Digitalisierung lautet die ‚Zauberformel‘ in Zeiten, die persönliche Treffen nur mit Mundschutz, Abstand und Desinfektionsmittel zulassen. Besonders Schulen als Bildungseinrichtungen werden von den Medien derzeit besonders kritisch unter die Lupe genommen, da sie oft noch traditionell mit Tafel, Kreide und Papier arbeiten. Nicht aber die Goethe-Schule in Kiel: Als Modellschule für den Unterricht mit digitalen Medien hat sie die besten Voraussetzungen, den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Stellvertretender Schulleiter Markus Michalski verrät, welche digitalen Antworten er auf die Krise hat und wie die alljährliche Berufsorientierungsmesse in diesem Jahr möglich sein wird.
Herr Michalski, die meisten Messen, Konzerte und Großveranstaltungen wurden in diesem Jahr abgesagt. Wird die BIM (Berufsinformationsmesse) an der Goethe-Schule stattfinden?
Trotz steigender Infektionszahlen in Schleswig-Holstein bleibe ich optimistisch, dass die BIM auch in diesem Jahr stattfinden wird, wir sind gut vorbereitet.
Welche Änderungen wird es geben?
Unsere über 30 Aussteller werden sich in diesem Jahr nicht wie gewohnt in der Mensa präsentieren, sondern in die Sporthalle umziehen. Da ist Platz, da können wir Abstand halten und sämtliche Hygienevorschriften problemlos umsetzen. Die Schüler werden die Messe jeweils in ihren Jahrgängen besuchen. Zudem wird es im Eingangsbereich Desinfektionsmittel geben, die Laufwege werden festgelegt sein, und wir werden Listen von allen Anwesenden zur Nachverfolgung für das Gesundheitsamt anlegen. Deckenlichter und Seitenfenster, die wir jederzeit öffnen können, ermöglichen eine gute Durchlüftung.
Seit einigen Wochen ist ME2BE Medienpartner der Goethe-Schule, und wir freuen uns sehr, einen zusätzlichen digitalen Beitrag zur Messe leisten zu können. Welche Möglichkeiten bietet Ihrer Ansicht nach die ME2BE-Plattform DIGI.BO?
In der Hoffnung, dass die Kinder sich informieren und auf die Firmen vorbereiten, werden wir schon im Vorfeld der Messe mit der DIGI.BO-Plattform arbeiten. Auf diese Weise bekommen die Schüler bereits einen guten Einblick in Unternehmen aus der Region und können Hintergründe recherchieren und sich Ansprechpartner auswählen, die sie dann im besten Falle auf der Messe persönliche antreffen.
Corona hat schon so einige Pläne durchkreuzt. Gibt es einen Plan B, falls die Messe wegen steigender Infektionszahlen ausfallen müsste?
In diesem Fall werden wir verstärkt mit der DIGI.BO-Plattform arbeiten. Zusätzlich wollen wir Firmen einladen, die sich den Schülern gezielt mit konkreten Ausbildungsangeboten präsentieren.
Seit dem ersten Lockdown nimmt die Digitalisierung in Deutschland an Fahrt auf. Welche Möglichkeiten bietet die Goethe- Schule ihren Schülern?
Wir arbeiten bereits seit acht Jahren mit IServ, unserem pädagogischen Netzwerk. Während der Homeschooling-Zeit haben wir sehr erfolgreich dieses Tool genutzt: Die Lehrer konnten den Kindern Aufgaben zustellen, die sie direkt auf IServ bearbeitet und zurückgeschickt haben.
Fühlen Sie sich für einen zweiten Lockdown gewappnet?
Für den Fall, dass wir unsere Schüler ein weiteres Mal nach Hause schicken müssten, erarbeiten wir gerade ein einheitliches Konzept, damit auch die Eltern wissen, was wir von den Schülern erwarten und über welche Kommunikationswege die Informationen weitergeleitet werden.
Nicht nur die Schüler, auch die Lehrer müssen derzeit viel dazulernen? Werden sie digital geschult?
Wir haben gerade bei den Schülern und Lehrern eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, was gut geklappt hat und was sie sich noch gewünscht hätten. All diese Informationen schreibt eine Mitarbeiterin zusammen, sodass wir daraus lernen können. Auftretende Probleme wollen wir an einem sogenannten ‚Fresh-Up-Tag‘ mit internen Schulungen beheben. Auch wenn diese Schulungen freiwillig bei uns sind, werden sie vom Kollegium sehr gut angenommen.
Gibt es Lehrer, denen die zunehmend digitalisierte Unterrichtsform trotzdem Probleme bereitet?
Dadurch, dass wir unsere digitalen Lehrmethoden Stück für Stück erweitern, kommen fast alle Lehrkräfte gut damit klar. Wir geben ihnen die Möglichkeit, langsam in dieses digitale Konzept hineinzuwachsen und sich durch regelmäßige Fresh-Ups weiterzubilden. In den letzten Jahren haben sich viele junge Lehrer bewusst für unsere Schule entschieden, gerade weil wir so sind, wie wir sind.
Zukunftsorientiert?
Wir sind vor ein paar Jahren ‚Modellschule für digitales Lernen‘ geworden, weil wir uns schon frühzeitig auf den Weg gemacht haben. Mit dem Preisgeld, das wir für unser Konzept erhalten haben, konnten wir die Schule digital aufzurüsten. Mittlerweile werden wir sogar von anderen Schulen besucht, die von uns lernen möchten.
Wie sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Derzeit befinden wir uns in einer Erhebungsphase: Wir haben einen Raum mit Laptops ausgestattet und einen weiteren mit Tablets, die in einem Schrank über eine Zeitschaltuhr aufgeladen werden, so dass sie jederzeit im Unterricht einsetzbar sind. Auf diese Weise erfahren wir, ob die Schüler besser mit Laptops oder Tablets arbeiten und wie es ist, wenn die Geräte jederzeit im Raum verfügbar sind. Sobald die Auswertung da ist, werden wir weitere Räume mit den Geräten ausstatten.
TEXT Sophie Blady
FOTO Christina Kloodt