Bienen für die Zukunft – Nachhaltigkeit ist ein Thema an TH Lübeck

Bienen für die Zukunft – Nachhaltigkeit ist ein Thema an TH Lübeck

Studierende der Technischen Hochschule (TH) Lübeck beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Emissionen, Treibhauseffekt, Erderwärmung – die Wissenschaft beobachtet einen von Menschen verursachten Klimawandel und prognostiziert dramatische Folgen für die Menschheit. Fazit: Studierende von heute müssen nachhaltige Ideen für eine Welt von morgen entwickeln. An der TH Lübeck entstehen aus guten Ideen außergewöhnliche Projekte. In ME2BE CAMPUS stellen sich zwei studentische Initiativen vor …

„Wir haben die Vision einer nachhaltigen Hochschule“, sagt Nele, „und wollen erreichen, dass nachhaltiges Handeln an der TH Lübeck in allen Bereichen zur Selbstverständlichkeit wird.“ Die 25-jährige Masterstudierende der Betriebswirtschaft gehört zu den Gründerinnen der Studierenden-Initiative „Students for Sustainability“ (kurz: S4S). Ihr Motto: „Nachhaltiges Denken und Handeln muss in unseren Köpfen fest installiert werden!“

Gute Idee I: „S4S“

Florian (links) und Nele werben für die „Nachhaltige Hochschule“.

 

Rund 20 weibliche und männliche ‚Students for Sustainability’ arbeiten aktuell daran, die Hochschule zukunftsorientiert zu entwickeln. Ein zentraler Vorschlag ist die Einrichtung einer Stabsstelle für „Nachhaltigkeit“. „Mit einer solchen Stelle könnte das Thema dauerhaft in den Fokus gerückt werden“, erläutert Nele. „Sowohl in der Verwaltung als auch in den Fachbereichen und Studiengängen sollten dann alle zukünftigen Handlungen auf Nachhaltigkeit überprüft werden.“

Was bedeutet das in der Praxis? „Nachhaltiges Handeln fängt mit administrativen Maßnahmen, wie dem Kauf von umweltfreundlichem Papier, dem Ausbau der Fahrradstellplätze und Entscheidungen über Beleuchtung und Lüftungsanlagen an“, erklärt Florian, Bachelorstudent des Studiengangs „Umweltingenieurwesen und -management, „setzt sich beim Mensa-Angebot fort und führt bis in die einzelnen Fachbereiche. Aber es geht nicht nur um Umweltaspekte. Nachhaltiges Studieren bedeutet auch: höhere Interdisziplinarität, weniger Frontalunterricht, modernere Lehransätze, Diskussion und Reflexion, Transparenz, Informationsfluss, sowie Kooperation mit Schulen und Firmen, Städten und Gemeinden sowie gemeinnützigen Initiativen“.

‚Green Office’ und ‚Parking Day’

Dass die Initiative nicht nur Forderungen aufstellen kann, beweisen die Jungakademiker/innen in zahlreichen Projekten auf allen Handlungsfeldern der Hochschule. Auf der Agenda stehen Initiativen zum ‚Stadtradeln’, Diskussionsrunden wie der runde Tisch des ‚FUNKE‘ (Forum für Umwelt, Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Ethik) oder die ‚Perspektiven‘ und das Vorantreiben der Nachhaltigkeit in der Gremienarbeit. Im Bereich der Bewusstseinsbildung unterstützen die S4S ‚Lectures for Future’, wollen einen ‚Parking Day’ veranstalten und mit ‚Profs prüfen’ die Dozierenden sowie die Studierenden zum Nachdenken und Reflektieren bringen. Andere Themen sind die Abfallwirtschaft an der TH, das Großprojekt ‚Green Office’ und Hochbeete für die Studis. „Wer sich über S4S informieren möchte, kann dies in den sozialen Netzwerken tun“, informieren Nele und Florian. „Auf Facebook und Instagram berichten wir regelmäßig über unsere Projektarbeit!“

Gute Idee II: „Die Campus-Imkerei“

Studierende des Bachelorstudiengangs „Umweltingenieurwesen und -management“ tragen normalerweise zivile Kleidung. Es sei denn, sie führen umwelttechnische Untersuchungen im Labor durch – dann sind Laborkittel und Schutzbrille Pflicht! Die angehenden Umweltingenieure Thomas, Michel, Ocke und Lennart schlüpfen zusätzlich in eine weitere Schutzkleidung: Sie tragen regelmäßig die Imkerschutz-Bekleidung, bestehend aus Schutzanzug, Schleier, Hut und Handschuhen, um die hochschuleigenen Bienenvölker auf dem Campus zu versorgen.

Den Anstoß zur Initiative „Campus-Imkerei“ gab Michael Bischoff, Professor im Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften der TH Lübeck. „Die Idee entstand während einer Vorlesung“, erinnert sich der Umweltingenieur und Hobby-Imker, „als ich von meiner privaten Imkertätigkeit berichtete. ‚Wie wäre es, ein Bienenvolk an der Hochschule zu halten?’, fragten mich die Studierenden. Anschließend wurden Hochschul-Richtlinien geprüft, Anträge erstellt, Ausrüstungsgegenstände und Schutzkleidungen besorgt, ein Bienenvolk erworben und dann ging es 2018 los. Mittlerweile gibt es vier Bienenvölker, und der erste Honig konnte geerntet werden“.

 

Der Rauch beruhigt die Bienen und verhindert, dass die Imker und Imkerinnen gestochen werden.

 

Die studentischen Imker-Aufgaben auf dem Campus

Wo wird die Imkerei betrieben, und was sind dabei studentische Aufgaben? Um unsere Fragen zu beantworten, legen sich die vier Jungs die Imkerschutzkleidung an und präsentieren vier bunte Bienenkästen. „Unsere Bienenvölker liegen zwischen zwei Hochschulgebäuden. Dort halten sich keine Menschen auf, sodass eine Gefährdung ausgeschlossen ist“. Lennart ergänzt: „Zurzeit halten wir vier Bienenvölker. Unsere Aufgabe ist es, wöchentlich die Rähmchen zu überprüfen, ob sich Weiselzellen gebildet haben. Diese besonderen Zellen müssen eventuell entfernt werden, da sie der Aufzucht neuer Königinnen dienen“.

Ocke erklärt: „In der Nähe der Hochschule ist eine Schrebergarten-Kolonie. Dort finden die Bienen im Frühjahr und Sommer ausreichend Nektar. Dann ernten wir den Honig und verarbeiten ihn. Die verloren gegangene Nahrung ersetzen wir am Saisonende durch eine Zuckerlösung. So haben unsere Bienen immer genügend Futter!“ Und wie oft werdet ihr gestochen? „Ab und zu gibt’s schon mal einen Stich“, meint Thomas, „meistens, wenn die Schutzkleidung verrutscht, aber das ist nicht so schlimm. Einfach den Stachel aus der Haut entfernen, mit Zwiebelsaft einreiben oder die Stelle erhitzen, dann schwillt die Wunde schnell ab!“

Globales Bienen- und Insektensterben

Berichte über globales Bienen- und Insektensterben sind durchaus besorgniserregend. Um grundlegende Probleme zu lösen, benötigen wir wissenschaftliche Erkenntnisse und Menschen, die diese in die Praxis umsetzen. „Die Campus-Imkerei der TH Lübeck ist ein Beispiel für das Engagement unserer Studierenden und ihr Verständnis für Zusammenhänge in der Natur“, meint Professor Bischoff. „Wir vermitteln Studierenden Wissen zum Schutz der Umwelt verbunden mit einem Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung. Schüler/innen, die sich für Nachhaltigkeit und Klimaschutz engagieren (z.B. bei Fridays for Future) und eine berufliche Perspektive in diesem Bereich sehen, laden wir ein, nach der Schulzeit an unserer Hochschule in einem 3-4-jährigen Studium Kompetenzen für den Umweltschutz zu erwerben und in die Gesellschaft zu tragen.“

TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Sebastian Weimar, TH Lübeck