Sie ist eine unser treuen Begleiter bei den alltäglichsten Dingen. Sie offenbart sich häufig lautlos, unsichtbar und meistens sogar unscheinbar: Die Chemie. Doch ohne die Wissenschaft, die sich mit dem Aufbau, den Eigenschaften und der Umwandlung von Stoffen beschäftigt, hätten wir weder Zahnpasta, bunte Klamotten, hübschen Lipgloss, Aftershave, Papier und Stift zum Schreiben oder ein Mobiltelefon.
Kein Wunder also, dass sich die Chemiebranche inzwischen zur modernen Hightech-Branche entwickelt hat, die täglich nach innovativen Materialien, Produkten und technischen Lösungen für die Welt und andere Industriezweige arbeitet. Die drittgrößte Branche trägt mit rund 2000 Unternehmen und 450.000 Mitarbeitern in Deutschland natürlich auch eine nachhaltige Verantwortung für unseren Planeten und investiert einige Teile ihres Gewinns auch in die Lösung ökologischer Probleme – Stichworte sind hier Klima, Recycling oder Elektromobilität.
Die Vielfalt der Branche ist gleichzeitig ein Garant für spannende und anspruchsvolle Aufgaben. So umfasst das Ausbildungsangebot naturwissenschaftliche, technische, kaufmännische und kreative Tätigkeiten.
ME2BE hat zwei Berufsbilder für euch einmal näher durch die Schutzbrille betrachtet: den Chemikanten und den Chemielaboranten.
DIE MEISTER DER MASCHINEN – WAS CHEMIKANTEN ALLES KÖNNEN
So wenig, wie wir auf Chemie verzichten können, können wir es auf diejenigen, die ihren Alltag der chemischen Produktion verschrieben haben: die Chemikanten. Sie arbeiten mit organischen und anorganischen Stoffen und haben es typischerweise mit größeren Stoffmengen und Maschinen zu tun.
Ein Chemikant überwacht den reibungslosen Ablauf von Maschinen und Anlagen in den Chemiefabriken. Nun ja, natürlich assistieren ihm dabei zahlreiche Messinstrumente, aber auch das sind nur Maschinen – nichts ersetzt dabei das wache Auge eines gut ausgebildeten Chemikanten und dessen Fähigkeit, eine defekte Maschine schnell und sicher zu reparieren. Im Gegensatz zum Chemielaboranten, der meist in seinem eigenen, kleinen Laborbereich arbeitet, ist ein Chemikant meist in Bewegung. Er läuft die Anlagen ab, nimmt Proben und muss bei Störungen schnell und sicher eingreifen. Das Betreten der Produktionsanlagen ist natürlich nicht ganz ungefährlich. So gehört eine entsprechende Schutzbekleidung zum Berufsalltag: schwer entflammbare Kleidung, Helm, Schutzbrille und Sicherheitsschuhe.
Und noch eine alltägliche Herausforderung stellt dieses Berufsbild: die Schichtarbeit. Rund um die Uhr müssen die Pumpen, Regler und Anlagen überwacht werden. Der häufigste Rhythmus für die Azubis ist ab dem zweiten Jahr ein Wechsel von Tagschicht, Nachtschicht und freiem Tag, der sich Woche für Woche und Jahr für Jahr wiederholt, auch an den Wochenenden und den heiß geliebten Feiertagen.
Doch die Strapazen lohnen sich, denn in der Chemiebranche werden angehende Chemikanten gut bezahlt. Laut der Bundesagentur für Arbeit verdienen Chemie-Azubis im ersten Lehrjahr zwischen 978 und 1027 Euro brutto, im letzten Lehrjahr der insgesamt dreieinhalbjährigen Ausbildung dann zwischen 1134 und 1267 Euro. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt liegen im Durchschnitt zwischen 3000 und 3400 Euro brutto.
Ein angehender Chemiekant benötigt keinen vorgeschriebenen Schulabschluss, ein Mittlerer Schulabschluss (MSA) ist allerdings von Vorteil. Man muss nicht fließend auf Französisch parlieren oder Goethes „Faust“ im Schlaf rezitieren können, allerdings achten die ausbildenden Unternehmen natürlich auf die Noten in Mathematik, den Naturwissenschaften und den technischen Fächern.
Inzwischen beginnen rund 10.000 junge Menschen in Deutschland eine Ausbildung in der Chemiebranche. Der Chemikant ist dabei der beliebteste Ausbildungsberuf. Denn auch wenn Marmor, Stein und Eisen bricht – die Liebe der Industrie für das Berufsbild des Chemikanten definitiv nicht! Im Gegenteil – Berufsanwärter mit einer Ausbildung zum Chemikanten sind heiß begehrt. Und auch junge Frauen sollten sich nicht scheuen, das breite Aufgabenfeld zwischen Laborarbeit und Produktionsüberwachung für sich zu entdecken.
Anders als bei vielen herkömmlichen Ausbildungsberufen ist der des Chemikanten ungemein vielschichtiger, und so sind die Weiterbildungsmöglichkeiten für beide Geschlechter gleichermaßen breit angelegt. In bestimmten Bereichen können sich Chemikanten innerhalb ihres Berufsfeldes spezialisieren. Besonders die Pharmaindustrie sucht kontinuierlich nach Spezialisten in verschiedenen Sparten.
Chemikanten, die ökologisches Verantwortungsbewusstsein beweisen wollen, wenden sich dem Umweltschutz zu und unterstützen ihr Unternehmen bei den wachsenden Anforderungen in Sachen Nachhaltigkeit. Und all denen, deren Herz für die praktischen Prozesse in der Produktion schlägt, ist eine Fortbildung zum Labor- oder Verfahrenstechniker zu empfehlen.
Die besonders Karrierehungrigen können dann immer noch eine Weiterbildung zum Industriemeister Chemie absolvieren – ein erfolgsträchtiger Titel, der sich auch als Teilzeit-Ausbildung realisieren lässt. Hat ein Chemikant seine Meisterprüfung bestanden, gilt diese auch gleichzeitig als Hochschulzulassung und macht sogar ein Chemiestudium mit dem Abschluss als Diplom-Ingenieur möglich.
AB IN DIE KITTEL – DIE GEHEIMNISVOLLE WELT DER CHEMIELABORANTEN
Chemielaboranten sind die, die es genau wissen wollen. Sie sind die sogenannte „rechte Hand des Chemikers“ und interessieren sich mehr für den Einzelfall als für die große Stoffmenge. Sie möchten genau verstehen, was die Welt – zumindest chemisch – im Innersten zusammenhält. Als fleißige Bienchen der pharmazeutischen und chemischen Industrie experimentieren sie in den Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionslaboratorien. Auch in der Farben- oder Lackindustrie werden sie gebraucht, genau so wie im Bereich Nahrungsmittel und natürlich Kosmetik. Hochschulen und Umweltämter setzen Chemielaboranten an ihren naturwissenschaftlichen und medizinischen Instituten ein.
Zwischen der akribischen Dokumentation sämtlicher Versuchsergebnisse, der Analyse von Rohstoffen, Zwischenprodukten und Endprodukten oder der Entwicklung völlig neuer Stoffe im Labor arbeitet man nun in seinem ganz persönlichen Chemiebaukasten. Und bekommt Einblicke in die unterschiedlichsten Methoden der analytischen Bestimmung von Stoffen. Dazu zählen Spektroskopie, Chromatografie und auch Fotometrie.
Neugier auf die Welt und ein Interesse für naturwissenschaftliche Phänomene sind die beste Voraussetzung für die Ausbildung zum Chemielaboranten, die ebenfalls dreieinhalb Jahre beträgt. Aber wie schon bemerkt, die Wissenschaft der Chemie ist so vielfältig wie allgegenwärtig. Deswegen sollte schon während der Ausbildung eine Spezialisierung erfolgen, die sich idealerweise schon auf das spätere Arbeitsgebiet bezieht.
Natürlich ist die Chemiebranche vor wirtschaftlichen Abschwüngen ebenso wenig sicher wie jede andere Branche auch. Und doch gilt kaum ein anderer Wirtschaftsbereich aus dem produzierenden Gewerbe ähnlich zukunftsträchtig und bietet so vielseitige Chancen. In Fachkursen und an Fachhochschulen wagen viele Chemielaboranten den Sprung zum Industriemeister Chemie, zum Techniker Chemietechnik oder Verfahrenstechnik oder zum Diplom-Ingenieur.
Als Branche der Zukunft bieten chemisch-pharmazeutische Unternehmen auch angehenden Chemielaboranten eine angenehme Vergütungsperspektive. Zwischen 978 und 1027 Euro verdient ein Auszubildender im ersten Lehrjahr, gegen Ende der Ausbildung dann zwischen 1134 und 1267 Euro. Auch nach der Ausbildung kann ein Chemielaborant mit einer guten Bezahlung rechnen. Das Einstiegsgehalt erfolgreicher Absolventen liegt zwischen 2600 und 3500 Euro brutto im Monat.
Wie auch beim Berufsbild des Chemikanten ist ein bestimmter Schulabschluss nicht vorgeschrieben, allerdings wird ein Mittlerer Schulabschluss (MSA) meist vorausgesetzt. Auch solide Englischkenntnisse sind von Vorteil. Und neben dem hohen Verständnis für Mathematik und Naturwissenschaften gehören Sorgfalt und ein hohes Verantwortungsbewusstsein zu den wesentlichen Berufsvoraussetzungen. Beim Hantieren mit Geräten, Instrumenten und Stoffgemischen ist Sicherheit natürlich oberstes Gebot. Sonst fliegt einem das eigene Labor schnell um die Ohren.
Alles Wissenswerte rund um die Ausbildung in der Chemie-Branche findet ihr auf www.elementare-vielfalt.de. Hier präsentieren führende Chemie-Arbeitgeberverbände ihre neue Ausbildungskampagne, die alle Infos zu den vielfältigen Ausbildungsberufen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, freie Ausbildungsplätze in der Nähe und noch vieles mehr vereint.
Text Jule Malz
Diese Betriebe bilden aus:
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