Die Siegfried-Lenz-Schule in Handewitt zählt mit 1.200 Schülerinnen und Schülern zu den größeren Bildungseinrichtungen im Kreis Schleswig-Flensburg und gehört zu dem erlesenen Kreis von Schulen mit eigener Berufsorientierungsmesse („Azubis werben Azubis“). Natürlich war das ME2BE-Messeteam 2018 auch dabei. An unserem Stand trafen wir BO-Lehrer Thilo Jagow, der sich über unsere Medienangebote zur Berufsorientierung informierte. Großes Interesse zeigte er an dem „ME2BE-Medientag“, den wir an Schulen in Schleswig-Holstein und Hamburg durchführen. „Könnt ihr Anfang des Jahres nach Handewitt kommen?“, fragte er uns. „Na klar“, lautete unsere Antwort. Handschlag drauf, besiegelte Sache!
Ende Januar 2019 fahren wir auf Einladung der Siegfried-Lenz-Schule ins verschneite Handewitt. Unser ME2BE Team besteht an diesem Tag aus Art-Direktorin Merle, Fotografin Jana und Redakteur Chris. Rund 20 Schülerinnen und Schüler aus den neunten Klassen erwarten uns bereits neugierig im Computerraum: Rollenwechsel am Medientag – Schüler werden Redakteure und Fotografen – Schule einmal anders!
Erster Schritt – ME2BE und SCHULE stellen sich vor
Die Handewitter Schulgruppe besteht aus 20 Schülerinnen und Schüler aller neunten Klassen der Gemeinschaftsschule. Mit von der Partie sind unter anderem: Bo, Cedric, Ciara, Claas, Jendrik, Jorden, Lara, Lea, Lisann, Marion, Melina, Meno, Ole, Oven, Tade und Timo.
ME2BE erscheint zu dritt. Merle, unsere „Art Direction“ ist zuständig für die Entwicklung und Umsetzung von Ideen und Konzepten in Design, Grafik, Fotografie und Typographie. Sie ist mitverantwortlich für den „Look“ und das grafische Erscheinungsbild der ME2BE-Print- und Online-Magazine. Absicht: Der ME2BE-Look soll modern und jugendlich wirken und einen zeitgemäßen Lebensstil präsentieren.
Als Fotografin und Online-Redakteurin macht Jana bei Messen, Schul- und Firmenbesuchen u.a. Portraitaufnahmen von Schülern, Auszubildenden, Studierenden. Sie achtet insbesondere darauf, Personen so aufzunehmen, dass sie in ihrer Umgebung glaubwürdig erscheinen. Absicht: ME2BE-Fotos sollen ausdrucksstark sein, wenig „Hintergrundrauschen“ haben und emotional ansprechen.
Als Redakteur ist Chris Fachmann für das geschriebene Wort. Er plant Inhalte, recherchiert, führt Interviews und verfasst anschließend Sachtexte, Reportagen und persönliche Erlebnisberichte. Absicht: ME2BE-Texte sollen Sachinformationen und persönliche Statements in zielgruppengerechter Sprache präsentieren.
Zweiter Schritt – Redaktionskonferenz
In einer simulierten Redaktionskonferenz entwickeln die Teilnehmer Themenvorschläge. Nach dem sogenannten „Brainstorming-Verfahren“ werden ein oder mehrere Themen festgelegt und anschließend entsprechende Arbeitsgruppen gebildet. Für den vierstündigen Workshop in Handewitt wird von den Teilnehmern schließlich der Produktionsauftrag „Schulportrait“ ausgewählt, das am Ende auf der ME2BE-Webseite veröffentlicht werden soll. Drei Arbeitsgruppen werden definiert: zwei Fotogruppen sowie eine Redaktionsgruppe. Als Produktionsmittel stehen den Schülern zur Verfügung: 1 digitale Systemkamera von ME2BE, die persönlichen Smartphones inkl. Foto-Funktion der Teilnehmer, 20 Computerarbeitsplätze mit Online-Zugang und Textverarbeitungsprogrammen. Als Produktionsräume fungieren das Schulgelände, die Schulräume sowie der Computerraum. Für den Arbeitsablauf legen wir ein Rotationsverfahren fest, in dem alle Gruppen abwechselnd redaktionell und fotografisch aktiv sind.
Dritter Schritt – Medienproduktion „Text“ und „Foto“
Für das Thema „Schulportrait“ recherchieren und notieren die Schüler im Internet interessante Fakten über Schule im Allgemeinen und die Siegfried-Lenz-Schule im Speziellen. Im zweiten Schritt werden untereinander Interviews erstellt und persönliche Statements ermittelt. In diesem Zusammenhang stellen wir unterschiedliche Textgenres vor, zum Beispiel Sachbericht, Reportage, Nachricht, Kommentar, Headline oder Slogan. Außerdem skizzieren wir Medienberufe und erläutern Ausbildungsmöglichkeiten.
Zu Beginn beider Fotogruppen klären wir Begriffe wie „Belichtungszeit“, „Blende“ und „ISO“, aber auch „Linienführung“ und „Goldener Schnitt“. Viele Begriffe sind den Schülern zwar bekannt, doch es fehlt meist das Hintergrundwissen, um sie erklären und anwenden zu können. Zum Glück eignet sich das Wetter an unserem Medientag, um Fotos zu erstellen. Es ist zwar wolkig, aber dennoch hell und der Boden teilweise schneebedeckt. Nach der theoretischen Einführung suchen sich beide Fotogruppen sowohl draußen als auch im Schulgebäude geeignete Plätze, um Portraitaufnahmen zu machen und dabei besonders auf die Linienführung zu achten. Für Fotografien mit Smartphones haben wir vorher entsprechende technische Einstellungen geklärt.
Vierter Schritt – Abschlussmeeting
Im Abschlussmeeting zeigt sich, die Schüler haben eine erstaunliche Sammlung von Zahlen, Daten und Fakten über das Schulwesen in Deutschland und Schleswig-Holstein sowie speziell über die Siegfried-Lenz-Schule Handewitt zusammengetragen. Aus den Schülerinterviews können steckbriefartige Schülerprofile entwickelt werden, die wir aus datenschutzrechtlichen Gründen unveröffentlicht lassen. Recherche-Ergebnisse und Fotos von und mit Schülerinnen und Schülern, die mit der ME2BE-Kamera gemacht wurden, nehmen wir mit in den Verlag, um das Schulportrait und einen Bericht über den Medientag zu verfassen. Schüler-Statements zur Schulatmosphäre sowie eine Feedbackrunde zum ME2BE-Medientag bilden das Finale im Abschlussmeeting. Zum Schluss der Veranstaltung werden an alle Teilnehmer ME2BE-Magazine zur Berufsorientierung verteilt sowie schriftliche Zusammenfassungen über Medienberufe, Redaktionsabläufe und Textgenres.
Statements ME2BE:
Jana: „Dank der positiven Lichtverhältnisse entstanden gute Fotos. Von den Fachkenntnissen einiger Schülerinnen und Schüler, zum Beispiel zu den Themen Filter und Bildbearbeitung, waren wir überrascht. Unsere Tipps zum Thema Bildkompositionen haben sie gut umgesetzt. Beispiel: Zwei sich frontal unterhaltende Schülerinnen wurden aus einer subjektiven Perspektive fotografiert, sodass sich die portraitierte Person in einer scheinbar unbeobachteten, natürlichen Situation befand. Leider war die Workshop-Dauer zu kurz, um alle Schüler ausführlich in den Übungen begleiten zu können und die einzelnen Szenen zu besprechen.“
Chris: „Textaufgaben, Whatsapp-Nachrichten, Social-Media-Posts … Schülerinnen und Schüler erstellen heutzutage mehr Texte als jemals zuvor und sind extrem kommunikativ! Leider führt die Gewohnheit kurzer und unvollständiger Texterstellung zu einem Verlust von Sprachgefühl und -qualität; ungünstige Voraussetzungen für den Zugang zu Medienberufen! Das Interesse sowie die Beteiligung der Redaktionsgruppen waren insgesamt gut. Zu allen Themen hatten die Schüler gewisse Vorkenntnisse und konnten brauchbare Beispiele nennen. Die Erstellung der Interviews und Statements erfolgte an modernen Rechnerplätzen. Es zeigte sich, dass die Erfassung der Ergebnisse deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm als die Interviews selbst. Eine Übungssache!
Statements Schülerinnen und Schüler:
„Der Medientag war spannend, aber ich hätte es interessant gefunden, unsere Fotos anschließend zu bearbeiten und mehr über Bildbearbeitung erfahren zu können.“
„Ich hätte Interesse an dem Beruf des Mediengestalters und möchte mich darüber weiter informieren.“
„Der Medientag gefiel mir ganz gut, aber wir hätten mehr Zeit gebraucht.“
„Was mir an meiner Schule gut gefällt, sind die Sporthallen. Was mir nicht gefällt, ist, dass wir noch immer kein WLAN-Passwort erhalten haben.“
„Mir macht das Lernen an unserer Schule Spaß, weil unsere Lehrer höflich sind und man den Unterrichtsstoff gut vermittelt bekommt!“
„Positiv an unserer Schule bewerte ich den Dänisch- und Französisch-Unterricht!“
„Unsere Schule könnte noch ein paar Aufenthaltsräume vertragen, in denen man die Pausen verbringen kann!“
„Leider gibt es keinen regulären Musik- und Kunstunterricht ab der 7. Klasse.“
Was ist ein ME2BE-Medientag?
Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer können am ME2BE-Medientag erleben, wie Texte, Fotos, Layouts, Grafiken, Fotos, Videos oder Social-Media-Posts professionell entstehen. Je nach Gruppenstärke und zur Verfügung stehender Zeit konzentrieren wir uns gemeinsam auf Einzelthemen, zum Beispiel „Online-Redaktion“ oder simulieren Komplettproduktionen („Von der Idee zum Magazin“). Alle Teilnehmer wollen wir am ME2BE-Medientag über Medienberufe informieren, die Inhalte sollen sie jedoch selbst planen, produzieren und bewerten.
Beispielablauf „Foto und Text“: In einer simulierten Redaktionskonferenz entwickeln die Teilnehmer gemeinsam Themenvorschläge. Nach dem sogenannten „Brainstorming-Verfahren“ werden ein oder mehrere Themen festgelegt und anschließend entsprechende Arbeitsgruppen gebildet.
In der Redaktionsgruppe besprechen wir redaktionelle Tätigkeiten sowie Arbeitsabläufe und beschäftigen uns mit den redaktionellen Kernaufgaben Recherche, Interview und Texterstellung.
Lernziele: theoretische Grundlagenvermittlung von Medienberufen, Produktionsabläufen und Textgenres, quellenkritischer Umgang mit Internetseiten sowie Einschätzung der Verwertbarkeit von Informationen, Formen der Fragestellung und Interviewführung.
In den Fotogruppen sprechen wir über grundsätzliche Funktionen der Digitalfotografie und diskutieren parallel über die Verwendungsmöglichkeiten in den sozialen Medien, zum Beispiel Facebook und Instagram. Anschließend haben die Teilnehmer die Möglichkeit, praktische Übungen unter Anleitung auszuführen.
Lernziele: Theoretische Grundlagenvermittlung zur digitalen Fotografie, fotografische Übungen mit unterschiedliche Endgeräten.
Im Abschlussmeeting werden die produzierten Inhalte besprochen, sortiert und ausgewertet. Je nach Workshop-Dauer können anschließend die Inhalte in einem weiteren Produktionsschritt zu Beiträgen grafisch aufgebaut werden.
Lernziele: Reflektion, Diskussion, kommunikative Darstellung sowie kritische Bewertung der Arbeitsergebnisse..
TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Jana Limbers, Merle Jurzig, Schülerinnen und Schüler des „ME2BE-Medientags“ an der Siegfried-Lenz-Schule