. Erfahrungen, die in diesem Rahmen gesammelt werden, bereiten die Schülerinnen und Schüler auf ein Leben nach der Schule vor. Wer sich beispielsweise als Schülersprecherin oder Schülersprecher einbringt, nimmt eine wichtige Rolle in der Gemeinschaftsschule ein und lernt, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, Ansprechpartner zu sein, Anliegen zu formulieren und für andere einzustehen – wichtige Fähigkeiten, die im Berufsleben eine zentrale Rolle spielen. Besonders Schulprojekte bieten den Lernenden und Lehrenden, aber auch den Eltern die Möglichkeit, über sich hinauszuwachsen und auch andere zu begeistern. 

Elternvertreter Gerd Kämmer über den Kreislauf der Natur

Bereits als seine Töchter (14, 16) im Kindergarten waren, engagierte sich der gebürtige Handewitter als Elternvertreter. „Einmal drin, kommste so schnell nicht wieder raus”, sagt der Familienvater lachend; also übernahm er auch die Elternvertretung, als seine beiden Kinder in die Schule kamen. Heute vertritt Gerd Kämmer als stellvertretender Elternbeirat die Siegfried-Lenz-Schule im Vorstand und setzt sich mit seiner Genossenschaft ‚Bunde Wischen’ für mehr Wissen über die Natur ein.

Beruflich leitet Naturschützer Gerd Kämmer den Betrieb Bunde Wischen’, eine Genossenschaft mit 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die 1700 Hektar Land mit 1000 Rindern bewirtschaftet und beweidet. Weil ihm das Verständnis für die Natur und ihren Kreislauf sehr wichtig ist, finanziert er ein Projekt an der Siegfried-Lenz-Schule, das Schülerinnen und Schülern ermöglicht, mehrmals im Jahr mit der geprüften Natur- und Landschaftsführerin Gudrun Perschke-Mallach das Naturschutzgebiet Bunde Wischen zu besuchen. „Die Jugendlichen lernen, die Zusammenhänge der Natur zu verstehen und im Lauf der Jahreszeiten mit der Natur zu leben”, erklärt der engagierte Elternvertreter. Im Frühjahr wächst beispielsweise die Knoblauchsrauke, aus der Gudrun Perschke-Mallach mit den Schülerinnen und Schülern Salat zubereitet. „Wir haben von einer einzigen Kuhschellen-Pflanze an der Treene Samen entnommen, um sie im Naturschutzgebiet Bunde Wischen zu vermehren. Das Ergebnis: 700 blühende Exemplare”, freut sich Gerd Kämmer.

Sehen, hören, verstehen

Im Frühjahr erspähen die Schülerinnen und Schüler bei ihren Ausflügen in das Naturschutzgebiet Bunde Wischen Kaulquappen, sie keschern Libellenlarven und lauschen am Lagerfeuer den Tieren, die in den bunten Wiesen in Handewitt heimisch sind – von Mücken, Heuschrecken und Schmetterlingen über frei lebenden Koniks bis hin zu Galloway Rindern. Das Gebiet, auch Schäferhaus genannt, dient bundesweit als Praxisbeispiel für einen intakten Kreislauf der Natur. „Wichtig zu verstehen, ist, dass die Beweidung der Tiere der Artenvielfalt dient, da die Tiere verhindern, dass alles zuwächst”, erklärt Gerd Kämmer. 

Auf Ideen kommen

Als begeisterter Naturschützer und Elternvertreter weckt Gerd Kämmer bei den Schülerinnen und Schülern das Interesse für den Naturschutz – der perfekte Nährboden für berufliche Orientierung. Es gibt so viele Berufe, die in Zusammenhang mit Naturschutz stehen und durch das bewusste Erleben der Natur für die Jugendlichen in den Fokus rücken. „Das Interesse, das wir bei vielen Schülerinnen und Schülern mit diesem Schulprojekt wecken, reicht über Praktikumsplätze bei Bunde Wischen bis hin zum Studium der Agrarwissenschaften”, freut sich Gerd Kämmer. Gute Aussichten für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben, denn staatliche Förderung für klimafreundliches Verhalten, das wachsende Interesse von Unternehmen am Thema Klimaschutz und auch die Energiewende führen zu immer mehr beruflichen Perspektiven in den Bereichen Klima- und Umweltschutz, wie das Ministerium für Klimaschutz berichtet. „Zum Wachstum des sogenannten grünen Arbeitsmarktes tragen sowohl neue innovative Wirtschaftszweige als auch die Ökologisierung traditioneller Branchen bei. Mehr noch: Der Schutz von Umwelt und Klima ist heute nicht nur ein zentrales Handlungsfeld für Politik und Wirtschaft, sondern gehört mittlerweile zum selbstverständlichen Alltagsverhalten in der Gesellschaft”, lässt sich im Wegweiser für Berufe im Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz nachlesen. Derzeit sind bereits zwei Millionen Menschen im Umweltbereich tätig. Tendenz steigend, denn der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften ist groß. Weitere Informationen zu Berufen wie Umweltschutztechnischer Assistent (m/w/d), Pflanzentechnologe (m/w/d) und Forstwirt (m/w/d) mit dem Schwerpunkt Umwelt- und Naturschutz findet ihr auf unserem digitalen Berufsorientierungsportal DIGI:BO. 

Eltern können mitgestalten Gerd Kämmer erklärt wie!

„Als Mitglied des Elternbeirates, setze ich mich für Kooperation und einen konstruktiven Diskurs zwischen Eltern und Lehrkräften ein. Mein persönliches Motto, immer lösungsorientiert zu arbeiten, begleitet mich in allen Lebenslagen. Bei guter Zusammenarbeit bietet mir das Amt des Elternbeirates die Möglichkeit, eigene Ideen und Themen in der Schule zu platzieren. In der Siegfried-Lenz-Schule arbeiten wir Eltern sehr eng mit der Schulleitung zusammen und entwickeln in Arbeitskreisen zusammen mit den Lehrerinnen und Lehrern neue Unterrichtskonzepte. In regelmäßigen Treffen mit dem Schulleiter-Team diskutieren wir aktuelle Themen und entwerfen Konzepte, die der Bildung und dem Wohlergehen unserer Kinder zugutekommen. Gerade in einer Zeit voller Herausforderungen und Umbrüche finde ich es wichtig, dass Eltern sich an der Schule engagieren, um Einfluss zu nehmen und mitzugestalten. Denn die Entwicklungen, die wir in der Gesellschaft beobachten, spiegeln sich auch in einer Schulgemeinschaft wider. Um frühzeitig Problemlagen zu erkennen und gegensteuern zu können, brauchen wir Konzepte und Ideen – auch von den Eltern. 

Der Schulelternbeirat an der Siegfried-Lenz-Schule besteht aktuell aus 13 Mitgliedern, sodass aus jedem Jahrgang ein Ansprechpartner im Vorstand vertreten ist.”  

 

TEXT und BILD Sophie Blady